Krieg in Nahost Keine Hoffnung auf Entspannung
Israel und die Hisbollah beschießen sich in den mitunter schwersten Angriffen seit Beginn des Konflikts. Die Vereinten Nationen warnen vor einer Katastrophe. In der libanesischen Bevölkerung herrscht Fatalismus.
Auch heute Morgen berichteten libanesische Medien wieder über massive Luftangriffe im Süden des Landes. Unter anderem habe die israelische Armee Ziele in der Nähe der Städte Tyros und Marjayoun beschossen. Fernsehbilder zeigen, wie Menschen am Strand von Tyros spazieren gehen und wenige Kilometer hinter ihnen hohe Rauchsäulen aufsteigen.
Die Gefechte zwischen der schiitischen Hisbollah-Miliz und der israelischen Armee zählen zu den heftigsten seit Beginn des gegenseitigen Beschusses vor knapp einem Jahr. Gestern hatte Israel nach eigenen Angaben mehrere Hundert Ziele im Süden des Libanon angegriffen - die Hisbollah feuerte mehr als 100 Raketen auf Israel ab.
Das zeige, dass die schiitische Miliz trotz der jüngsten israelischen Angriffe noch in der Lage sei, militärisch zu antworten, sagt Militärexperte Hatem el-Falahi im Programm von Al Jazeera. "Diese Angriffe der Hisbollah unterscheiden sich von früheren Aktionen. Sie reichten bis nach Haifa und zielten auf Luftwaffenstützpunkte 40 bis 45 Kilometer im Landesinneren Israels." Damit habe die Hisbollah ihre Ziele erheblich ausgeweitet, sagt el-Falahi.
Hisbollah spricht von Vergeltung
Die Miliz gab an, sie habe nicht nur Luftwaffenstützpunkte angegriffen, sondern auch das Rüstungsunternehmen Rafael in der Nähe der Hafenstadt Haifa. Dies sei der erste Teil der Vergeltung für die explodierten Pager und Walkie-Talkies, erklärte die Hisbollah.
Die massiven Gefechte folgen auf das Bombardement eines Hochhauses im Süden von Beirut. Dort hatte die israelische Armee am Freitag mehrere hochrangige Hisbollah-Kommandeure getötet. Nach jüngsten Angaben des libanesischen Gesundheitsministers starben dabei mindestens 45 Menschen, darunter auch viele Zivilisten.
In der libanesischen Bevölkerung macht sich ein gewisser Fatalismus breit. Ein Mann in Beirut sagt: Seit 40 Jahren werde das Land angegriffen, das werde sich auch in den nächsten 40 Jahre nicht ändern.
"Natürlich wollen wir keinen Krieg - wir sind damit nicht glücklich", fügt eine junge Frau hinzu. "Aber letztlich ist es nicht unsere Entscheidung. Was in den letzten Tagen passiert ist, kann ich nicht mehr in Worte fassen."
UN warnen vor Katastrophe
Die Sonderkoordinatorin der Vereinten Nationen für den Libanon warnte vor einer weiteren Eskalation: Es gebe keine militärische Lösung, die beide Seiten sicherer mache, so Jeanine Hennis-Plasschaert. Die Region stehe am Rande einer drohenden Katastrophe.
Am Morgen feuerten auch schiitische Milizen aus dem Irak Drohnen und andere Marschflugkörper auf Israel ab. Ein Sprecher der - wie die Hisbollah - vom Iran geförderten Milizen bezeichnete dies als Unterstützung des Libanon.