Bildschirme zeigen Donald Trump bei einer Rede

Parteitag der US-Republikaner Trump will für "ganz Amerika" kandidieren

Stand: 19.07.2024 10:54 Uhr

Donald Trump hat die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei angenommen. In seiner Rede zum Ende des Parteitags der Republikaner beschwor er die Einheit der Gesellschaft. Dass er das Attentat überlebt hat, verdanke er der "Gnade Gottes".

Donald Trump hat seine erneute Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner angenommen. In seiner Rede auf dem Parteitag der Republikanischen Partei in Milwaukee kündigte er an, für ganz Amerika zu kandidieren. "Ich kandidiere als Präsident für ganz Amerika, nicht für halb Amerika, denn es ist kein Sieg, wenn man für halb Amerika gewinnt."

Zwietracht und Spaltung der Gesellschaft müssten geheilt werden, sagte Trump zu Beginn seiner Rede zum Finale des Parteitags. "Als Amerikaner sind wir durch ein einziges Schicksal und eine gemeinsame Bestimmung miteinander verbunden. Wir erheben uns gemeinsam, oder wir fallen auseinander", sagte der 78-Jährige.

"Werden einen unglaublichen Sieg erringen"

Was den Ausgang der Wahl im November anbelangt, zeigte sich Trump optimistisch: "In vier Monaten werden wir einen unglaublichen Sieg erringen."

Trump nahm zu Anfang seiner Rede unter großem Jubel die erwartete Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten seiner Partei an. Zu Beginn des mehrtägigen Parteitags war der frühere US-Präsident bereits offiziell ernannt worden. Das war ein formeller Schritt. In den parteiinternen Vorwahlen hatte Trump bereits im März die notwendige Zahl der Delegiertenstimmen erreicht.

"Stehe vor Euch nur durch die Gnade Gottes"

Mit ungewöhnlich gedämpfter Stimme berichtete Trump über den vor knapp einer Woche auf ihn verübten Mordversuch. "Ich stehe hier in dieser Arena vor Euch nur durch die Gnade Gottes", sagte er. Hätte er seinen Kopf im letzten Augenblick nicht bewegt, so Trump, hätte der Attentäter "perfekt ins Schwarze" getroffen. "Und ich wäre heute Abend nicht hier."

Trump war am Samstag bei einer Wahlkampfkundgebung im Bundesstaat Pennsylvania angeschossen und dabei leicht am Ohr verletzt worden. Dem bei dem Anschlag getöteten Mann gedachten Trump und die Delegierten des Parteitags mit einer Schweigeminute.

Die Delegierten der Republikaner-Konvention tragen einen Verband am Ohr, wie Donald Trump nach einem gescheiterten Attentat auf ihn.

Delegierte des Parteitags tragen als Zeichen der Solidarität einen Verband am Ohr.

Trump bezeichnet Migranten indirekt als "Müll"

Seine Rede nutzte Trump im weiteren Verlauf auch dafür, um über seine politisches Programm zu sprechen und erneut gegen Migranten zu hetzen. "Sie kommen von überall", sagte er, und später: "Wir sind zu einer Müllhalde für den Rest der Welt geworden - und der lacht uns aus. Die denken, dass wir dumm sind." Er werde die Krise der illegalen Einwanderung beenden, "indem ich unsere Grenze schließe und die Mauer fertig stelle".

Trump sprach etliche Minuten lang über das Thema Einwanderung. Dabei wiederholte er in quasi gleichem Wortlaut die Aussagen, die er auch bei Wahlkampfauftritten immer wieder tätigt. Er behauptete etwa, dass fast ausschließlich Kriminelle über die Südgrenze ins Land kämen und Menschen aus "Irrenanstalten".

Der Weg über Mexiko in die USA wird von vielen Menschen gewählt, die vor Armut, Gewalt und politischen Krisen in ihrer Heimat flüchten und auf ein besseres Leben im wirtschaftsstärksten Land der Welt hoffen. Hunderte sterben jährlich auf der gefährlichen Route nach Norden, etwa an Wassermangel und Hitzeschlägen, andere werden Opfer krimineller Banden. 

Reden über Migration zunehmend radikaler

Migration war schon immer ein Wahlkampfthema von Trump, seine Reden sind in den vergangenen Jahren aber bei diesem Thema zunehmend radikaler geworden. Er benutzt regelmäßig hasserfüllte Sprache, tut sich mit rassistischen Aussagen hervor und hetzt gegen Minderheiten. So bezeichnete er etwa politische Gegner als "Ungeziefer" und sagte, dass einige Einwanderer gar keine "Menschen" seien - oder dass sie das "Blut unseres Landes vergiften".

Über die Reform der Migrationsgesetzgebung wird in den USA seit langem gestritten. US-Präsident Joe Biden hatte zuletzt die Asylregeln für Migranten verschärft, die illegal über die Südgrenze in die USA einreisen.

Trump sagt, er würde Kriege beenden

Trump kündigte in seiner Rede auch an, bei einer Rückkehr ins Weiße Haus gegen Konflikte auf der Welt vorzugehen - und warf der derzeitigen US-Regierung vor, für die Konflikte verantwortlich zu sein. "Ich werde jede einzelne internationale Krise beenden, die die derzeitige Regierung verursacht hat, einschließlich des furchtbaren Krieges mit Russland und der Ukraine", sagte Trump. "Wir werden den Frieden, die Stabilität und die Harmonie in der ganzen Welt wiederherstellen." Er ging jedoch nicht näher darauf ein, wie er dies bewerkstelligen wolle.

"Wir befinden uns in einer internationalen Krise, wie sie die Welt selten erlebt hat", betonte der Ex-Präsident. "Krieg wütet jetzt in Europa, im Nahen Osten, ein wachsendes Gespenst des Konflikts schwebt über Taiwan, Korea, den Philippinen und ganz Asien."

Schon als Präsident zwischen 2017 und 2021 probierte sich Trump als Krisenvermittler. So versuchte er auf das Verhältnis zwischen Süd- und Nordkorea einzuwirken. Mit seinem Vorhaben, Nordkorea zur Aufgabe seiner Atomwaffen zu bewegen, scheiterte er jedoch. Machthaber Kim Jong Un trieb das Nuklearprogramm und die Raketenentwicklung weiter voran. Auch im Nahost-Konflikt wollte Trump vermitteln: Während seiner Amtszeit stellte er einen vermeintlichen Friedensplan vor.

Wenige Sätze über Vizekandidaten Vance

Trump ging bei seiner etwa anderthalbstündigen Ansprache lediglich kurz auf seinen Vizekandidaten J.D. Vance ein, der ab sofort den Wahlkampf mit ihm bestreiten wird. "Ich freue mich sehr, einen neuen Freund und Partner zu haben, der an meiner Seite kämpft", sagte Trump. "Er wird ein großartiger Vizepräsident sein." Der 39-Jährige werde ihn lange begleiten, "und es war eine Ehre, ihn auszuwählen".

Vance sei ein großartiger Student an der Elite-Universität Yale gewesen, ebenso wie dessen Ehefrau Usha. "Das sind zwei kluge Leute", sagte Trump und ging danach schnell zum nächsten Thema über. Trump hatte zu Beginn des Parteitages bekannt gegeben, dass er Vance zu seinem Vizepräsidentschaftskandidaten auserkoren habe.

Isabell Karras, ARD Washington, tagesschau, 19.07.2024 06:01 Uhr