Israel, Gazastreifen und Libanon "Kein Interesse an Eskalation"
Raketenangriffe auf Israel, danach Bombardements von Zielen im Libanon und im Gazastreifen - welche Folgen hat der nächtliche Beschuss? "Wir sind nicht an einer Eskalation interessiert", erklärte Israels Militär. Doch die Gewalt setzte sich fort.
Sie könnten wieder zu ihrem Alltag zurückkehren: Wie ein Sprecher der israelischen Armee am frühen Vormittag sagte, könnten die Anwohner der israelischen Ortschaften um den Gazastreifen ihre Schutzräume wieder verlassen. Erstes Anzeichen dafür, dass Israels Streitkräfte fürs Erste nicht mit einer Fortsetzung des Raketenbeschusses der Hamas aus dem palästinensischen Küstenstreifen rechnen.
In der Nacht hatte die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben Waffenfabriken und Tunnelanlagen der Hamas zerstört. Palästinensische Militante hätten daraufhin 23 Geschosse auf Israel am frühen Morgen abgefeuert. Acht Raketen seien vom Luftabwehrsystem Iron Dome zerstört worden, teilte die israelische Armee am Morgen mit.
Rakete schlägt in Wohnung ein
In Sderot, der Kleinstadt direkt neben dem Gazastreifen, durchschlug eine Rakete die Wohnung einer Frau. "Wir haben damit gerechnet, dass die Nacht unruhig wird", sagte Sheri Vasana im israelischen Armeeradio. Sie habe mit ihrer neun Monate alten Tochter im Schutzraum übernachtet, ihr Mann sei im Wohnzimmer geblieben.
"Gegen fünf Uhr wurden Raketen abgeschossen, von denen viele über uns abgefangen wurden. Das konnten wir sehr gut hören. Dann gab es einen sehr lauten Knall und unser Strom ist ausgefallen. Als mein Mann raus ging, konnte er nicht nur das Feuer riechen, sondern sah auch ein Loch in unserem Dach."
"Alles war zerstört"
Am Morgen begutachteten auch Anwohner im Gazastreifen die Schäden der nächtlichen israelischen Luftangriffe: Die Bombardierung von Tunnelanlagen der Hamas hinterließ unter anderem große Erdkrater, die in der Nähe von Wohnhäusern entstanden.
Er habe sich mit seiner Frau und der zweijährigen Tochter zum Suhur versammelt, dem Frühstück vor Sonnenaufgang im Ramadan, sagte Majdi Abu Nemeh gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Dann hörten wir drei, vier gewaltige Explosionen, nicht die normalen. Ich nahm meine Tochter und rannte los."
Alle anderen habe er nicht beachtet. "Ich hielt nur meine zweijährige Tochter, die zu weinen begann. Die Kinder fingen alle an zu weinen und meine Tochter wurde bewusstlos. Ich schaute mich um, alles war zerstört." Auch sein Auto sei zerstört worden.
Libanon: Keine weiteren Einsätze
Aus dem Libanon wird berichtet, dass es seit dem israelischen Luftangriff um vier Uhr morgens auf Gebäude auf einer landwirtschaftlichen Fläche keine weiteren Einsätze gegeben habe. Von dieser Stelle aus seien mehr als 30 Raketen gestern Nachmittag auf den Norden Israels abgefeuert wurden.
"Wir sind nicht an einer Eskalation interessiert", sagte ein israelischer Armee-Sprecher bereits heute Morgen. Israels Regierung macht die islamistische Hamas, die 2007 gewaltsam die Macht im Gazastreifen übernommen hat, für die gestrigen Raketenangriffe aus dem Libanon verantwortlich. Die Hamas hätte demnach allerdings ohne Zustimmung der proiranischen Hisbollah diesen Angriff nicht durchführen können.
Terroranschlag auf drei Frauen
Am Mittag kam es auf einer Landstraße rund 30 Kilometer östlich von Nablus im besetzten Westjordanland zu einem Terroranschlag auf drei israelische Frauen: Die Täter hätten das Fahrzeug der drei Frauen beschossen. Dadurch sei ein schwerer Unfall verursacht worden, zwei Frauen starben noch am Unfallort, die dritte Autoinsassin sei schwer verletzt geborgen worden.