Trump und Biden im Wahlkampf Demokratie versus Rache
Der eine will die Demokratie verteidigen, der andere setzt auf Rache - es ist ein US-Wahlkampf voller Gegensätze. Während Biden und Trump sich aneinander abarbeiten, erwarten viele Wähler Lösungen für Probleme des Alltags.
Der Gegensatz könnte größer nicht sein. US-Präsident Joe Biden stand zwei Tage in Folge an der Küste der Normandie und sprach von der Verteidigung der Demokratie. Auf die Rede bei den D-Day-Feierlichkeiten selbst folgte ein weiterer Auftritt, gerichtet vor allem an das Publikum zu Hause. "Die Demokratie in Amerika fordert von uns das Anspruchsvollste aller Dinge: an etwas zu glauben, das größer ist als wir selbst", so Biden. Die US-amerikanischen Soldaten hätten am D-Day vor 80 Jahren entschieden, dass ihre Mission wichtiger sei als ihr Leben, ihr Land wichtiger als sie selbst.
Und Biden schlug die Brücke zum Angriffskrieg gegen die Ukraine, in dem er fragte: "Zweifelt irgendjemand daran, dass die Soldaten von damals wollen, dass Amerika heute hier in Europa Putins Aggression entgegentritt?" Ein klarer Seitenhieb auf Donald Trump, der die NATO und weitere Ukraine-Hilfen infrage stellt.
Trump: "Größte Gefahr durch den Feind im Inneren"
Und Trump selbst? Er betonte in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona bei seinem ersten Wahlkampfauftritt seit dem Schuldspruch vor Gericht in New York etwas ganz anderes: den Wunsch nach Vergeltung.
"Ich sage euch, wir sind in größerer Gefahr durch den Feind im Inneren, diese Verrückten, diese Faschisten, diese Kommunisten", so Trump. Er bezog sich auf Richter und Staatsanwalt im Prozess in New York und auf Biden und seine Demokraten. Auch in mehreren Interviews wiederholte Trump den Vorwurf, alle Gerichtsverfahren gegen ihn seien politisch motiviert.
Trump kündigte an, nach einer Wiederwahl seinerseits Biden und andere Demokraten vor Gericht zu ziehen. "Ich hätte jedes Recht, sie zu verfolgen - und es ist einfach, es ist Joe Biden, und man sieht all das Kriminelle", sagte Trump im TV-Sender Fox News.
"Wähler denken an alltägliche Themen"
Und wie kommen diese gegensätzlichen Auftritte beim Publikum an? Charlie Dent war lange Zeit Kongressabgeordneter, er ist Republikaner, gehört aber zum moderaten, Trump-kritischen Flügel seiner Partei.
"Das Thema Demokratie zu betonen, hat durchaus seine Berechtigung", sagte Dent beim TV-Sender CNN zur Strategie von Präsident Joe Biden. "Die Demokratie ist in Gefahr, nicht nur in Amerika, auch in Europa." Doch die meisten Wählerinnen und Wähler dächten an alltägliche Themen, wie die Inflation, die gestiegenen Preise für Lebensmittel, für Immobilien und an die Lage an der Grenze zu Mexiko. "Es ist unklar, ob Bidens Botschaft funktioniert", ist die Schlussfolgerung des Republikaners.
Trump liegt in Arizona und Nevada laut Umfragen vorn
Der Sender Fox News hat gerade zwei neue Umfragen für die Bundesstaaten Arizona und Nevada veröffentlicht. Beide sind sogenannte Swing States - Bundesstaaten mit vielen Wechselwählern, in denen beide große Parteien eine gute Chance auf einen Wahlsieg haben. Biden gewann in Arizona und Nevada vor vier Jahren äußerst knapp. Aktuell liegt Trump dort laut den Umfragen jeweils fünf Prozentpunkte vor Biden.
"2020 war Biden der Kandidat des Wechsels, der für Veränderung stand, Trump war Amtsinhaber, der Mann des Status quo", analysiert Frank Bruni, Kommentator der New York Times, im CNN-Interview. "Jetzt ist es kurioserweise umgekehrt: Trump ist der Kandidat des Wechsels."