Tötung von Hisbollah- und Hamas-Führern Ein Gegenschlag des Iran - unausweichlich?
Binnen weniger Stunden hat Israel den Hamas-Auslandschef in Teheran und einen Hisbollah-Kommandeur getötet - für den Iran ein Schlag ins Gesicht. Dennoch hat das Regime gute Gründe, eine direkte Konfrontation weiterhin zu meiden.
Dass der Iran diese Demütigung auf sich sitzen lassen wird, ist kaum vorstellbar: Der Chef der verbündeten Hamas, Ismail Hanija, ermordet - mitten in Teheran. Seine Unterkunft wurde mutmaßlich von einer Rakete getroffen - so berichten es arabische Medien. Und das, nachdem der Hamas-Chef nur kurz zuvor als geladener Gast bei der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten anwesend war.
Bisher hat sich niemand zu dem Angriff bekannt, doch der Iran ist sich sicher: Erzfeind Israel ist dafür verantwortlich. Präsident Massud Peseschkian hat bereits Rache geschworen. Die Frage ist nur: Wann und wie schlägt der Iran zurück?
"Meiner Meinung nach wird die iranische Regierung versuchen, durch ihre eigenen Stellvertretergruppen in der Region zu antworten", glaubt der Teheraner Analyst Nader Karimi-Juni. "Aber die Reaktion kann nicht weniger stark sein als das Attentat. Daher können die Reaktionen der Stellvertreter sehr schlimm ausfallen."
Karimi-Juni arbeitet für iranische Medien aus dem moderat-konservativen Lager, also aus dem des neuen Präsidenten Peseschkian.
Direkte Konfrontation weiter vermieden?
Bisher hat der Iran versucht zu vermeiden, in einen offenen Konflikt mit Israel gezogen zu werden. Stattdessen haben die Iraner meist ihre Verbündeten vorgeschickt - die Hamas, die Hisbollah im Libanon oder die Huthi im Jemen. Und dieses Mal?
"Alles in allem wird die iranische Regierung versuchen, direkte Konfrontationen mit Israel zu vermeiden. Vor allem jetzt, wo die neue Regierung ein neues Kabinett bildet", schätzt Karimi-Juni.
Ob sich der Iran dieses Mal allerdings mit wilden Drohungen und nur einer überschaubaren tatsächlichen Gegenreaktion abgeben wird? Im Internet häufen sich hämische Kommentare aus der iranischen Opposition und Protestbewegung. Sie schreiben, das Regime sei wohl zu sehr damit beschäftigt, die eigenen Bürgerinnen und Bürger zu unterdrücken und zu verfolgen.
Annäherung an den Westen noch schwieriger
Während der Iran noch nach einer gesichtswahrenden Antwort sucht, ist eine Sache schon klar: Der Angriff auf den Hamas-Führer Ismail Hanija ist keine gute Nachricht für einen möglichen Frieden in Gaza. Er werde den Krieg möglicherweise in die Länge ziehen und die Annäherung zwischen dem Iran und dem Westen beeinträchtigen, meint Karimi-Juni und fügt hinzu: "Aber ich bezweifle ohnehin, dass die Annäherung an den Westen auf der Tagesordnung des Präsidenten stand."
Ursprünglich hatte der neue iranische Präsident bei seiner Wahl mit einer Öffnung zum Westen geworben. Die Beziehungen zu reaktivieren dürfte mit der Ermordung des Hamas-Führers mitten in Teheran allerdings noch schwieriger werden.