
Erdbeben in Südostasien Bislang mehr als 140 Tote in Myanmar gemeldet
Noch ist das Ausmaß der Schäden durch das Erdbeben in Myanmar und Thailand kaum einzuschätzen, ebenso die Zahl der Opfer. Bisher wurden in Myanmar mehr als 140 Tote verzeichnet. Aus anderen Ländern kommen Hilfsangebote.
Durch das schwere Erdbeben in Südostasien sind in Myanmar Angaben des staatlichen Fernsehens zufolge mehr als 150 Menschen ums Leben gekommen. In dem Bericht war von mindestens 144 Todesopfern und 732 Verletzten die Rede. Die Zahl werde aber noch weiter ansteigen, warnte die in dem Land regierende Militärjunta.
Henry Braun, Direktor Welthungerhilfe Myanmar, zur Situation dort nach dem schweren Erdbeben
Daher rief sie die Bevölkerung zum Blutspenden auf, um die vielen Verletzten bestmöglich versorgen zu können. Die Militärjunta habe das ASEAN-Staatenbündnis und Indien um internationale Hilfe gebeten. Gleichzeitig zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den Junta-Chef Min Aung Hlaing, auch die Hilfe und Spenden anderer Länder seien willkommen.
Seit dem Militärputsch 2021 herrscht in Myanmar, dem früheren Birma, Gewalt und Chaos. Verschiedene Rebellengruppen kämpfen teils erfolgreich gegen die Armee. Aus vielen Regionen des Landes dringen deshalb nur spärliche oder noch gar keine Informationen zum Ausmaß der Schäden und möglichen Opferzahlen. Die Militärjunta hat für weite Teile des Landes den Notstand ausgerufen. Die Maßnahme gelte für die Hauptstadt Naypyidaw, Mandalay und für sechs Regionen und Bundesstaaten des Landes, meldete der staatliche Fernsehsender MRTV.

Das Epizentrum des starken Bebens lag in Myanmar. Das Land wird von einer tektonischen Verwerfung durchzogen.
Beben erreichte Stärke von 7,7
Das Erdbeben ereignete sich am frühen Nachmittag Ortszeit. Das Epizentrum lag in der Nähe der zweitgrößten Stadt Myanmars, Mandalay. Laut dem deutschen Helmholtz-Zentrum für Geoforschung und der US-Erdbebenwarte (USGS) hatte das Beben eine Stärke von 7,7. Ein zweites Beben zwölf Minuten später soll die Stärke 6,4 gehabt haben. Der Erdbebenherd befand sich in nur etwa zehn Kilometern Tiefe.
Erschütterungen waren auch in Teilen Chinas, Indiens und Bangladeschs zu spüren. In China war vor allem die an Myanmar angrenzende Provinz Yunnan betroffen, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete - unter anderem auch die Großstadt Kunming und die bei Touristen beliebten Orte Lijiang und Dali.
Moschee und Kloster eingestürzt
In einigen Gebieten Myanmars wurden die schweren Auswirkungen des Bebens rasch sichtbar. In der Stadt Mandalay sei eine Moschee eingestürzt, zehn Besucher sollen dabei getötet worden sein, wie die staatliche myanmarische Nachrichtenagentur Khit Thit Media unter Berufung auf Rettungskräfte berichtete. In Taungoo starben demnach mindestens fünf Menschen beim Einsturz eines Klosters, in dem Vertriebene untergebracht gewesen sein sollen. Zudem sollen in einem eingestürzten Hotel in Aung Ban, einem Ort im Landesinnern nahe dem Epizentrum, zahlreiche Menschen eingeschlossen sein.
Neben Straßenschäden und eingestürzten Gebäuden könnten auch Dämme entlang des Flusses Irrawaddy beschädigt worden sein und brechen, warnte das Rote Kreuz in Myanmar. Der Strom gilt als wichtige Lebensader in Myanmar.
Mit Schaufeln auf der Suche in den Trümmern
Auch Henry Braun, der für die Welthungerhilfe in Myanmar im Einsatz ist, erreichen von den weiteren Mitarbeitenden der Organisation in dem Land Meldungen über umfassende Zerstörung, wie er im Gespräch mit tagesschau24 berichtete. Zahlreiche Gebäude seien beschädigt oder eingestürzt. Das Team der Welthungerhilfe in Mandalay werde die Nacht im Freien verbringen, sämtliche Hotels der Stadt seien geschlossen oder aufgrund der zahlreichen Hilfesuchenden bereits ausgelastet.
Bei der Suche nach unter Trümmern Verschütteten fehle es in Myanmar vor allem an schwerem Gerät, sagte Braun weiter. Die Menschen müssten wohl mit Schaufeln nach möglichen Opfern suchen.
30-stöckiges Haus in Bangkok eingestürzt
Auch das benachbarte Thailand wurde von dem Beben erschüttert. In der Hauptstadt Bangkok brach der Rohbau eines 30-stöckigen Hochhauses nach Erschütterungen in sich zusammen. Noch kursieren unterschiedliche Zahlen, wie viele der auf der Baustelle beschäftigten Arbeiter sich zum Zeitpunkt des Einsturzes in dem Gebäude befanden und wie viele verschüttet wurden. Bislang bestätigte der thailändische Vize-Regierungschef Phumtham Wechayachai, dass drei der Arbeiter durch das Unglück ums Leben gekommen sind. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete hingegen unter Berufung auf eine nicht genannte Quelle von bisher neun Todesopfern in Thailand. Bei acht dieser Opfer handele es sich um durch den Einsturz des Hochhauses ums Leben gekommene Arbeiter.
Thailands Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra, die angesichts des Erdbebens eine Reise abgesagt hatte, sagte der Bevölkerung jegliche notwendige Hilfe zu. Sie habe alle relevanten Behörden angewiesen, sich darauf vorzubereiten, Nothilfe zu leisten, erklärte die Ministerpräsidentin. Zudem warnte sie vor möglichen Nachbeben. "Ich möchte alle bitten, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen, bitte seien Sie vorsichtig."
Auswärtiges Amt rät zur Vorsicht
Das Auswärtige Amt rief deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger, die sich derzeit in Thailand aufhalten, zur Vorsicht auf. Betroffene sollten die Nachrichten verfolgen und die Verhaltenshinweise der örtlichen Behörden sowie ihres Reiseanbieters oder Hotels beachten. Zudem rief die Behörde dazu auf, sich in die Krisenvorsorgeliste des Ministeriums einzutragen beziehungsweise bereits vorhandene Angaben zu aktualisieren.
Dem Deutschen Reiseverband liegen derzeit eigenen Angaben zufolge jedoch keine Informationen über verletzte Urlauberinnen und Urlauber aus Deutschland vor, die sich in Thailand aufhalten. Aktuell seien mehrere Tausend Touristen aus der Bundesrepublik in Thailand, die wenigsten davon würden sich in Bangkok aufhalten.
Andreas Hilmer, NDR, zu Hintergründen und Folgen des schweren Erdbebens in Südostasien
Hilfsangebote aus dem Ausland
Aus dem Bundesinnenministerium hieß es, das Technische Hilfswerk prüfe bereits Möglichkeiten des Einsatzes, um Hilfe vor Ort leisten zu können. Voraussetzung dafür sei jedoch "ein internationales Hilfeersuchen der betroffenen Länder", so eine Sprecherin des Ministeriums. Ein solches Ersuchen liegt laut Auswärtigem Amt bislang aber nicht vor.
Ein ähnliches Hilfsangebot machte auch die französische Regierung, doch auch hier müssten Myanmar oder Thailand offiziell um die Unterstützung ersuchen. Wie die Chefin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, mitteilte, stelle die EU den Einsatzkräften in den betroffenen Regionen bereits Satellitenaufnahmen ihres Erdbeobachtungsprogramms Copernicus zur Verfügung.
Die Weltgesundheitsorganisation aktivierte ihr Katastrophenmanagementsystem. Die Folgen des Bebens stellten eine "sehr, sehr große Bedrohung für Leben und Gesundheit" dar, betonte eine Sprecherin der Organisation. Die WHO bereite nun die Lieferung von Hilfsgütern vor.