Angriffe auf den Gazastreifen Explosionen, Trauer, Krankheiten
Ungeachtet der neuen UN-Resolution greift die israelische Armee weiter Ziele im Gazastreifen an. Aus dem Süden werden Explosionen gemeldet. Eine Ärztin berichtet von Krankheiten und Hunger. Einlenken will Israel nicht.
Explosionen erschüttern Chan Yunis: Das Video der Nachrichtenagentur AFP zeigt, wie dunkler Rauch aufsteigt über der Stadt im Süden des Gazastreifens. Dort und im gesamten Küstengebiet greift die israelische Armee weiter Ziele der Terrororganisation Hamas an. Das Militär hat nach eigenen Angaben im Norden Dutzende radikale Kämpfer getötet.
Bei einer Razzia entdeckten Soldaten ein Waffenlager in einem Kindergarten. Mörsergranaten und Panzerabwehrraketen waren nach Aussage eines Armeesprechers in Spielzeugkisten versteckt. Unabhängig überprüfen lässt sich das nicht.
Palästinenser fordern "sofortige Waffenruhe"
Die Kämpfe gehen also weiter - auch nach der Resolution des UN-Sicherheitsrates. Der hatte nach tagelangen Diskussionen einen Appell beschlossen: Alle Seiten sollen dafür sorgen, dass mehr Hilfe in den Gazastreifen gelangt. Von einer Feuerpause ist in der Resolution nicht die Rede. Der palästinensische UN-Botschafter Riyad Mansour kritisiert das. "Wir werden nicht nachlassen, bis wir eine sofortige Waffenruhe erreicht haben und viel mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangt."
Für die israelische Regierung ändert sich durch die UN-Resolution nichts. Außenminister Eli Cohen erklärte, dass Israel den Krieg gegen die Hamas so lange fortsetzen werde, bis diese zerstört ist und die fast 130 Geiseln frei sind. Das sagte am Abend auch Armeesprecher Daniel Hagari. "Es ist wichtig zu betonen, dass die Entscheidung des UN-Sicherheitsrates die Aufforderung beinhaltet, die Geisel freizulassen - ohne Bedingungen. Und ihnen humanitäre Hilfe zu gewähren, um sie medizinisch zu versorgen. Wir rufen die internationale Gemeinschaft und internationale Organisationen auf, die Entscheidung umzusetzen."
Die Resolutionen des Weltsicherheitsrats sind völkerrechtlich verbindlich. Doch der jetzige Aufruf zu mehr Hilfslieferungen ist so allgemein formuliert, dass Verstöße kaum Konsequenzen haben dürften. Auch für die Menschen im Gazastreifen ändert die Resolution erstmal nichts.
"Krankheiten bereiten sich im großen Stil aus"
Im kuwaitischen Krankenhaus in Rafah, ganz im Süden des Gazastreifens, bleibt die Situation angespannt. Nour Wahidi arbeitet hier als Ärztin. Sie berichtet von medizinischen, wirtschaftlichen und humanitären Problemen. "Krankheiten bereiten sich im großen Stil aus, es gibt kein Essen. Jeden Tag, wenn ich zur Arbeit komme, sehe ich ein unvorstellbares Leid", sagt sie.
Wahidi hat ihre Familie zurückgelassen. Mehrmals schon musste sie wegen der Kämpfe eine neue Unterkunft suchen. Und trotzdem geht sie jeden Tag ins Krankenhaus, um anderen Menschen zu helfen - so gut es geht.
Nur wenige Lkw erreichen den Gazastreifen
Ihr Krankenhaus liegt in der Nähe der Grenze zu Ägypten. Dorthin gelangen noch einige Hilfslieferungen. Doch die Mitte und der Norden des Gazastreifens sind davon weitgehend abgeschnitten.
Nach Angaben der Vereinten Nationen gelangten am Freitag etwa 70 Lastwagen mit Hilfsgütern aus Ägypten in den Gazastreifen. Gut 20 passierten aus Israel den Posten Kerem Shalom. Vor dem Krieg waren es jeden Tag etwa 500.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee