Nach Militärbeschuss von Gaza Massive Raketenangriffe auf Israel
Nach Luftangriffen auf Gaza ist Israel im Gegenzug mit zahlreichen Raketen beschossen worden. Etwa eine Million Menschen wurden angewiesen, Schutzräume aufsuchen. Eine gemeldete Waffenruhe hält nicht.
Militante Palästinenser im Gazastreifen haben nach Angaben des israelischen Militärs mehr als 200 Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert. Insgesamt habe es rund 270 Abschüsse gegeben, davon hätten 205 die Grenze nach Israel überquert, teilte das Militär mit.
Insgesamt seien 63 Raketen abgefangen worden. Der Rest landete auf offenem Gelände, zudem habe es drei Einschläge in städtischen Gebieten gegeben. In grenznahen Städten, aber auch im Zentrum Israels und im Großraum Tel Aviv heulten am Nachmittag die Sirenen.
In der Stadt Sderot wurde ein Wohnhaus getroffen. Aus Sorge vor palästinensischen Raketenangriffen hatte der israelische Heimatschutz angeordnet, dass sich Menschen am Gazastreifen in der Nähe oder in Schutzräumen aufhalten müssen. Das betrifft mehr als eine Million Menschen. Schulen in der Region waren heute geschlossen.
Beschuss auch am Abend
Auch am Abend setzten militante Palästinenser ihren Beschuss fort - ungeachtet einer ägyptischen Waffenstillstandsmeldung. Auch die Metropole Tel Aviv wurde erneut angegriffen. Israel attackierte weitere Ziele in Gaza.
Zuvor hatte der staatliche ägyptische Fernsehsender Extra News gemeldet, Ägypten habe einen Waffenstillstand vermittelt. Israel erklärte, Ägypten bemühe sich, einen Waffenstillstand zu vermitteln. Man werde über das weitere Vorgehen anhand der Situation vor Ort entscheiden und nicht auf der Grundlage von Erklärungen. Die militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad äußerte sich zunächst nicht.
Mindestens fünf Palästinenser getötet
Vor dem massiven Raketenbeschuss im Tagesverlauf hatte Israels Luftwaffe nach Armeeangaben zuvor mehr als 100 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Aus palästinensischen Sicherheitskreisen hieß es, mehrere militärische Anlagen und Einrichtungen der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad seien getroffen worden. Laut Krankenhausangaben wurden mindestens fünf Palästinenser getötet, darunter ein 14-jähriger Junge. Etwa 20 Menschen wurden verletzt.
Die israelische Luftwaffe hatte in der Nacht zu Dienstag drei ranghohe Mitglieder des Islamischen Dschihad gezielt getötet. Bei den israelischen Luftangriffen in dem Küstenstreifen wurden insgesamt 13 Menschen getötet, unter ihnen mehrere Frauen und Kinder.
Zudem kamen am Dienstag bei einem israelischen Angriff auf ein Auto im südlichen Gazastreifen zwei Mitglieder einer militanten palästinensischen Gruppierung ums Leben. Nach Angaben der israelischen Armee sollen sie eine gelenkte Panzerabwehrrakete transportiert haben.
Netanyahu droht schwere Angriffe auf Gaza an
Israels Premierminister Benjamin Netanyahu drohte eine Verstärkung der derzeitigen Angriffe im Gazastreifen an. "Wir sind vorbereitet auf die Möglichkeit einer Ausweitung des Einsatzes sowie schwerer Schläge gegen Gaza", sagte er nach Angaben seines Büros zu Ratsvorsitzenden im Süden des Landes.
Die israelische Armee begründete den militärischen Schlag mit mehreren Angriffen aus dem Gazastreifen in den vergangenen Wochen.
Mehrere Gruppierungen im Gazastreifen kündigten abermals Vergeltung an. Zuletzt feuerten militante Palästinenser nach dem Tod eines palästinensischen Häftlings in der vergangenen Woche Dutzende Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet ab.
Tote auch im Westjordanland
Auch im besetzten Westjordanland gab es neue Gewalt. Dort töteten israelische Soldaten bei einem Feuergefecht zwei Palästinenser. Die beiden Extremisten hätten aus einem Auto heraus das Feuer auf Soldaten eröffnet und seien dann erschossen worden, teilte das Militär mit. Die militante Palästinenser-Gruppe Islamischer Dschihad erklärte, bei den Toten handele es sich um zwei ihrer Kämpfer.
Bereits seit Monaten verschärft sich die Lage in dem Konflikt wieder. Das israelische Militär führt verstärkt Razzien in den besetzten Gebieten durch, Palästinenser greifen wiederholt Israelis an. Seit Anfang des Jahres starben in dieser Gewaltspirale mehr als 100 Palästinenser sowie mindestens 19 Israelis und Angehörige anderer Staaten.
Mit Informationen von Jan-Christoph Kitzler, ARD-Studio Tel Aviv