Baerbock zu Vorfällen im Iran "Berichte vergifteter Schulmädchen sind schockierend"
Nach den erneuten Vergiftungen iranischer Schülerinnen hat Außenministerin Baerbock dazu aufgerufen, alle Fälle lückenlos aufzuklären. Die Hintergründe sind weiter unklar, Irans erzkonservativer Präsident beschuldigt "Feinde".
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat nach den erneuten Vergiftungen auf Schülerinnen im Iran eine "lückenlose Aufklärung" gefordert. "Die Berichte vergifteter Schulmädchen in Iran sind schockierend", schrieb die Grünen-Politikerinen auf Twitter. Mädchen müssten ohne Angst zur Schule gehen können -" ganz egal ob in Teheran oder Ardabil", so Baerbock.
Auch das US-Präsidialamt hatte sich besorgt über die Berichte über Vergiftungen gezeigt. Diese seien "zutiefst beunruhigend", die Welt müsse die Ursachen dafür erfahren, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington.
Am Mittwoch hatten iranische Medien über neue Giftattacken an zehn Mädchenschulen berichtet, sieben in der nordwestlich gelegenen Stadt Ardabil und drei in der Hauptstadt Teheran. Mehr als 100 Schülerinnen seien ins Krankenhaus eingeliefert worden. In einigen Fällen soll der Gesundheitszustand kritisch sein.
Raisi beschuldigt "Feinde"
Seit etwa drei Monaten werden im Iran Giftgasangriffe an Mädchenschulen gemeldet. Iranische Behörden hatten dahinter den Versuch vermutet, Mädchen von der Schulbildung auszuschließen. Weder Ablauf noch Verantwortliche sind bislang klar. Bislang mussten nach Angaben eines iranischen Abgeordneten, auf die sich die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch bezog, beinahe 1200 Schülerinnen mit Atemnot ärztlich behandelt werden - davon 800 alleine durch Vergiftungen in der südlich von Teheran gelegenen Stadt Ghom.
Der erzkonservative iranische Präsident Ebrahim Raisi machte "Feinde" für die Vergiftungen verantwortlich. Dies sei ein Vorhaben, um Chaos im Land zu verbreiten, sagte er. "Der Feind versucht so, Eltern und Schüler zu verängstigen und zu verunsichern", so der Präsident in einer Rede vor einer Menschenmenge im Südiran, die im Fernsehen live übertragen wurde. Raisi ließ offen, wer die Feinde der Islamischen Republik seiner Meinung nach sind. Allerdings werden regelmäßig die USA und Israel als solche bezeichnet.
Proteste seit bald einem halben Jahr
Bereits am Mittwoch wies Raisi auf einer Kabinettssitzung das Innenministerium an, die Vergiftungsserie zu untersuchen. Die Gesundheits- und Geheimdienstministerien sollen es dabei unterstützen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna. Die Ergebnisse einer staatlichen Untersuchung müssten veröffentlicht und die Täter vor Gericht gestellt werden, forderte eine Sprecherin des UN-Hochkommissars für Menschenrechte.
Auch Schülerinnen haben sich an den Protesten gegen die Regierung beteiligt, die vergangenes Jahr nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini entbrannt waren. Die Kurdin war am 16. September in Polizeigewahrsam ums Leben gekommen. Die sogenannte Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie unangemessen gekleidet gewesen sein soll.