Nahost Kein Ende der Gewalt
Nach den schweren Angriffen aus dem Libanon auf Israel reißt die Gewalt in der Region nicht ab. Im Westjordanland tötete ein Palästinenser zwei Frauen. Am Abend wurden bei einem Schusswaffenangriff in Tel Aviv mehrere Menschen verletzt.
In Tel Aviv sind am Abend nach Angaben des israelischen Außenministeriums mindestens sieben Menschen durch Schüsse verletzt worden, zwei davon schwer. Das Ministerium sprach von einem Terroranschlag.
Im Westjordanland hatte zuvor nach israelischen Angaben mindestens ein Palästinenser auf ein mit drei israelischen Frauen besetztes Auto geschossen und zwei Schwestern getötet. Ihre Mutter wurde schwer verletzt. Laut dem britischen Außenministerium hatten sie auch die britische Staatsbürgerschaft.
Hamas begrüßt Anschlag
Die beiden Schwestern lebten in der israelischen Siedlung Efrat, wie Bürgermeister Oded Revivi sagte. Der Vater sei hinter seinen Töchtern und seiner Frau in einem zweiten Wagen gefahren und habe den Angriff mitansehen müssen. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, das Auto sei offenbar von der Straße gedrängt worden. Nach den Tätern werde gesucht, erklärte das Militär.
Zu der Tat bekannte sich keine Gruppe. Ein Hamas-Sprecher begrüßte den Angriff aber als "Vergeltung für die Verbrechen, die von Israel in der Al-Aksa-Moschee und dem Westjordanland begangen werden". Der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant versprach, die Täter "auf den Friedhof oder ins Gefängnis" zu bringen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte bei einem Besuch des Anschlagsort, es sei "nur eine Frage der Zeit", bis diese gefunden werden.
Lage an den Grenzen ruhiger
Im Laufe des Tages schien sich die Lage an den Grenzen Israels zum Libanon und zum Gazastreifen zumindest teilweise zu beruhigen. Ägypten, das bereits in der Vergangenheit erfolgreich zwischen beiden Seiten vermittelt hatte, bemühte sich um eine Deeskalation, wie aus Kreisen der palästinensischen Autonomiebehörde verlautete. Das mittägliche Freitagsgebet in der Al-Aksa-Moschee am Tempelberg in Jerusalem mit mehr als 130.000 Gläubigen endete ohne größere Zwischenfälle. Am Morgen zuvor war es wieder zu Zusammenstößen zwischen der israelischen Polizei und palästinensischen Gläubigen gekommen.
Allerdings gab es in einigen israelischen Orten im Süden mehrfach Raketenalarm. Nach Angaben der Armee wurden mehr als 40 Geschosse in der Nacht aus dem Gazastreifen auf Südisrael abgefeuert. Anwohner der Region wurden dazu angehalten, in der Nähe von Luftschutzbunkern zu bleiben.
Die Raketenangriffe aus dem Libanon und die Gegenangriffe Israels waren nach Angaben von Beobachtern die schwersten seit dem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006. Auslöser war die gewaltsame Räumung der Al-Aksa-Moschee durch die israelische Polizei in dieser Woche. Das libanesische Außenministerium kündigte nach den Luftangriffen eine Beschwerde beim UN-Sicherheitsrat wegen der Verletzung der Souveränität des Landes an.
Im Gazastreifen griff Israel nach palästinensischem Raketenbeschuss Waffenfabriken und Tunnel der Hamas an, wie das Militär mitteilte. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurde auch ein Kinderkrankenhaus beschädigt. Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte der Nachrichtenagentur dpa, das Militär habe Ziele in der Nähe der Klinik angegriffen. Dass dabei das Krankenhaus beschädigt worden sein soll, darüber habe die Armee keine Kenntnis. Weder auf israelischer Seite noch im Gazastreifen wurden Tote gemeldet.