Israels Premier unter Druck Tausende protestieren gegen Netanyahu
Unter den Israelis wird die Unzufriedenheit mit Regierungschef Netanyahu immer größer: Tausende Menschen haben am Samstag in mehreren Städten gegen seine Politik protestiert. Auch international wächst der Druck auf den Premier.
Tausende Menschen haben in Tel Aviv gegen den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu protestiert. Sie forderten ein sofortiges Ende des Krieges und eine Rückkehr der von der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Proteste gab es auch in der Hafenstadt Haifa und vor der Residenz des Premiers in Jerusalem.
Demonstranten verlangten dabei am Samstag auch Neuwahlen und bezeichneten Netanyahu als das "Gesicht des Bösen". Viele Menschen in Israel kritisieren seinen Kurs im Krieg gegen die Hamas. Sie befürchten unter anderem, dass ohne baldige Feuerpause die Geiseln im Gazastreifen getötet werden könnten. Netanyahu hat wiederholt klar gemacht, die Hamas vernichten zu wollen.
Netanyahu widerspricht Biden
Auch international wächst der Druck auf Netanyahu: Nachdem US-Präsident Joe Biden am Freitag nach einem Telefonat mit Israels Premier behauptet hatte, eine Zweistaatenlösung sei unter Netanyahu nicht ausgeschlossen, unterstrichen auch die UN und Frankreich die Forderungen nach einem Palästinenserstaat. "Die Weigerung, eine Zweistaatenlösung für Israelis und Palästinenser zu akzeptieren, und die Verweigerung des Rechts auf Staatlichkeit für das palästinensische Volk sind inakzeptabel", sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres.
"Die Palästinenser haben das Recht auf Souveränität und auf einen Staat", erklärte auch Frankreichs Außenminister Stéphane Séjourné auf der Plattform Twitter. Frankreich werde sich weiter dafür einsetzen, dieses "Ziel" zu erreichen.
Netanyahu weigert sich hingegen weiter beharrlich, eine Zweistaatenlösung in Betracht zu ziehen. Am Samstag wies er Bidens Darstellung zurück, solch ein politischer Schritt sei mit ihm als Regierungschef machbar. "Ich werde keine Kompromisse eingehen, wenn es um die volle israelische Sicherheitskontrolle über das gesamte Gebiet westlich des Jordans geht - und das steht im Widerspruch zu einem palästinensischen Staat", schrieb Netanyahu auf X.
Armee entdeckt Tunnel-Verließ
Unterdessen gehen die Kämpfe im Gazastreifen weiter. In einem Tunnel unter dem Haus eines Hamas-Terroristen in der heftig umkämpften Stadt Chan Yunis im Süden Gazas entdeckte die Armee ein Verlies, in dem 20 Geiseln festgehalten worden sein sollen. Sie hätten sich dort zu unterschiedlichen Zeiten befunden "in stickiger Luft mit wenig Sauerstoff und furchtbarer Luftfeuchtigkeit, die das Atmen erschwert", sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Einige von ihnen seien inzwischen durch einen Austausch gegen palästinensische Häftlinge freigekommen.
Hagari zeigte auch Abbildungen von Kinderzeichnungen, die ein fünfjähriges Mädchen angefertigt haben soll, das unter den Ende November freigelassenen Geiseln war.