Bericht von Staatsmedien Iran begnadigt angeblich 80.000 Gefangene
Bereits im Februar hatte das iranische Regime diesen Schritt angekündigt: Jetzt sollen 80.000 Inhaftierte angeblich begnadigt worden sein. Das berichten Staatsmedien. Dafür galten jedoch strenge Voraussetzungen.
Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat laut Staatsmedien mehr als 80.000 Gefangene begnadigt. Dies berichtete die staatliche Nachrichtenagentur IRNA unter Berufung auf Justizchef Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi.
Die Begnadigungen wurden im Februar kurz vor dem Jahrestag der Islamischen Revolution von 1979 angekündigt. Ähnliche Amnestien gab es immer wieder rund um den Jahrestag. Unter den Begnadigten sollen zahlreiche im Rahmen der jüngsten Protestwelle Inhaftierte sein. Überprüfen lassen sich die Zahlen nicht.
Kritische Medienberichterstattung wird häufig zensiert. Die von den Staatsmedien verbreiteten Informationen können nicht immer unabhängig überprüft werden.
Prominente Kulturschaffende, Aktivisten und Menschenrechtler wurden jüngst freigelassen. Die Begnadigungen waren an strenge Voraussetzungen geknüpft. Unter anderem werde keinen Gefangenen vergeben, denen Spionage zur Last gelegt wird. Auch Mord, Beschädigung oder Brandstiftung von Regierungs- oder Militäreinrichtungen schließen einen Gnadenspruch aus.
Begnadigungen als mögliches Ablenkungsmanöver
Die Amnestien seien ein Ablenkungsmanöver, nachdem die politische und geistliche Führung unter Druck geraten war, sagten Kritiker. Sie bemängelten auch, dass für eine Begnadigung eine Anklage vorliegen müsse. Sei dies nicht der Fall, müssten sich Inhaftierte selbst belasten, kritisierten Menschenrechtler.
Die jüngste Protestwelle im Herbst hatte Irans Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten gestürzt. Auslöser war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Die 22-Jährige war vor rund einem halben Jahr wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden. Mehr als 500 Demonstranten wurden im Rahmen der Proteste getötet, rund 20.000 nach Schätzungen von Menschenrechtlern inhaftiert.