Militärdienst Israel beginnt mit Einberufung Ultraorthodoxer
Jahrzehntelang gab es in Israel Ausnahmen für die Wehrpflicht streng religiöser Männer. Das ändert sich nun. Ab Sonntag will die israelische Armee 1.000 Ultraorthodoxe einberufen. Weitere sollen folgen.
Das israelische Militär will ab dem kommenden Sonntag Ultraorthodoxe zum Militärdienst einziehen. An 1.000 ultraorthodoxe Männer im Alter von 18 bis 26 Jahren sollen Einberufungsbefehle verschickt werden. Das sagte Verteidigungsminister Yoav Gallant nach Angaben des Kan-Radios. Die Armee plant, in diesem Jahr in drei Schüben 3.000 Strenggläubige einzuziehen.
Höchstes Gericht verpflichtete Ultraorthodoxe
Die Ausnahmeregelung für Ultraorthodoxe galt jahrzehntelang, lief jedoch aus. Der Regierung gelang es nicht, ein Gesetz zu verabschieden, um die Erleichterungen für die Strengreligiösen zu zementieren. Der Oberste Gerichtshof erließ kürzlich ein Urteil, wonach ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst einzuziehen sind.
Die Armee hatte zuletzt angesichts des monatelangen Kriegs gegen die terroristische Hamas im Gazastreifen eindringlich vor einem drastischen Mangel an kampffähigen Soldaten gewarnt. Zudem empfinden es viele Israelis als ungerecht, dass ultraorthodoxe Juden bislang keinen Dienst an der Waffe leisten sollten und von gefährlichen Kampfeinsätzen ausgenommen waren.
Netanyahu erneuert Forderung
Unterdessen erneuerte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu seine Forderung, dass das Militär auch nach einem möglichen Waffenruheabkommen mit der Hamas in Rafah bleiben müsse.
Er fühle sich in der Überzeugung gestärkt, dass Israels Kontrolle über den Philadelphi-Korridor und über den Grenzübergang Rafah von entscheidender Bedeutung sei für die nächste Phase im Kampf gegen die Hamas, sagte Netanyahu in einem Video, das das Ministerpräsidentenamt veröffentlichte.
Israel geht davon aus, dass sich die Hamas durch Tunnel, die unter dem Philadelphi-Korridor verlaufen, mit Waffen, Gütern und Geld versorgt hat. Der Korridor ist ein etwa zwölf Kilometer langer Streifen, der auf der Gaza-Seite der Grenze zu Ägypten verläuft. Der Grenzübergang zu Ägypten ist seit Mai geschlossen, nachdem israelische Truppen dessen Gaza-Seite besetzt haben.
Hindernis für Verhandlungen
Die Forderung von Netanyahu gilt als ein Hindernis, um bei den indirekten Verhandlungen zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel zu einer Einigung zu kommen. Ägypten, das zusammen mit Katar und den USA bei den indirekten Verhandlungen mit der Hamas vermittelt, ist strikt gegen einen dauerhaften Verbleib von Teilen Rafahs unter israelischer Besatzung.