Demonstrationen gegen Regierung Mehr als 300 Tote bei Protesten in Bangladesch
In Bangladesch steigt die Zahl der Toten bei den Protesten gegen Regierungschefin Hasina. Einer Auswertung der Nachrichtenagentur AFP zufolge starben dabei mindestens 300 Menschen. Die Proteste sollen heute weitergehen.
Die Zahl der Toten nach den gewaltsamen Zusammenstößen bei Protesten in Bangladesch ist auf mindestens 300 gestiegen. Dies geht aus einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf der Grundlage von Berichten der Polizei, Ärzten in Krankenhäusern und Beamten hervor.
Die Demonstrationen gegen Premierministerin Sheikh Hasina sollen heute weitergehen. In der Hauptstadt Dhaka patrouillierten zahlreiche Soldaten und Polizisten auf wichtigen Straßen und verbarrikadieren die Wege zum Sitz der Regierungschefin.
Am Sonntag waren allein an einem Tag mindestens 94 Menschen getötet worden - die höchste Zahl an Opfern seit Beginn der Proteste.
Demonstranten fordern Hasinas Rücktritt
Die Demonstrationen waren im Juli aus Protest gegen eine Quotenregelung entstanden. Doch inzwischen fordern die Teilnehmer den Rücktritt der seit 2009 amtierenden Hasina und ihres Kabinetts. Am Sonntag nahmen Hunderttausende Menschen an der Kundgebung teil.
Durch das Quotensystem sollten bis zu 30 Prozent der Stellen im öffentlichen Dienst an Verwandte von Veteranen gehen, die im Unabhängigkeitskrieg Bangladeschs gegen Pakistan 1971 kämpften. Kritiker monierten, der Plan bevorzuge Anhänger von Regierungschefin Hasina, deren Awami League die Unabhängigkeitsbewegung anführte.
Das Oberste Gericht schränkte die kontroverse Quotenregelung zwar vor kurzem stark ein, doch die Proteste gehen weiter. Die Demonstranten fordern nun Rechenschaft für die zahlreichen Todesfälle bei den Kundgebungen, die sie auf exzessive Gewaltanwendung der Polizei zurückführen, und sie verlangen Hasinas Rücktritt.
Die Protestierenden fordern Gerechtigkeit für die Opfer, die bei den jüngsten landesweiten Zusammenstößen getötet wurden.
Schwere Vorwürfe gegen Regierung
Der Protestbewegung haben sich mittlerweile Menschen aus allen Bevölkerungsschichten angeschlossen: Filmstars, bekannte Musiker und ehemalige Generäle haben unter anderem ihre Unterstützung angekündigt. Auch 47 Firmen der für die Wirtschaft des Landes wichtigen Textilbranche haben sich mit den Demonstrierenden solidarisiert.
Offen ist bislang, ob die Armee die Protestierenden unterstützt - oder weiterhin zu Hasina steht. Die 76-jährige Regierungschefin war im Januar in einer von einem großen Teil der Opposition boykottierten Wahl im Amt bestätigt worden.
Ihrer Regierung werden unter anderem der Missbrauch staatlicher Institutionen zum eigenen Machterhalt und die Unterdrückung von Regierungskritikern vorgeworfen - bis hin zur außergerichtlichen Tötung Oppositioneller.