Anklageverlesung im Trump-Prozess Erst schweigen, dann poltern
Vor einem Bundesgericht in Miami hat Ex-US-Präsident Trump in 37 Anklagepunkten auf nicht schuldig plädiert - durch seinen Anwalt. Außerhalb des Gerichts sprach er ohne Beweise wieder von politischer Verfolgung. Bei Anhängern kommt das gut an.
Vor dem Gerichtsgebäude in Miami standen sie sich schreiend gegenüber: Trump-Kritiker und Trump-Anhänger. Die Trump-Fans waren deutlich in der Mehrheit.
"Donald Trump hat es nicht verdient, so behandelt zu werden. Er war der Präsident. Er hatte das Recht, Dokumente zu deklassifizieren und mitzunehmen. Die Familie von Joe Biden, das sind die wirklichen Kriminellen," schimpft eine Frau.
"Ich hoffe, dass sie das Gerichtsverfahren wieder einstellen", meint ein anderer Demonstrant. "Dass sie realisieren, dass das Trump nur stärker macht. Die Demokraten merken noch nicht, was sie getan haben. Es ist, als wollten sie das Feuer mit Benzin löschen."
Trumps Erzählung von der korrupten Justiz kommt an
Mit solchen Aussagen wird deutlich: Donald Trumps Erzählung, es gebe keine unabhängige Justiz im Land, die Gerichtsverfahren gegen ihn würden direkt von Präsident Biden und seinen Demokraten angestrengt - diese Erzählung kommt an bei vielen an der republikanischen Basis.
Im Gericht musste sich Donald Trump zumindest zwei Stunden lang den rechtsstaatlichen Regularien unterordnen. Trump wurde zunächst erkennungsdienstlich behandelt, dazu gehörte erneut die Abnahme der Fingerabdrücke. Dann verlas der kurzfristig neu zugeteilte Richter Jonathan Goodman im Gerichtssaal die Anklage.
Trump selbst sagte nach Angaben von Augenzeugen im Gerichtssaal kein Wort, er ließ seinen Anwalt Todd Blanche in allen 37 Anklagepunkten auf nicht schuldig plädieren.
Trump: "Bösartigster und abscheulichster Machtmissbrauch"
Im Anschluss flog Donald Trump nach New Jersey, um sich in seinem dortigen Golfclub von Anhängern feiern zu lassen und eine Rede zu halten.
"Heute haben wir den bösartigsten und abscheulichsten Machtmissbrauch in der Geschichte unseres Landes erlebt", so Trump. Er nannte Präsident Joe Biden erneut "korrupt" und behauptete, Biden persönlich sei es, der gegen ihn juristisch vorgehe, weil Biden dabei sei, eine Wahl zu verlieren.
Trump will unbeirrt weitermachen
Was bleibt von diesem Tag, der ein in der Geschichte der USA beispielloses Gerichtsverfahren gegen einen ehemaligen Präsidenten einleitete? Es kamen weit weniger Demonstranten als von der Polizei erwartet, geschätzt rund 1000.
Wann die Hauptverhandlung gegen Donald Trump im Fall der geheimen Regierungsdokumente beginnen wird, bleibt unklar. Trumps Botschaft lautet: Er macht unbeirrt weiter Wahlkampf und will sich vom Plan, wieder Präsidentschaftskandidat zu werden, durch nichts abbringen lassen.
Doch es gibt auch Stimmen wie die eines Passanten abseits des Gerichtsgebäudes in Miami: "Niemand steht über dem Gesetz. Jeder muss die Konsequenzen seines Handelns tragen." Damit meinte er: auch Donald Trump.