Dieses Satellitenbild von Planet Labs PBC zeigt ein scheinbar gesunkenes chinesisches U-Boot in einer Werft in der Nähe von Wuhan.

Satellitenbilder aus Wuhan Vertuscht China den Untergang eines Atom-U-Boots?

Stand: 27.09.2024 12:59 Uhr

Satellitenbilder aus China zeigen Kräne bei einer Bergung in einem Hafen. Nach Informationen aus US-Regierungskreisen ist dort im Sommer ein atomgetriebenes U-Boot gesunken. Es wäre ein Rückschlag für Chinas Rüstungspläne.

In China ist laut US-Regierungskreisen im Sommer ein atomgetriebenes U-Boot der neuesten Generation untergegangen. Das U-Boot sei im Mai oder Juni an einem Pier im Hafen in der Nähe von Wuhan gesunken, sagte ein hochrangiger Vertreter des US-Verteidigungsministeriums. Es sei nicht klar, was dazu geführt habe und ob es Kernbrennstoff an Bord gehabt habe.

Der Vorfall werfe viele Fragen auf, etwa zur Qualität der Ausrüstung, zu Rechenschaftspflichten des chinesischen Militärs und zur Aufsicht über den von Korruption geplagten Bereich, hieß es. Es wäre nicht überraschend, wenn die Marine versuchen würde, einen solchen Untergang zu vertuschen.

Noch in der Bauphase

Zuerst hatte das Wall Street Journal über den Vorfall berichtet. Das U-Boot sei - noch in der Bauphase - Ende Mai auf Satellitenbildern an einem Pier auf dem Jangtse-Fluss zu sehen gewesen. Ende Juni sind auf Bildern von Planet Labs PBC dann Schwimmkräne zu sehen, die Teile aus dem Flussbett bergen.

Das U-Boot sei das erste einer neuen Klasse von Atom-U-Booten und aufgrund seiner charakteristischen Heckform auf Satellitenbildern deutlich erkennbar gewesen, hieß es aus US-Kreisen. Am 25. August lag an gleicher Stelle wieder ein U-Boot. Ob es dasselbe war, blieb unklar.

Die chinesischen Behörden haben sich zu dem Vorfall bislang nicht inhaltlich geäußert. Sprecher des Außenministeriums und der chinesischen Botschaft in Washington sagten lediglich, sie wüssten nichts über den angeblichen Vorfall.

Größte Marine der Welt

Der Vorfall sei ein herber Rückschlag für die Volksrepublik, die den Ausbau ihrer Streitkräfte und U-Boot-Flotte zu einer ihrer höchsten Prioritäten gemacht habe, hieß es im Wall Street Journal. Zwar sei das U-Boot geborgen worden, jedoch werde es Monate dauern, bis es in See stechen könne.

China hat nach Schätzungen des US-Verteidigungsministeriums mit mehr als 370 Kriegsschiffen die größte Marine der Welt und einen der größten Militäretats. Demnach verfügte China im Jahr 2022 über sechs ballistische Raketen-U-Boote und sechs Angriffs-U-Boote mit Atomantrieb sowie 48 Angriffs-U-Boote mit Dieselantrieb. Die USA gehen davon aus, dass diese Flotte bis 2025 auf 65 und bis 2035 auf 80 U-Boote anwächst.

Konflikte im Südchinesischen Meer

Den Aufbau der chinesischen Marine beobachtet Washington mit Sorge. Peking tritt immer entschlossener auf, um seinen Anspruch auf nahezu das gesamte Südchinesische Meer durchzusetzen, das für den internationalen Handel von entscheidender Bedeutung ist. In langjährigen territorialen Streitigkeiten steht China deshalb etwa mit Brunei, Malaysia, den Philippinen, Taiwan und Vietnam. Die Vereinigten Staaten schicken regelmäßig Schiffe durchs Südchinesische Meer, um die Freiheit der Schifffahrt dort zu unterstreichen.

Am Mittwoch hatte China mitgeteilt, erfolgreich einen Start einer ballistischen Interkontinentalrakete in den Pazifischen Ozean durchgeführt zu haben. Das hatte international Besorgnis über die nukleare Aufrüstung des Landes hervorgerufen.