Gazastreifen Israel meldet Einsatz im Al-Schifa-Krankenhaus
Das israelische Militär ist nach eigenen Angaben in einen Teil des Al-Schifa-Krankenhauses im Gazastreifen eingedrungen. Es hieß, Soldaten führten "eine präzise und gezielte Operation" durch.
Die israelischen Streitkräfte haben einen Teil des Al-Schifa-Krankenhauses im Gazastreifen gestürmt. "Wir fordern alle im Krankenhaus anwesenden Hamas-Terroristen auf, sich zu ergeben", erklärte die Armee auf der Plattform X, ehemals Twitter.
Der Einsatz erfolge auf Grundlage nachrichtendienstlicher Informationen und betreffe einen bestimmten Bereich des Krankenhauses.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Aus dem von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium hieß es: "Die Besatzungsarmee ist jetzt im Keller und durchsucht ihn. Sie sind im Inneren des Komplexes, schießen und werfen Sprengsätze." Der Leiter der Krankenhäuser im Gazastreifen, Mohammed Zakout, sagte dem Fernsehsender Al-Dschasira, die Armee habe zuerst die Chirurgie und die Notaufnahme gestürmt.
Der Generaldirektor der Gesundheitsbehörde, Munir Al-Bursch, sagte: "Es gibt große Explosionen und Staub in den Bereichen, in denen wir uns befinden. Wir glauben, dass es auch im Krankenhaus eine Explosion gegeben hat." Al-Schifa ist ein weitläufiger Komplex von Gebäuden und Höfen, nur wenige hundert Meter vom Fischereihafen von Gaza-Stadt entfernt.
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Offenbar Warnung vor Stürmung
Einem Medienbericht zufolge hatten die Streitkräfte die Behörden im Gazastreifen vor dem Einsatz gewarnt. Das Militär habe einen palästinensischen Gesundheitsbeamten kontaktiert und über den bevorstehenden Angriff informiert, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministerium ebenfalls Al-Dschasira.
Seit Tagen gibt es in der Nähe von Krankenhäusern im nördlichen Gazastreifen Gefechte zwischen israelischen Bodentruppen und palästinensischen Extremisten. Mitarbeiter des Al-Schifa-Krankenhauses berichteten von anhaltendem Beschuss in dem Gebiet. Israel vermutet unter dem Krankenhaus-Komplex eine Kommandozentrale der Terrormiliz Hamas. Diese bestreitet das. Das Al-Schifa-Krankenhaus ist die größte Klinik im Gazastreifen.
Medizinische Teams auch im Einsatz
Zuvor hatte Israels Militärsprecher Daniel Hagari bereits angekündigt, dass die Streitkräfte auch gegen mutmaßliche Infrastruktur der Hamas in Krankenhäusern im Gazastreifen vorgehen werden. "Die fortgesetzte militärische Nutzung des Schifa-Krankenhauses durch die Hamas führt dazu, dass es seinen besonderen völkerrechtlichen Schutz verliert", sagte Hagari. "Wir sind gezwungen, vorsichtig und präzise gegen die militärische Infrastruktur der Hamas in den Krankenhäusern vorzugehen."
Zu den Einsatzkräften bei der Militäroperation im Al-Schifa-Krankenhaus gehörten nach Armeeangaben auch medizinische Teams und Arabisch sprechende Personen. Sie hätten eine spezielle Ausbildung durchlaufen und sollten sicherstellen, dass Zivilisten, die von der Hamas als menschliche Schutzschilde benutzt werden, kein Schaden zugefügt werde, hieß es in der Mitteilung der Streitkräfte weiter.
Der Sprecher der israelischen Armee, Oberstleutnant Peter Lerner, sagte dem Sender CNN, das Krankenhaus und der Komplex seien für die Hamas "ein zentraler Knotenpunkt ihrer Operationen, vielleicht sogar das schlagende Herz und vielleicht sogar ihr Schaltzentrale".
USA sprechen von "Kontrollknoten"
Auch die USA gehen davon aus, dass die Hamas im Gazastreifen Krankenhäuser für militärische Zwecke nutzt. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, sagte: "Hamas und Mitglieder des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) nutzen einige Krankenhäuser im Gazastreifen - auch die Schifa-Klinik - und unter ihnen liegende Tunnel, um ihre Militäroperationen zu verbergen und voranzutreiben und um Geiseln festzuhalten".
Die Al-Schifa-Klinik in Gaza-Stadt sei ein "Kommando- und Kontrollknoten" für diese Gruppierungen. Wahrscheinlich würden dort auch Ausrüstung und Waffen gelagert, hieß es. Diese Informationen stammen laut Kirby "aus einer Vielzahl eigener Geheimdienstmethoden".
Kirby betonte jedoch auch, die USA unterstützten weder Luftangriffe auf Krankenhäuser noch Feuergefechte in deren Nähe. "Unschuldige Menschen, hilflose Menschen, kranke Menschen", die "lediglich versuchten, die medizinische Versorgung zu erhalten, die sie verdienen", dürften nicht ins Kreuzfeuer geraten.
Die Hamas habe sich unter die Zivilbevölkerung gemischt. Die Nutzung der Schifa-Klinik für militärische Zweck sei ein Kriegsverbrechen und mache den Einsatz des israelischen Militärs "deutlich schwieriger", sagte Kirby.
Hamas dementiert
Die Terrormiliz Hamas wies die Anschuldigungen zurück und warf den USA vor, "Lügen" Israels zu verbreiten. Die Einrichtungen würden nicht "als Versteck für gefangene israelische Soldaten oder als Kommandozentralen" genutzt. "Wir bekräftigen unsere Forderung an die Vereinten Nationen, ein internationales Komitee einzurichten, das alle Krankenhäuser im Gazastreifen inspiziert", hieß es in einer Mitteilung.