Nach Flugzeugabsturz in Russland Sorgen die Flugschreiber für Aufklärung?
Die Ermittlungen zum Flugzeugabsturz in Russland, bei dem Söldnerführer Prigoschin getötet worden sein soll, gehen weiter. Welche Erkenntnisse liefern die nun geborgenen Flugschreiber? Und wie verhalten sich die Ermittler, falls es kein Unfall war?
Zwei Tage nach einem Flugzeugabsturz in Russland, bei dem auch der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ums Leben gekommen sein soll, sind die Flugschreiber geborgen und Trümmer der Maschine zu Untersuchungen abtransportiert worden. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur Ria von der Absturzstelle im Gebiet Twer nahe des Ortes Kuschenkino.
Das zentrale Ermittlungskomitee in Moskau informierte am Freitagabend über die Bergung der Flugschreiber, deren Auswertung Rückschlüsse auf die Absturzursache geben sollen. Ein Ria-Video zeigte, wie ein großes Wrackteil verhüllt auf einem Lastwagen weggefahren wurde.
Der Flugschreiber, auch Blackbox genannt, zeichnet Flugdaten auf. Er ist in der Regel gut geschützt. Die darauf enthaltenen Daten sollen im Fall eines Unfalls bei der Aufklärung helfen. Wenn es zum Beispiel Fehler bei der Crew gab, könnte man dies an Verhaltensmustern und Geräuschen erkennen.
Spekulationen über Absturzursache
Die Ursache des Absturzes auf etwa halber Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg ist bisher unklar. Neben der Möglichkeit eines Unfalls wird darüber spekuliert, dass das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht worden sein könnte. Eine vorläufige Einschätzung des US-Geheimdienstes kommt zu dem Ergebnis, dass der Absturz absichtlich mit einer Explosion herbeigeführt worden sei, wie aus westlichen Kreisen verlautete. Die Explosion passe zu Präsident Wladimir Putins langjährigen Bemühungen, seine Kritiker zum Schweigen zu bringen.
Putins Sprecher Dmitri Peskow bestritt eine Verwicklung des Kremls in den Flugzeugabsturz. "Im Moment gibt es natürlich sehr viele Spekulationen im Zusammenhang mit diesem Flugzeugabsturz und dem tragischen Tod der Passagiere der Maschine, darunter Jewgeni Prigoschin", sagte Peskow. "Natürlich werden diese Spekulationen im Westen unter einem bestimmten Blickwinkel präsentiert und alles davon ist eine komplette Lüge."
Russlands Präsident selbst hat den mutmaßlichen Tod Prigoschins zumindest indirekt bestätigt. In einer im Fernsehen übertragenen Sitzung kondolierte Putin Prigoschins Familie und sprach in der Vergangenheitsform: "Er war ein Mensch mit einem komplizierten Schicksal, und er hat schwere Fehler gemacht." Zugleich habe der Geschäftsmann und Söldnerchef Ergebnisse erzielt - für sich wie für die gemeinsame Sache, sagte Putin.
Prigoschin laut Passagierliste an Bord
Bei dem Absturz wurden nach Angaben der russischen Luftfahrtbehörde alle zehn Insassen getötet. An Bord der Maschine befand sich der Passagierliste zufolge Prigoschin sowie weitere Führungsmitglieder der Söldnertruppe Wagner. Eine offizielle Bestätigung seines Todes steht aber noch aus. Dabei sind die gefundenen Leichen nach Berichten einiger Militärblogger schon am Donnerstag untersucht worden. Die zuständige Ermittlungskomission teilte am Freitagabend mit, die Identität der Toten werde nun anhand molekular-genetischer Analysen geklärt. Auch an der Absturzstelle selbst gingen die Untersuchungen weiter.