US-Moderator Tucker Carlson "Quasi ein Plagiat Putins"
Was russische Propaganda in die Welt trägt, hat eine prominente Echokammer im US-TV: "Fox News"-Moderator Carlson verbreitet allabendlich Verschwörungstheorien - auch gegen US-Verbündete.
Der Ukraine-Krieg war keine 24 Stunden alt, da ätzte "Fox News"-Star-Moderator Tucker Carlson über die Regierung von Wolodymyr Selenskyj: "Welche Prinzipien verteidigen wir hier? Wir nehmen ein Regime in Schutz, das seine politischen Gegner verhaftet und oppositionelle Medien abschaltet. Was steht auf dem Spiel, abgesehen von einer Belohnung für Familie Biden?"
Einen Tag vor dem Angriff durch Russland hatte Carlson behauptet, die Ukraine sei keine Demokratie. Das Land werde vom US-Außenministerium gesteuert.
Abendlicher Quotenkönig
Mit seiner allabendlichen Show im TV-Sender "Fox News" ist der 52-jährige Kalifornier der Quotenkönig. Im Schnitt schalten jeden Abend drei Millionen US-Amerikanerinnen und Amerikaner ein. Die einstündige Show - 20 Uhr Ostküstenzeit - ist die erfolgreichste TV-Sendung unter den amerikanischen Nachrichtensendern.
Der Anti-Mainstream-Kurs, die radikalen, stets auf verbalen Krawall gebürsteten Aussagen bringen Werbekunden und entfachen ein Lagerfeuer für das stramm rechts denkende Amerika. Seit Jahren verteidigt Carlson regelmäßig den russischen Machthaber Wladimir Putin - und befindet sich damit stets auf einer Linie mit Ex-US-Präsident Donald Trump.
Der hatte immer wieder davon gesprochen, wie "großartig" es doch sei, wenn man sich mit Russland verstünde. Carlsons Sendung hat sich mittlerweile zu einer der Zentralorgane rechter Verschwörungsmythen in den USA entwickelt.
Wechselseitige Befruchtung
Russische Propaganda und "Fox News" befruchten sich hier seit Wochen gegenseitig. Am 6. März zum Beispiel strahlt Carlson eine Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums aus. Tenor: Die Ukraine betreibe mit Unterstützung der USA militärische Biowaffen-Labore. "Unsere Regierung finanziert seit Jahren Labore in der Ukraine, die unter anderem an biologischen Waffen arbeiten", behauptet er dazu. "Das ist keine Verschwörungstheorie. Das ist wahr."
Während US-Internetunternehmen wie Facebook, YouTube und Twitter die russischen Staatsmedien in ihrer Reichweite beschnitten oder abgeschaltet haben, verbreiten in den USA jetzt rechtsextreme Telegramm-Kanäle, Podcasts und Blogs die Propaganda Moskaus.
Und in Russland spielen besonders gern die Staatssender Ausschnitte aus Carlsons Sendung.
Enge Verflechtung
Gemeinnützige Forschungsgruppen wie die "Alliance for Securing Democracy" in Washington machen schon seit Längerem auf die enge Verflechtung rechter Gruppierungen in den USA und russischen, vermutlich staatlich gelenkten Internet-Trollen aufmerksam. So hätten beide Seiten zuletzt die Impfkampagne in den USA bekämpft und versucht, Zweifel zu streuen.
Die ehemalige Facebook-Mitarbeiterin und Whistleblowerin Frances Haugen sagt, irgendwann setze sich nahezu jeder Verschwörungsmythos fest: "Wenn Menschen immer wieder mit Ideen konfrontiert werden, die nicht wahr sind, untergräbt das ihre Fähigkeit, sich mit dem Rest der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Sie fühlen sich nicht mehr an reale Fakten gebunden, über die Konsens herrscht."
Fast ein Abbild
Auch die Hauptstadt-Journalisten in Washington gehen auf Abstand zu Carlson. Der Chef-Korrespondent von ABC, Jonathan Karl, sagte vor ein paar Tagen: "Was hier gesagt wird, ist quasi ein Plagiat Putins. Und zwar fast Wort für Wort. Das ist nicht nur gerade der Fall, das läuft schon seit mehreren Jahren so."
Mit dem Schmuddel-Image können "Fox News" und Tucker Carlson aber gut leben. Sowohl Einschaltquote als auch Werbeeinnahmen stimmen.