Israels Armee im Gazastreifen Militär übernimmt Kontrolle in Teilen von Rafah
Seit der Nacht rückt Israel auf Rafah vor - nun kontrolliert die Armee offenbar Teile der Stadt. Ein Beobachter spricht von einem strategischen Erfolg. Beim wichtigen Geisel-Deal bleibt die Hamas vage.
Filmaufnahmen des israelischen Militärs zeigen, wie Panzer am Grenzübergang Rafah in Stellung gehen. Sie übernehmen die Kontrolle auf der palästinensischen Seite der wichtigen Grenzanlage nach Ägypten. Auf Drohnenaufnahmen ist zu sehen, wie die israelische Fahne im Wind weht.
Die Bodenoffensive in Rafah ist im Gang, Israel hat in Teilen Rafahs die Hamas vertrieben. Ein wichtiger strategischer Erfolg, sagt der ehemalige General und jetzige Militärexperte Amos Gilad im israelischen Sender Channel 12. "Auch wenn wir die Kontrolle über den Grenzübergang erlangt haben, ist jetzt eines wichtig: Wir müssen den Waffenschmuggel an dieser Stelle bekämpfen."
Dafür müsse sich Israel mit den Ägyptern gut absprechen und strategisch koordinieren. "Wir haben die Möglichkeit, eine strategische Route gegen den Iran auszubauen. Sollte uns das gelingen, wäre es ein Erfolg, den wir für uns verbuchen können."
Hamas bleibt vage bei Geisel-Deal
Die Offensive des israelischen Militärs in Rafah kam nahezu zeitgleich mit der Ankündigung der Hamas, ein neues vorliegendes Angebot für eine Waffenruhe anzunehmen.
Khalil Al-Hayya, ein Sprecher der Terrororganisation und enger Vertrauter des Hamas-Chefs in Gaza, Jahia Sinwar, äußerte sich im arabischen Sender Al Jazeera nur vage: "Was das Abkommen zum Ausdruck bringen will, ist die Rückkehr zu einem dauerhaften Waffenstillstand und einen vollständigen Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen. Die Vertriebenen sollen zurückkehren können in ihre Häuser. Und wir müssen einen ernsthaften Austausch der Gefangenen erreichen."
Freigelassene Geiseln - auch Leichen sollen zählen
Medienberichten zufolge sollen in einer ersten Etappe 33 Geiseln übergeben werden. Wobei ausdrücklich nicht mehr festgeschrieben steht, dass es lebende Geiseln sein müssen. Auch Leichname sollen hier gezählt werden. Und: Pro freigelassener Geisel sollen der neuen Vereinbarung nach mehr palästinensische Häftlinge als bisher vereinbart in Israel freigelassen werden.
Von israelischer Seite hieß es bereits, dass die Inhalte dieser neuen Vereinbarung nicht annehmbar seien. Dennoch werde man Unterhändler nach Kairo entsenden.
Kritik kommt vom Ex-Ministerpräsidenten
Der frühere Ministerpräsident Jair Lapid kritisierte die Entscheidung des Kriegskabinetts, die Offensive in Rafah jetzt zu starten. Er hätte noch gewartet, erklärte Lapid im Armee-Radio.
Israel solle darauf achten, nicht die USA und andere Staaten zu verprellen. "In diesen Zeiten, in denen wir einen gerechtfertigten Krieg führen, sollten wir versuchen, alle auf unsere Seite zu bringen", sagte Lapid. "Ich hätte mit der Offensive noch 48 Stunden gewartet. Wir haben bereits zwei Monate lang die Offensive in Rafah aufgeschoben, da sollte keine Gefahr in Kauf genommen werden, dass eine Bombe das falsche Haus trifft und dadurch die Möglichkeit, die Geiseln zu befreien, torpediert wird."
Das ist auch die Befürchtung der Angehörigen der Geiseln. In Tel Aviv demonstrierten sie vor der US-Botschaft und erklärten: Die Offensive in Rafah sei das Todesurteil für die Geiseln. Die Regierung opfere die Geiseln. Man werde nicht zulassen, dass der vorliegende Deal zunichte gemacht werde.