Eine Absperrung der Polizei vor dem Trump International Golf Club.
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US-Präsidentschaftskandidat Was ist über den Anschlagsversuch auf Trump bekannt?

Stand: 17.09.2024 05:21 Uhr

US-Präsidentschaftskandidat Trump wurde mutmaßlich erneut zum Ziel eines Attentäters. Der Secret Service schritt wohl rechtzeitig ein. Was ist über den Verdächtigen und den Ablauf bekannt - und welche Reaktionen gibt es?

Wo wurde der mutmaßliche Angreifer entdeckt?

Donald Trump spielte am Sonntagnachmittag in seinem Club in West Palm Beach Golf. Ein Personenschützer aus dem Secret Service entdeckte den Lauf eines Gewehrs, der aus Büschen am Zaun des Golfplatzes herausragte - rund 400 Meter von Trump entfernt.

Der Agent habe sofort das Feuer eröffnet und vier bis sechs Mal geschossen, sagte Sheriff Ric Bradshaw. Der Verdächtige Ryan R. selbst habe keine Schüsse abgegeben. Er habe daraufhin die Waffe fallen gelassen und sei geflüchtet. R. ließ laut Polizei ein "Gewehr im SKS-Stil" zurück. Die Sicherheitskräfte fanden außerdem zwei Rucksäcke und eine Kompaktkamera.

Nach Angaben des Sheriffs ist noch unklar, wo die Kugeln der Sicherheitskräfte einschlugen und woher die Waffe des Verdächtigen stammte. Mobilfunkdaten legen nahe, dass er sich davor rund zwölf Stunden in Tatortnähe aufgehalten hatte. 

Bilder von einem Rucksack und einer Waffe.

Die Polizei zeigte Bilder des Rucksackes und der Kamera, die der mutmaßliche Attentäter zurückließ.

Wie gefährlich war die Situation?

Das FBI spricht von einem "versuchten Mordanschlag". "Wir sind uns im Moment nicht sicher, ob die Person in der Lage war, auf unsere Agenten zu schießen. Aber mit Sicherheit waren unsere Agenten in der Lage, die Person anzugreifen", sagte ein Vertreter des Secret Service bei einer Pressekonferenz.

Später hieß es vom amtierenden Chef des Secret Service, Ronald Rowe, Trump sei bei dem mutmaßlich geplanten Anschlag auf ihn "nie im direkten Blickfeld des Schützen" gewesen.

Erneuter Attentatsversuch auf US-Präsidentschaftskandidat Trump

Torben Börgers, ARD Washington, tagesthemen, 16.09.2024 22:15 Uhr

Wie wurde der Flüchtige gefasst?

Dem Angreifer gelang zunächst die Flucht mit einem Auto. Ein Zeuge konnte der Polizei allerdings helfen, ihn zu stellen: Er notierte das Autokennzeichen und gab es an die Polizei weiter.

Rund 70 Kilometer nördlich des Golfclubs wurde dann auf einer Autobahn ein Wagen mit einem Mann gestoppt, wie der Sheriff von Martin County mitteilte. Der Mann stehe mutmaßlich in Verbindung mit den Schüssen. Der Verdächtige habe ruhig gewirkt und sei festgenommen worden.

Wie lief die Anhörung vor Gericht?

Bei einem Termin am Montag vor einem Bundesgericht in Florida wurde R. Besitz einer Schusswaffe durch einen verurteilten Straftäter und Besitz einer Schusswaffe mit entfernter Seriennummer vorgeworfen. Auf den ersten Vorwurf steht eine Höchststrafe von 15 Jahren Haft, beim zweiten sind es fünf Jahre. Weitere Anklagepunkte könnten folgen. In der kurzen Anhörung verhielt er sich ruhig und beantwortete lediglich ein paar Fragen mit Ja.

Beamte vor dem Paul G. Rogers-Gericht.

Der Verdächtige erschien am Montag in Florida vor Gericht.

Wer ist der Verdächtige?

US-Medien berichteten, der 58-jährige R. habe im März 2022 im Onlinedienst X angekündigt, in die Ukraine zu reisen. Er sei bereit "zu kämpfen und zu sterben".

Die Nachrichtenagentur AFP interviewte ihn im Jahr 2022, als er tatsächlich in Kiew war und an einer Demonstration teilnahm. "Putin ist ein Terrorist, der gestoppt werden muss. Und wir brauchen jeden auf der Welt, der das, was er gerade tut, beendet und jetzt hierher kommt", sagte R. damals. Trump hingegen hatte sich immer wieder bewundernd gegenüber dem russischen Präsidenten geäußert - und sich gegen die US-Hilfen für die Ukraine ausgesprochen.

Die New York Times interviewte R. im Jahr 2023 in einem Artikel über Amerikaner, die sich zur Unterstützung für die Ukraine meldeten. R. sagte darin, er sei nach Kriegsbeginn in die Ukraine gereist und wolle afghanische Soldaten rekrutieren, um dort zu kämpfen. Sein Plan sei es gewesen, nach Pakistan geflohene Afghanen in die Ukraine zu immigrieren.

Das ukrainische Militär teilte mit, R. habe niemals in den ukrainischen Streitkräften gedient. Es habe auch keine Zusammenarbeit gegeben. R. habe sich aber in den vergangenen zweieinhalb Jahren in regelmäßigen Abständen an die Internationale Legion der ukrainischen Armee gewandt und "unsinnige Ideen" geäußert. Diese könnten am besten als wahnhaft beschrieben werden, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AP.

AP berichtet außerdem, der Verdächtige habe 2023 ein Buch mit dem Titel "Ukraine's unwinnable War" veröffentlicht. "Es steht Ihnen frei, Trump zu ermorden", rief R. darin den Iran auf. Er machte Trump für den Sturm auf das Kapitol und den Ausstieg aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran verantwortlich.

R. schrieb, dass er einst für Trump gestimmt habe und eine Mitschuld daran habe, dass Trump als "hirnloses Kind" Präsident geworden sei.

Wie reagierte Trump?

Trump sprach nach dem mutmaßlichen Attentatsversuch per E-Mail zu seinen Anhängern: "Es gab Schüsse in meiner Nähe, aber bevor die Gerüchte außer Kontrolle geraten, möchte ich, dass ihr das zuerst hört: Ich bin in Sicherheit und mir geht es gut", schrieb er. Nichts werde ihn aufhalten, er werde "niemals kapitulieren".

Später dankte er auf seiner Plattform Truth Social dem Secret Service und anderen Behörden. Sie alle hätten unglaubliche Arbeit geleistet, ihn zu beschützen.

Gibt es wieder Kritik am Secret Service?

Beim ersten Attentat auf Trump im Juli, bei dem der Angreifer den Republikaner mit einem Schuss am Ohr traf, wurde deutliche Kritik am Secret Service laut. Die damalige Secret-Service-Chefin Kimberly Cheatle trat daraufhin zurück, mindestens fünf Beamte wurden beurlaubt.

Auch jetzt gibt es Fragen, warum erneut ein Angreifer in Sichtweite des Ex-Präsidenten gelangen konnte. US-Präsident Joe Biden betonte, dass der Secret Service "mehr Hilfe brauche" - und der Kongress darauf reagieren müsse. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass sich Trump mit dem Direktor des Secret Service treffen wird.

Der zuständige Sheriff Bradshaw attestierte dem Personenschützern von Trump "fantastisches Verhalten". Dass der Verdächtige nicht schießen konnte, habe daran gelegen, dass der Secret Service so schnell reagiert habe.

Was sagt das Weiße Haus zu dem Vorfall?

Vizepräsidentin Kamala Harris - Präsidentschaftskandidatin der Demokraten - rief zur Mäßigung auf. "Ich verurteile politische Gewalt. Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, dass dieser Vorfall nicht zu weiterer Gewalt führt", wurde sie in einer Mitteilung des Weißen Hauses zitiert. Sie sei zutiefst beunruhigt über den Vorfall und froh, dass Trump in Sicherheit sei.

US-Präsident Biden zeigt sich ebenfalls erleichtert über die Unversehrtheit von Trump. "Die Ermittlungen zu diesem Vorfall sind im Gange, während die Strafverfolgungsbehörden weitere Einzelheiten über den Vorfall zusammentragen."

Wie fielen weitere Reaktionen aus?

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb auf der Plattform X, er sei "froh zu hören, dass Donald Trump in Sicherheit und unverletzt ist".

Für Aufsehen sorgte unterdessen US-Milliardär und Trump-Unterstützer Elon Musk. In seinem Onlinedienst X schrieb Musk nach dem Vorfall in Florida: "Und niemand versucht, ein Attentat auf Biden/Kamala zu verüben." Später löschte er den Beitrag und schrieb, er habe seine Lektion gelernt. "Nur weil ich etwas zu einer Gruppe sage und sie darüber lachen, heißt das noch lange nicht, dass es als Posting auf X so lustig ist", erklärte er.

Was ist noch unklar?

Das FBI hat eine Ermittlung eingeleitet. Es ist noch offen, ob R.s Äußerungen zum Krieg in der Ukraine etwas mit dem versuchten Attentat zu tun haben.

Trump hat als Präsidentschaftskandidat keinen öffentlichen Terminplan wie etwa der amtierende Präsident Joe Biden. Es ist also unklar, woher der Verdächtige wusste, dass Trump an diesem Tag in seinem Golfclub sein würde. An dem Tag spielte er Golf mit dem US-Immobilieninvestor und Parteispender Steve Witkoff.

US-Journalisten merkten aber an, dass es für Anwohner nicht zu übersehen sei, wenn Trump mit seiner Autokolonne von seinem nur wenige Kilometer entfernten Anwesen Mar-a-Lago nach West Palm Beach fahre.

Sebastian Hesse, ARD aus Washington D.C., tagesschau, 16.09.2024 15:58 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 16. September 2024 um 18:00 Uhr.