Nach Studentenprotesten Bangladesch verhängt landesweite Ausgangssperre
Bei den anhaltenden Protesten in Bangladesch kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die Regierung kündigte nun eine landesweite Ausgangssperre an - sowie den Einsatz des Militärs. Protestiert wurde trotzdem.
Die Regierung von Bangladesch hat nach tödlichen Zusammenstößen zwischen demonstrierenden Studenten und der Polizei eine landesweite Ausgangssperre verhängt. Außerdem werde das Militär die zivilen Behörden dabei unterstützen, die Ordnung aufrechtzuerhalten, sagte der Generalsekretär der regierenden Awami Liga, Obaidul Quader.
Bei den Protesten soll es bereits mehrere Tote gegeben haben. Mindestens 27 Menschen sollen allein am Donnerstag gestorben sein, berichtete die Tageszeitung Prothom Alo. Offiziell bestätigt wurde die Zahl nicht.
Die Nachrichtenagentur AFP sprach nach eigenen Berechnungen von insgesamt mehr als Hundert Toten in dieser Woche. Am Freitag gab es zunächst keine Berichte über weitere Tote oder Verletzte.
Weitere Zusammenstöße zwischen Studenten und Polizei
In der Hauptstadt Dhaka erließ die Polizei ganztägiges Verbot aller politischen Kundgebungen, um die Unruhen einzudämmen. Das sei notwendig, um die "öffentliche Sicherheit" zu gewährleisten, sagte Polizeichef Habibur Rahman. Auch das Internet wurde gesperrt.
Trotzdem kam es in der Stadt mit rund 20 Millionen Einwohnern zu weiteren Zusammenstößen zwischen Studenten und Sicherheitskräften. "Unser Protest wird weitergehen", sagte Sarwar Tushar, der bei der gewaltsamen Auflösung einer Demonstration durch die Polizei leichte Verletzungen erlitt.
"Wir fordern den sofortigen Rücktritt von Sheikh Hasina, die Regierung ist für die Morde verantwortlich", erklärte er mit Blick auf die Ministerpräsidentin, die das Land seit 15 Jahren autokratisch regiert.
Proteste richten sich gegen Quotenregelung
Die seit Anfang Juli anhaltenden Demonstrationen richten sich gegen die mögliche Wiedereinführung eines alten Quotensystems. Es sieht vor, dass mehr als die Hälfte der Anstellungen im öffentlichen Dienst für bestimmte Gruppen reserviert ist - etwa für Nachkommen von Soldaten, die 1971 für die Unabhängigkeit des Landes kämpften, für Frauen sowie Menschen aus armen Gegenden.
Tausende junge Menschen fordern ein System, das mehr auf Leistung setzt. In dem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern ist die Arbeitslosigkeit hoch. Am Donnerstag signalisierte die Regierung Bereitschaft für eine Reform der Regelung und für Gespräche.