Gewalt im Nahen Osten Toter und Verletzte bei Anschlag in Tel Aviv
Die Gewalt im Nahen Osten eskaliert. Im Zentrum von Tel Aviv wurde am Abend ein Tourist getötet, mehrere wurden verletzt. Im Westjordanland erschoss ein Palästinenser zwei Frauen. Israels Ministerpräsident Netanyahu mobilisierte weitere Sicherheitskräfte.
Bei einem Anschlag in der israelischen Küstenstadt Tel Aviv sind am Freitagabend ein Italiener getötet und sieben weitere Touristen verletzt worden. In der Nacht gab die israelische Polizei Details zum Tatablauf an der Standpromenade von Tel Aviv bekannt: Demnach lenkte ein 44-jähriger arabischer Israeli an dem belebten Freitagabend seinen PKW auf die Fahrradspur der Promenade und fuhr eine Gruppe von sechs Menschen an. Das Fahrzeug überschlug sich. Ein Polizist und ein städtischer Beamter näherten sich daraufhin dem Wagen. Sie hätten bemerkt, dass der Mann eine Pistole habe ziehen wollen. Daraufhin hätten die Beamten den Attentäter erschossen.
Alle Opfer des Anschlags waren nach Angaben der Polizei ausländische Touristen. Ein 36 Jahre alter Italiener sei am Tatort verstorben, die übrigen Opfer wurden leicht bis mittelschwer verletzt und in die Krankenhäuser eingeliefert.
Der Attentäter, ein arabischer Israeli, war verheiratet und Vater von fünf Töchtern. Er stammte aus einer Kleinstadt rund 30 Kilometer von Tel Aviv entfernt, die unmittelbar neben der Grünen Linie zum Westjordanland liegt.
Ruf nach mehr Sicherheit
Tel Avivs Bürgermeister Ron Huldai sagte in der Nacht, der Anschlag sei "Teil unseres täglichen Lebens". Die Feinde Israelis würden die Schwäche des Landes spüren. Er hoffe, so der Bürgermeister im Fernsehsender Channel 12, dass der Ministerpräsident sich wieder besinne und sich darum kümmere, was er im Wahlkampf versprochen habe: Persönliche Sicherheit, Verbesserung der Wirtschaft und die Bedrohung durch den Iran.
In einer Mitteilung der Regierung hieß es noch am Abend, Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe die Reserve der Grenzpolizei mobilisiert und das Militär angewiesen, zusätzliche Kräfte bereitzustellen. Erst im vergangenen Monat waren bei dem Anschlag eines Palästinensers im Stadtzentrum Tel Avivs ein Mann getötet und zwei weitere verletzt worden.
"Mehr Polizeipräsenz", Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zzt. Jerusalem, zur Lage nach Terroranschlag
Zwei Frauen im Westjordanland erschossen
Im Westjordanland hatte zuvor nach israelischen Angaben mindestens ein Palästinenser auf ein mit drei israelischen Frauen besetztes Auto geschossen und zwei Schwestern getötet. Ihre Mutter wurde schwer verletzt. Laut dem britischen Außenministerium hatten sie auch die britische Staatsbürgerschaft.
Die beiden Schwestern lebten in der israelischen Siedlung Efrat, wie Bürgermeister Oded Revivi sagte. Der Vater sei hinter seinen Töchtern und seiner Frau in einem zweiten Wagen gefahren und habe den Angriff mitansehen müssen. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, das Auto sei offenbar von der Straße gedrängt worden. Nach den Tätern werde gesucht, erklärte das Militär.
Zu der Tat bekannte sich keine Gruppe. Ein Hamas-Sprecher begrüßte den Angriff aber als "Vergeltung für die Verbrechen, die von Israel in der Al-Aksa-Moschee und dem Westjordanland begangen werden". Der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant versprach, die Täter "auf den Friedhof oder ins Gefängnis" zu bringen. Ministerpräsident Netanyahu erklärte bei einem Besuch des Anschlagsort, es sei "nur eine Frage der Zeit", bis diese gefunden werden.
Lage an den Grenzen ruhiger
Zuvor schien sich die Lage an den Grenzen Israels zum Libanon und zum Gazastreifen zumindest teilweise zu beruhigen. Ägypten, das bereits in der Vergangenheit erfolgreich zwischen beiden Seiten vermittelt hatte, bemühte sich um eine Deeskalation, wie aus Kreisen der palästinensischen Autonomiebehörde verlautete. Das mittägliche Freitagsgebet in der Al-Aksa-Moschee am Tempelberg in Jerusalem mit mehr als 130.000 Gläubigen endete ohne größere Zwischenfälle. Am Morgen zuvor war es wieder zu Zusammenstößen zwischen der israelischen Polizei und palästinensischen Gläubigen gekommen.
Allerdings gab es in einigen israelischen Orten im Süden mehrfach Raketenalarm. Nach Angaben der Armee wurden mehr als 40 Geschosse in der Nacht aus dem Gazastreifen auf Südisrael abgefeuert. Anwohner der Region wurden dazu angehalten, in der Nähe von Luftschutzbunkern zu bleiben.
Die Raketenangriffe aus dem Libanon und die Gegenangriffe Israels waren nach Angaben von Beobachtern die schwersten seit dem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006. Auslöser war die gewaltsame Räumung der Al-Aksa-Moschee durch die israelische Polizei in dieser Woche. Das libanesische Außenministerium kündigte nach den Luftangriffen eine Beschwerde beim UN-Sicherheitsrat wegen der Verletzung der Souveränität des Landes an.