Blauhelm-Soldaten der UN-Mission UNIFIL bei einer Patrouille im Südlibanon

Israelische Bodenoffensive UN melden Beschuss ihres Hauptquartiers im Libanon

Stand: 10.10.2024 20:31 Uhr

Mit der israelischen Offensive im Südlibanon steigt auch die Gefahr für Soldaten der UN-Blauhelmmission UNIFIL. Ein israelischer Panzer hat nach UN-Angaben deren Hauptquartier getroffen und zwei Soldaten verletzt.

Bei einem Beschuss des Hauptquartiers der UN-Mission UNIFIL durch israelische Truppen hat es offenbar die ersten Opfer in den Reihen der Blauhelme seit Beginn von Israels Bodenoffensive im Libanon gegen die Hisbollah-Terrormiliz Anfang Oktober gegeben.

Nach Darstellung der Vereinten Nationen schoss ein Panzer der israelischen Armee auf einen UN-Beobachtungsposten. Mindestens zwei Blauhelm-Soldaten seien dabei verletzt worden, teilte ein Sprecher mit.

Laut Bundeswehr keine Deutschen verletzt

Die UN-Mission überwacht das israelisch-libanesische Grenzgebiet seit Jahrzehnten. Daran sind mehr als 10.000 UN-Soldaten aus mehr als 50 Ländern beteiligt, darunter auch Deutsche. Viele der UN-Truppen stammen unter anderem aus Indonesien, Italien und Indien.

Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, nach aktuellen Erkenntnissen seien keine deutschen UN-Soldaten getroffen worden.

Das israelischen Militär bestätigte, dass die Armee heute in der Gegend um Nakura aktiv war. Man habe die UN-Truppen angewiesen, Schutz zu suchen, erst danach seien Schüsse abgegeben worden. Israels UN-Botschafter, Danny Danon, legte der Mission einen Abzug aus dem Kampfgebiet nahe. "Unsere Empfehlung lautet, dass die UNIFIL sich fünf Kilometer nach Norden verlegt", teilte er mit. Damit könnten angesichts der sich intensivierenden Kämpfe "Gefahren vermieden werden".

Kritik an Israel

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte, im Libanon sei eine weitere Linie gefährlich überschritten worden. Jeder vorsätzliche Angriff auf Friedenstruppen sei ein schwerer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates. Die Täter müssten vollständig zur Rechenschaft gezogen werden.

Italiens Verteidigungsminister, Guido Crosetto, verurteilte den Vorfall als mögliches Kriegsverbrechen. "Das war kein Versehen und kein Unfall", sagte er. Auch das französische Außenministerium forderte eine Erklärung von der israelischen Regierung. Diese sei, genauso wie alle Kriegsparteien, für den Schutz der Friedensmission verantwortlich.

Hauptquartier "wiederholt getroffen"

Der Beschuss ereignete sich in Nakura im Südlibanon. An der Mittelmeerküste ist Nakura der erste größere Ort nahe der Demarkationslinie mit Israel. Die UNIFIL-Mission hat hier ihr Hauptquartier. Dieses und die Umgebung seien "wiederholt getroffen" worden, erklärte der UNIFIL-Sprecher. Die beiden UN-Soldaten seien nicht schwer verletzt, nach dem Angriff aber im Krankenhaus.

Ein israelischer Angriff auf einen weiteren UNIFIL-Posten habe den Eingang zu einem Bunker getroffen, in dem UN-Soldaten Schutz gesucht hatten. Dabei seien UN-Fahrzeuge und ein Kommunikationssystem beschädigt worden.

Libanon: Tausende Tote und Verletzte

Israels Armee hatte Anfang Oktober eine Bodenoffensive im Libanon begonnen und kämpft dort nach eigenen Angaben gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz. Zugleich steigt die Gefahr möglicher Zusammenstöße mit der libanesischen Armee sowie mit den UN-Soldaten. Die libanesische Armee ist nicht direkt am Konflikt beteiligt, doch hat auch sie bereits Todesopfer nach Zusammenstößen mit israelischen Truppen gemeldet.

Seit der Eskalation der Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah im September sind im Libanon nach Regierungsangaben mehr als 2.000 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Tausend wurden demnach verletzt. Die von der Regierung veröffentlichten Zahlen unterscheiden dabei nicht zwischen Zivilisten und Milizionären.