Güterzug mit Neuwagen auf dem Weg in das Auto-Terminal im Seehafen Bremerhaven.
Player: videoNeue US-Zölle: Was bedeutet das für die deutsche Autoindustrie?

Reaktionen auf US-Autozölle Zwischen Vergeltung und Verhandlungsbereitschaft

Stand: 27.03.2025 08:40 Uhr

Die neuen Autozölle des US-Präsidenten Trump lösen international Kritik aus. Wichtige Handelspartner wie Kanada und Japan erwägen Gegenmaßnahmen. In der EU setzt man weiterhin auf Verhandlungen.

Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, ab dem 2. April zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf Autoimporte zu verhängen, löst bei seinen Handelspartnern teils scharfe Kritik aus. Der kanadische Ministerpräsident Mark Carney bezeichnet die von US-Präsident Donald Trump angekündigten neuen Autozölle als direkten Angriff auf die kanadischen Arbeitnehmer.

Carney kündigte an, er werde heute ein hochrangiges Treffen der Kabinettsminister einberufen, um Handelsoptionen zu diskutieren. "Wir werden unsere Arbeiter verteidigen, wir werden unsere Unternehmen verteidigen, wir werden unser Land verteidigen, und wir werden es gemeinsam verteidigen", sagte er. Kanada erwäge durchaus Vergeltungsmaßnahmen gegen die Vereinigten Staaten, so Carney weiter.

Japan kündigt "angemessene Maßnahmen" an

Auch Japans Regierungschef Shigeru Ishiba hat Konsequenzen für die geplanten Zölle angekündigt. "Wir müssen nach dieser Ankündigung über angemessene Maßnahmen nachdenken", sagte Ishiba im Parlament. "Natürlich werden wir alle Optionen in Betracht ziehen." 

Nach Angaben des japanischen Finanzministeriums machten Automobile im Jahr 2024 28,3 Prozent der japanischen Gesamtexporte in die USA aus, der höchste Anteil unter allen Waren. "Japan ist ein Land, das die meisten Investitionen in die Vereinigten Staaten tätigt", so Ishiba. Daher sei die Frage, ob es für Washington sinnvoll sei, einheitliche Zölle auf alle Länder anzuwenden. "Das ist ein Punkt, auf den wir hingewiesen haben und weiterhin hinweisen werden", so Ishiba.

Südkorea arbeitet an Notfallplan

Südkoreas Autobauer stehen nach Angaben des Industrieministers Ahn Dukgeun angesichts der angekündigten Autozölle vor erheblichen Schwierigkeiten. Die Regierung werde bis April einen Notfallplan ausarbeiten, so Dukgeun.

Es werde auch Kontakt mit der US-Regierung aufgenommen, um die negativen Auswirkungen auf die südkoreanische Automobilindustrie zu minimieren.

Die EU setzt auf Verhandlungen

Auch aus der EU kommt Kritik an den Plänen des US-Präsidenten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf der Onlineplattform X: "Ich bedaure zutiefst die US-Entscheidung, Zölle gegen europäische Auto-Exporte zu verhängen." Zölle seien "schlecht" für Unternehmen und noch "schlechter" für Verbraucher, und zwar in den USA und in der EU.

Die EU werde sich um Verhandlungslösungen bemühen und dabei ihre wirtschaftlichen Interessen schützen, teilte sie mit. "Als große Handelsmacht und starke Gemeinschaft von 27 Mitgliedstaaten werden wir gemeinsam unsere Arbeitnehmer, Unternehmen und Verbraucher in der gesamten Europäischen Union schützen."

Von der Leyen betonte, die Automobilindustrie sei durch tief integrierte Lieferketten auf beiden Seiten des Atlantiks verbunden. Sie sei eine treibende Kraft für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und hochwertige Arbeitsplätze. "Wir werden nun diese Ankündigung zusammen mit anderen Maßnahmen, die die USA in den nächsten Tagen in Betracht ziehen, bewerten", so von der Leyen.

Habeck: "Stärke und Selbstbewusstsein sind gefragt."

Deutschlands Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck fordert ein konsequentes Vorgehen gegen die Sonderzölle. "Es kommt jetzt darauf an, dass die EU eine entschlossene Antwort auf die Zölle gibt - es muss klar sein, dass wir gegenüber den USA nicht klein beigeben werden", teilte der Grünen-Politiker mit. "Stärke und Selbstbewusstsein sind gefragt."

Der Schritt komme nicht überraschend, die EU-Kommission habe sich im Austausch mit den Mitgliedstaaten darauf vorbereitet. "Gleichzeitig werden wir die Europäische Kommission dabei unterstützen durch Verhandlungen weiter eine Lösung mit den USA zu finden, die eine Zollspirale abwendet", so Habeck. Zölle schadeten am Ende den USA und der EU und dem globalen Handel insgesamt.

Der Wirtschaftsminister sprach von einer schlechten Nachricht "für die deutschen Autobauer, für die deutsche Wirtschaft, für die EU, aber auch für die USA". Globale Lieferketten würden gestört, auch US-Autos würden teurer. "Preise werden in den USA weiter steigen."

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tagesschau24, 27.03.2025 11:00 Uhr

VDA-Präsidentin sieht "fatales Signal"

Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, bezeichnete die Zoll-Ankündigung als fatales Signal für freien und regelbasierten Handel. "Die Zölle, die ab dem 2. April in Kraft treten sollen, stellen eine erhebliche Belastung sowohl für die Unternehmen als auch die eng verwobenen globalen Lieferketten der Automobilindustrie dar - mit negativen Folgen vor allem für die Verbraucherinnen und Verbraucher - auch in Nordamerika", sagte Müller in einer Mitteilung des VDA.

Zudem würden zusätzliche Zölle erhebliche negative Auswirkungen auf die Exporte aus der EU in die USA haben, sagte die VDA-Präsidentin. Die deutsche Automobilindustrie fordere deshalb umgehende Verhandlungen zwischen den USA und der EU über ein bilaterales Abkommen.

Für die deutsche Autoindustrie sind die USA der wichtigste Absatzmarkt, wie jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Sie lagen mit einem Anteil von 13,1 Prozent an den Exporten vorn, gefolgt von Großbritannien (11,3 Prozent) und Frankreich (7,4 Prozent). Die Exporte in die USA sind dem Verband der Automobilindustrie zufolge damit zum Vorjahr gestiegen.

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tagesschau24, 27.03.2025 16:00 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 27. März 2025 um 08:33 Uhr.