Notstandsregierung will hart vorgehen "Jedes Hamas-Mitglied ist ein toter Mann"
Die neu geformte israelische Notstandsregierung hat ein hartes Vorgehen gegen die Hamas angekündigt. Jedes ihrer Mitglieder "sei ein toter Mann", so Premier Netanyahu. Die Lufthansa beginnt heute ihre Sonderflüge für deutsche Staatsangehörige.
Nach dem massiven Angriff der Hamas hat Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu damit gedroht, alle Mitglieder der militant-islamistischen Palästinenserorganisation zu töten. "Die Hamas, das ist der 'Islamische Staat', und wir werden sie zerquetschen und zerstören, wie die Welt den 'Islamischen Staat' zerstört hat", sagte Netanyahu am Abend in seiner ersten Ansprache mit Mitgliedern des neuen sogenannten Kriegskabinetts.
Nach dem folgenschwersten Angriff auf Israel seit seiner Staatsgründung vor 75 Jahren hatten sich Netanyahu und der Oppositionspolitiker Benny Gantz zuvor auf eine gemeinsame "Notstandsregierung und ein Kriegskabinett" geeinigt, wie sie in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Dem dreiköpfigen "Kriegskabinett" sollen Netanyahu, Gantz und Gallant angehören.
Israels Armee bombardiert weiter Hamas-Ziele im Gazastreifen
Das israelische Militär setzte unterdessen auch in der Nacht sein Bombardement im Gazastreifen fort. Derzeit laufe ein großangelegter Angriff gegen zur Hamas gehörende Ziele im Gazastreifen, teilten die Streitkräfte am frühen Morgen auf Telegram mit.
Unter den mehr als 1.200 Todesopfern der Terrorattacken der Hamas in Israel sind nach Stand vom Mittwoch laut Armeeangaben auch 189 Soldaten. Die weitaus meisten der bei den Großangriffen getöteten Menschen sind demnach Zivilisten.
Auch im Gazastreifen stieg die Zahl der Toten erneut an - auf inzwischen 1.200, berichteten palästinensische Medien unter Berufung auf das Gesundheitsministerium des Gazastreifens. Etwa 5.600 Menschen wurden den Angaben zufolge dort verletzt. Etwa 340.000 der 2,3 Millionen Einwohner des Gebietes seien durch den Krieg vertrieben worden, teilten die UN mit. 65 Prozent der Vertriebenen befänden sich derzeit in Notunterkünften.
Präsident Biden: Israel muss nach den "Regeln des Krieges" handeln
US-Präsident Joe Biden forderte Israel am Abend auf, bei seinen Gegenschlägen nach den "Regeln des Krieges" zu handeln. Biden hatte US-Medien zufolge den israelischen Premier bereits in Gesprächen aufgefordert, die Zahl der zivilen Opfer in Gaza so gering wie möglich zu halten und nach dem Völkerrecht zu handeln. In einer Rede am Dienstag sagte Biden mit Blick auf Netanyahu: "Wir haben auch darüber gesprochen, dass Demokratien wie Israel und die Vereinigten Staaten stärker und sicherer sind, wenn wir nach rechtsstaatlichen Grundsätzen handeln."
Die USA wollen zur Unterstützung Israels eine zweite Flugzeugträgerkampfgruppe ins östliche Mittelmeer verlegen. Die "USS Dwight D. Eisenhower" und deren Begleitschiffe seien ein "verfügbares Asset", auf das man bei Bedarf zurückgreifen werde, erklärte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Die "USS Gerald R. Ford", der modernste Flugzeugträger der US-Marine, und deren Kampfgruppe aus Kreuzern, Zerstörern sowie weiteren Schiffen und Flugzeugen ist bereits im östlichen Mittelmeer eingetroffen.
Türkei verhandelt mit Hamas über Freilassung von Geiseln
Die Türkei verhandelt unterdessen nach Regierungsangaben über eine Freilassung von Zivilisten, die die Hamas bei ihren Großangriffen auf Israel als Geiseln genommen und in den Gazastreifen verschleppt hat. Die Verhandlungen zwischen den Unterhändlern aus Ankara und der militant-islamistischen Gruppe habe der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan angeordnet, teilte ein Regierungsvertreter mit. Anders als die USA, die EU und Israel stuft die Türkei die Hamas nicht als Terrororganisation ein.
Am Abend meldete die Terrormiliz die Freilassung einer israelischen Geisel und ihrer beiden Kinder. "Eine israelische Siedlerin und ihre zwei Kinder wurden nach ihrer Festnahme bei den Zusammenstößen freigelassen", erklärten die Essedin-al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, im palästinensischen Fernsehsender Al-Aksa. Israelische Medien erklärten hingegen, die Frau sei gar nicht in den Gazastreifen verschleppt und bereits zuvor wieder freigelassen worden.
Lufthansa startet Sonderflüge für deutsche Staatsangehörige
Die Lufthansa bringt ab heute mit Sonderflügen in Israel gestrandete deutsche Staatsangehörige nach Hause. Am Donnerstag sowie am Freitag sind jeweils vier Flüge ab Tel Aviv geplant, die ab dem Nachmittag wieder in Deutschland zurückerwartet werden.
Die Lufthansa hatte ihre Israel-Flüge wegen der Situation in Nahost eigentlich bis einschließlich Samstag eingestellt, nun finden die Sonderflüge statt. Die Lufthansa prüft zudem, ob lagebedingt ab Sonntag wieder Linienflüge möglich sind. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Mittwoch, auf der Krisenliste der deutschen Botschaft in Israel hätten sich etwa 5.000 Menschen eingetragen. Er konnte aber nicht sagen, ob all diese Menschen ausreisen wollten.