US-Präsident Biden Bleibt er - oder geht er?
Was wird aus US-Präsident Biden? Die Frage bleibt offen, denn trotz wachsenden Drucks will er offenbar nicht aus dem Rennen aussteigen. Zur Freude von Herausforderer Trump. Der nutzte seinen ersten Auftritt nach dem Attentat zu heftiger Polemik.
Die Kommentatoren waren sich einig: der alte Trump ist zurück. Nur noch ein kleines Pflaster am Ohr erinnerte an das Attentat vor einer Woche. In seiner zweistündigen Rede gab es keine Spur mehr von Zurückhaltung oder gar Überparteilichkeit. Trump war kämpferisch, polemisch und voller Spott über US-Präsident Joe Biden und die Demokratische Partei: "In diesem Moment versuchen die Parteibosse der Demokraten, die Ergebnisse der Vorwahlen zu kippen, um den betrügerischen Joe Biden vom Wahlzettel zu streichen!", empörte sich Trump.
Während Biden und die Demokraten Trump oft vorwerfen, kein Demokrat zu sein, drehte Trump den Spieß um: "Die Demokratische Partei ist nicht die Partei der Demokratie, sondern ihr Feind. Sie sind die Partei korrupter Insider", schimpfte der Herausforderer.
Biden sei schwach und habe keinen Schimmer, was um ihn herum passiere. Und die Demokraten hätten keine Ahnung, wer ihr Kandidat sei, spottete Trump. Den 12.000 jubelnden Anhängern in Grand Rapids im umkämpften Wechselwähler-Bundesstaat Michigan versprach er einen Erdrutschsieg der Republikaner im November.
Biden hält an Kandidatur fest - noch
Ganz anders die Stimmungslage, die derzeit bei den Demokraten herrscht. Der an Corona erkrankte Joe Biden hat sich das ganze Wochenende über in sein Privathaus am Atlantikstrand von Delaware zurückgezogen. Die Hoffnung mancher Demokraten, er werde sich freiwillig zum Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen entschließen, erwies sich als falsch. Biden werde nach seiner Genesung nach Washington zurückkehren und auch weiter Wahlkampf machen, sagte die Leiterin seines Wahlkampfteams.
Mehrere US-Medien berichten, Biden sei enttäuscht, dass sich Barack Obama nicht stärker für ihn einsetze und verärgert über Nancy Pelosi, die über Bande seine Ablösung betreibe. Tatsächlich haben sich mittlerweile 35 demokratische Kongressabgeordnete dafür ausgesprochen, dass Biden aus dem Präsidentschaftsrennen aussteigt. Das aber lehnen vor allem die afroamerikanischen Demokraten ab. Einer von ihnen ist der einflussreiche Kongressabgeordnete Jim Clyburn aus South Carolina. Er unterstütze weiter Joe Biden, sagte Clyburn auf CNN: "Er ist immer noch im Rennen. Und er wird unser Kandidat sein, wenn er im Rennen bleibt!"
Kamala Harris als letzter Ausweg
Doch immer mehr Großspender wenden sich von Joe Biden ab. Am Samstag versuchten Bill und Hillary Clinton zahlreiche Spender davon zu überzeugen, weiter Geld für das Tandem Biden und Harris zu geben. Für viele Demokraten wäre dies der beste Ausweg aus der Sackgasse, wenn Biden den Weg für seine Vizepräsidentin freimachen würde: "Kamala Harris ist bestens auf diese Aufgabe vorbereitet", sagte die demokratische Senatorin Elisabeth Warren aus Massachusetts: "Sie kann die Partei hinter sich vereinen und Donald Trump angreifen!"
Viele Demokraten bezweifeln jedoch, ob die wenig populäre Vizepräsidentin wirklich Trump schlagen kann. Sie fordern einen offenen Prozess, so dass die Delegierten auf dem Parteitag der Demokraten im August die Wahl zwischen mehreren Kandidaten haben.