US-Vorwahlen der Republikaner Ist das Rennen schon gelaufen?
Nach seinem Sieg bei der US-Vorwahl in Iowa signalisiere Trump, dass die Entscheidung nun gefallen sei, sagt Politologe Vormann im Interview mit tagesschau24. Tatsächlich müsse Europa sich auf dessen neue Präsidentschaft vorbereiten.
Ex-US-Präsident Donald Trump hat nach seinem Sieg bei der Vorwahl für die erneute Präsidentschaftskandidatur der Republikaner im US-Bundesstaat Iowa ungewöhnlich milde Töne angeschlagen. In seiner Rede sagte er: "Wir wollen zusammenkommen, egal ob es sich um Republikaner oder Demokraten, Liberale oder Konservative handelt."
Damit sende Trump eine klare Botschaft, meint Boris Vormann, Professor für Politologie am Bard College Berlin: Dass seine Kandidatur nun unausweichlich sei. Es ginge ihm wohl auch darum, jene zu beruhigen, die von seinen zuvor sehr radikalen Tönen verunsichert seien.
"Trump scheint Partei im Griff zu haben"
Noch sind mit Ron DeSantis und Nikki Haley zwei weitere Bewerber im Rennen um die Nominierung der Republikaner. Doch je länger drei Kandidaten im Rennen bleiben, desto wahrscheinlicher sei es, dass das Rennen zugunsten Trumps ausgehen werde, so Vormann.
Zudem hätten zwei Drittel der Wählenden in Iowa gesagt, sie glaubten, dass Joe Biden zu Unrecht Präsident geworden ist, dass es Betrug gab. Auch die Partei selbst scheine Trump im Griff zu haben. Er gehe daher davon aus, dass Trump tatsächlich der Kandidat der Republikaner werde, meint Vormann.
"Nationale Wahlumfragen verzerrt"
Den Ausgang der Präsidentschaftswahl selbst könne man noch nicht absehen, erklärt Vormann weiter. Die nationalen Umfragen seien aufgrund des besonderen Wahlsystems relativ verzerrt.
Sie zeigten eine ungefähre Stimmungsmessung, und die sehe sehr ausgeglichen aus. "Aber es sagt noch nicht sehr viel über den Wahlausgang später", so Vormann. "Es ist auch so, dass die Vorwahlen eher radikale Positionen begünstigen."
"Auf Präsidentschaft Trumps einstellen"
Trotzdem müsse man sich auf eine erneute Präsidentschaft Trumps einstellen, rät Vormann. Denn diese bedeute eine weitere Abkehr vom globalen Wirtschaftssystem.
Es bedeute auch, "dass vielleicht die NATO nicht bestehen kann oder sehr wahrscheinlich unterminiert wird. Und dann muss man sich klar in Europa Fragen stellen, wie man sich verteidigen möchte, militärisch". Der öffentliche Diskurs zu der Problematik sei jetzt entstanden. Aber lange habe man diese realpolitische Frage ignoriert, sagt Vormann. "Und das muss man jetzt europäisch angehen."