Trump im NBC-Interview "Warum sollte ich Ihnen das sagen?"
Erstmals hat Donald Trump wieder ein TV-Interview gegeben. Doch in dem Gespräch weist er alle Fragen nach seinem Verhalten am Tag des Sturms auf das US-Kapitol zurück. Dafür wiederholte er seine Wahllügen.
Der frühere US-Präsident Donald Trump gab in der Vergangenheit eher konservativen Medien wie Fox News Interviews. Ausnahme war zuletzt eine sogenannte Townhall mit CNN. Nun hat er aber dem ebenfalls als liberal geltenden Sender NBC sein erstes Interview seit seinem Ausscheiden gegeben.
In dem Gespräch, das am Donnerstag in Trumps Golfclub in New Jersey aufgezeichnet und heute ausgestrahlt wurde, verweigerte er aber jede Antwort darauf, wie er den Tag des Sturms auf das Kapitol verbrachte. "Das werde ich Ihnen nicht sagen", erklärte Trump der Moderatorin Kristen Welker auf die mehrfache Frage, ob er am 6. Januar 2021 die Ereignisse im Fernsehen verfolgt habe. Das werde er den Menschen zu einem angemessenen Zeitpunkt mitteilen.
Trump: "Wunderschöne Aussagen"
Frühere Berater Trumps hatten erklärt, er habe sich an diesem Tag in einen Raum neben dem Oval Office zurückgezogen, um die Ereignisse im Fernsehen zu verfolgen. Manchmal habe er sogar Szenen zurückgespult und sie sich erneut angesehen.
In der Sendung "Meet the Press" wollte Trump sich auch nicht dazu äußerten, ob er Telefongespräche führte oder wen er anrief, während seine Anhänger den Sitz des Kongresses stürmten. "Warum sollte ich Ihnen das sagen?", fragte er die Moderatorin. Auf die Frage Welkers nach seinem öffentlichen Schweigen während der Gewalttaten sagte Trump, er habe am Tag des Sturms auf das Kapitol "wunderschöne Aussagen" gemacht.
Ex-Präsident hält an Wahllüge fest
Trump wurde in dem Interview auch gefragt, warum er nicht auf seine Anwälte gehört habe, die ihm rieten, seine Wahlniederlage gegen Biden anzuerkennen. "Ich habe sie nicht respektiert", antwortete er. "In vielen Fällen habe ich sie nicht respektiert. Aber ich habe andere respektiert. Ich habe viele andere respektiert, die sagten, die Wahl sei gefälscht."
Trump wiederholte in dem mehr als einstündigen Interview mehrfach die Lüge, dass die Präsidentschaftswahl 2020 gestohlen worden sei und er der eigentliche Sieger gewesen sei - nicht der Demokrat Joe Biden.
600 Straftäter schuldig gesprochen
Trumps Anhänger, angestachelt durch seine Lügen über die Präsidentschaftswahl 2020, stürmten das Kapitol, während der Kongress den Sieg des Demokraten Biden bestätigen wollte. Mehr als 1000 Menschen wurden im Zusammenhang mit dem Angriff vom 6. Januar 2021 angeklagt. Mehr als 600 bekannten sich schuldig oder wurden schuldig gesprochen.
Trump erklärte, er erwäge eine Begnadigung von Verurteilten, sollte er noch einmal zum Präsidenten gewählt werden. "Ich werde sie mir ansehen, und ich könnte sie sicherlich begnadigen, wenn ich es für angemessen halte", sagte er.
Trump hält sich für unschuldig
Trump wird wegen seiner Versuche, seine Wahlniederlage zu kippen, strafrechtlich verfolgt. Die Vorwürfe beziehen sich aber nicht auf den Aufstand am Kapitol. Gegen den 77-Jährigen laufen vier strafrechtliche Verfahren - er ist in 91 Punkten angeklagt worden. Die Anschuldigungen beziehen sich auf vier Fälle im Zusammenhang mit seinen Bemühungen, das Ergebnis der Präsidentschaftswahl zu ändern, den Umgang mit geheimen Unterlagen und mutmaßlichen Schweigegeldzahlungen zur Vertuschung einer außerehelichen Affäre.
Der Ex-Präsident bestreitet jedes Fehlverhalten und fürchtet auch keine Gefängnisstrafe, wie er Welker sagte. "Ich denke nicht einmal darüber nach. Ich bin wohl ein bisschen anders gebaut", sagte er. Er ließ offen, ob er sich im Falle einer Verurteilung bei einem möglichen Wiedereinzug ins Weiße Haus selbst begnadigen würde. "Ich denke, das ist sehr unwahrscheinlich. Was habe ich falsch gemacht? Ich habe nichts falsch gemacht."
Trump will bei der Präsidentenwahl im November kommenden Jahres erneut für die Republikaner antreten. Fachleuten zufolge könnte er sich bei einem Wahlsieg nach einer Verurteilung auf Bundesebene wohl selbst begnadigen. Bei einer Verurteilung auf Ebene eines Bundesstaats - etwa bei den Verfahren gegen Trump Fall in New York und Georgia - wäre das aber nicht möglich.