Iran Offenbar neue Proteste gegen Regierung

Stand: 24.02.2023 20:44 Uhr

Im Südosten des Iran hat es Medienberichten und Aktivisten zufolge erneut Proteste gegen die Regierung gegeben. Trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen versammelten sich offenbar Hunderte Demonstranten.

Im Iran hat es nach unbestätigten Medienberichten erneut Proteste gegen die Führung des Landes gegeben. Die regierungskritische Nachrichtenagentur Hrana veröffentlichte ein Video, das aus der Stadt Sahedan stammen und Hunderte Demonstranten zeigen soll, die Durchhalteparolen skandieren.

In weiteren auf sozialen Medien verbreiteten Aufnahmen soll ein Mitglied der Minderheit der Belutschen zu sehen sein, der von Sicherheitskräften geschlagen und festgenommen wird. Er soll versucht haben, die Makki-Moschee in der Hauptstadt der Provinz Sistan-Belutschistan zu betreten. Die Echtheit der Videos kann derzeit nicht bestätigt werden.

Videos, die von der Aktivistengruppe Baluch Activists Campaign auf Telegram veröffentlicht wurden, zeigen Demonstranten, die Schilder mit Aufschriften wie "Tod dem Diktator" trugen und durch das Zentrum von Sahedan, der Hauptstadt von Sistan-Belutschistan, marschierten. 

In den iranischen Staatsmedien wurde nicht über die neuen Proteste berichtet.

Internetverbindungen wohl erneut blockiert

Dem Beobachtungsdienst NetBlocks zufolge waren Internetverbindungen in Sahedan gestört. Die Behörden unterbrachen während Protesten in der Vergangenheit wiederholt das Internet.

Sistan-Balutschistan als Zentrum der Proteste

Sistan-Belutschistan an der Grenze zu Pakistan gilt als die ärmste iranische Provinz und war ein Zentrum der Proteste, die im September nach dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini nach einem Polizeigewahrsam im ganzen Land ausbrachen. Die sogenannte Sittenpolizei hatte die 22-Jährige festgenommen, weil sie ihr Kopftuch falsch getragen haben soll. In Sistan-Belutschistan fühlt sich die sunnitische Bevölkerung seit Jahren diskriminiert, im Iran ist die Bevölkerungsmehrheit schiitisch. 

Die Demonstrationen haben sich zur größten Herausforderung für die Regierung in Teheran seit dem Bestehen der Islamischen Republik entwickelt. Amnesty International zufolge wurden Ende September in Sahedan bei Protesten mindestens 66 Menschen getötet. Nach Angaben der in Oslo ansässigen Nichtregierungsorganisation Iran Human Rights wurden bei der Niederschlagung von Protesten in dieser Provinz mindestens 131 Menschen getötet.

Iranische Währung auf neuem Tiefstand

Die Berichte über neue Proteste und eine Ankündigung neuer US-Sanktionen ließen die iranische Währung auf einen neuen Tiefststand fallen. Ein Dollar war der Devisenwebsite Bonbast.com zufolge am Freitag 539.200 Rial wert. Das US-Finanzministerium kündigte im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg neue Sanktionen gegen den Iran und andere Staaten an.

Angesichts einer Inflationsrate von etwa 50 Prozent tauschen Iraner gegenwärtig Geld in Dollar und andere Währungen um oder kaufen Gold. Bonbast.com hatte zuvor berichtet, die iranische Währung habe in den vergangenen sechs Monaten fast 60 Prozent ihres Wertes verloren.