China und der Iran Misstrauen unter Freunden
Irans Präsident Raisi ist zum Staatsbesuch nach China gereist. Der chinesische Präsident Xi beschwört dabei die Freundschaft und "unerschütterliche Zusammenarbeit". Einfach sind die Beziehungen aber nicht.
China hat den roten Teppich ausgerollt für den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi. Zwölf Minuten lang berichtet das staatliche Fernsehen in den Hauptnachrichten über Raisis Empfang in Peking.
Böllerschüsse, Nationalhymnen, Abschreiten der Ehrenformation in der Großen Halle des Volkes. Und warme Worte von höchster Stelle: Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping beschwört die "unerschütterliche Zusammenarbeit", die Freundschaft und die "strategische Partnerschaft" mit dem Iran.
Solche Unterstützung kann Raisi gebrauchen: Der Iran ist seit Beginn der Proteste dort im vergangenen Herbst und dem harten Vorgehen gegen die Demonstrierenden international noch mehr isoliert.
"Der Iran hat wenig Alternativen"
China ist der wichtigste Handelspartner, kauft vor allem iranisches Öl - teilweise offenbar über Drittstaaten. Seit vergangenem Jahr gibt es ein auf 25 Jahre angelegtes Kooperationsabkommen. Für den Iran überlebenswichtig.
"Das ist eine völlig unausgewogene Beziehung und das sieht man an den harten wirtschaftlichen Fakten", sagt Raffaello Pantucci, China-Spezialist bei der Denkfabrik RSIS in Singapur. China bekomme fossile Energie, Investitionsmöglichkeiten im Iran - aber das gebe es auch anderswo. "Der Iran wiederum hat wegen der Sanktionen des Westens wenig Alternativen."
Gute Beziehungen zu Russland
Im chinesischen Staatsfernsehen ist von ungleichen Partnern nicht die Rede, sondern Gemeinsamkeiten werden betont. Xi Jinping und Raisi lehnen das angebliche Hegemoniestreben anderer Länder ab - gemeint sind die USA. Sie wehren sich gegen die Einmischung in innere Angelegenheiten anderer Länder. Gemeint sind auch Sanktionen, seien sie gegen den Iran, China oder gegen Russland gerichtet.
Wie überhaupt beide Länder gute Beziehungen zu Moskau unterhalten. China gibt Russland im Ukraine-Krieg Rückendeckung. Der Iran soll Russland bewaffnete Drohnen liefern - militärisch rücken die drei Länder enger zusammen. Vor gut einem Jahr gab es zum dritten Mal gemeinsame Marinemanöver im nördlichen Indischen Ozean.
Spannungen zwischen den Staaten
Manche Beobachter sprechen bereits von einer antiwestlichen Achse Russland-China-Iran. "Das ist die Schlüsselkomponente, die alle drei zusammenhält, dass sie gegen den Westen sind", sagt Sicherheitsexperte Pantucci. Man unterstütze sich gegenseitig. "Aber daraus eine Achse abzuleiten, eine klare politische Stoßrichtung, ein gemeinsames Vorgehen, ist vermutlich falsch", erklärt er. Denn es gebe auch diverse unterschwellige Spannungen.
Russland, sagt Pantucci, fürchte, dass China sich vielleicht doch wieder den USA annähern könnte - zu wichtig ist "der Westen" für die chinesische Wirtschaft. Der Iran fürchte, in eine chinesische Schuldenfalle zu geraten. Und China pflegt nicht nur gute Beziehungen zum Iran, sondern auch zu Teherans Erzfeind Saudi-Arabien. Hinter den staatstragenden Bildern aus Peking verbergen sich eben auch sehr viel Misstrauen und unterschiedliche Interessen.