Zwei Mitglieder der indigenen Bevölkerung von Gardí Sugdub auf einem Boot vor der Küste der kleinen Insel.

Klimawandel Bewohner verlassen Insel in Panama

Stand: 30.05.2024 09:24 Uhr

Der Meeresspiegel steigt in der Karibik besonders schnell. Nun bekommen die Einwohner einer Insel in Panama ein neues Zuhause auf dem Festland. Weitere Inselbewohner werden folgen müssen.

Die kleine Insel Gardí Sugdub in Panama droht wegen des steigenden Meeresspiegels zu versinken. Deshalb verlassen fast alle Einwohner ihr Zuhause und ziehen künftig in eine für sie neu gebaute Siedlung an Panamas Nordküste. Laut der Volksgruppe der Guna, die auf der Insel leben, sind sie die ersten Indigenen in Panama, die ihre Inselheimat verlassen.

Panama Karte

Panamas Präsident: "Neue Lebenschance"

Präsident Laurentino Cortizo übergab der Bevölkerung die Siedlung Nuevo Cartí. Das Projekt wurde von der Regierung finanziert und kostete 12,2 Millionen Dollar. Rund 1.350 Menschen werden in den kommenden Tagen die Insel Gardí Sugdub verlassen, wie Cortizo in einem X-Post schrieb. Dies sei eine "neue Lebenschance".

Die neugebaute Siedlung Nuevo Cartí von oben.

Die neu gebaute Siedlung Nuevo Cartí liegt an Panamas Nordküste.

In den letzten Jahren sei die Bevölkerung der Insel aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels in große Sorge gewesen. Die Volksgruppe hat sich deshalb für einen Umzug entschieden. "Angesichts des Risikos für die Bewohner stimmte unsere Regierung der Gründung einer neuen Siedlung zu, um ihre Zukunft zu sichern", schrieb Cortizo.

Der neue Wohnort ist rund 15 Minuten Bootsfahrt von der Insel entfernt. "Ich bin aufgeregt. Die Häuser sind schön", sagte die Bewohnerin Vidalma Yanez der Nachrichtenagentur AFP. Die Häuser bestehen jeweils aus zwei Schlafzimmern, einem Wohn- und Esszimmer, einer Küche, einem Bad und einer Waschküche - alle mit Wasser- und Stromanschluss. Jedes Haus ist etwa 41 Quadratmeter groß.

Bewohner in der neu gebauten Siedlung Nuevo Cartí in Panama.

Bewohner in der neu gebauten Siedlung Nuevo Cartí.

Insel wird laut Experten bis 2050 komplett versinken

Die Insel Gardí Sugdub, übersetzt "Krabbeninsel", liegt rund zwei Kilometer von der Atlantikküste Panamas entfernt. Seit knapp 200 Jahren leben dort Mitglieder der Volksgruppe der Guna. Sie lebten vom Fischfang, der Ernte stärkereicher Pflanzen, der Herstellung traditioneller Textilien und dem Tourismus.

Experten gehen davon aus, dass die Insel bis 2050 wegen des Klimawandels komplett versinken dürfte. Sie ist auch von immer stärkeren Stürmen und Überflutungen bedroht, die den Bewohnern zu schaffen machen.

Insel war überbevölkert

Grund für die Umsiedlung war auch die Überbevölkerung. Während die Fläche weniger wird, wurden die Menschen mehr: Die Insel ist nur etwa so groß wie fünf Fußballfelder, mittlerweile leben dort zu viele Menschen in Hütten aus Holz, Plastik und Steinen eng nebeneinander an schmalen Gassen. Es gibt kein fließendes Wasser, Abwasser- oder Abfallsystem auf der Insel, die Stromversorgung ist unzuverlässig.

Eine indigene Frau und ein Mann in ihrem Zuhause auf der Insel Gardí Sugdub.

Das große Aufräumen: Ein indigenes Paar bereitet sich auf den Umzug von ihrem Zuhause, der Insel Gardí Sugdub, aufs Festland vor.

Weitere Menschen werden umsiedeln müssen

Insgesamt leben etwa 80.000 Mitglieder der indigenen Volksgruppe Guna in Panama, davon die Hälfte auf dem Festland in der autonomen Region Guna Yala. Die andere Hälfte wohnt auf den umliegenden Inseln.

Die Bewohner werden einen Großteil des San Blas Archipels bis zum Ende des Jahrhunderts verlassen müssen, sagt Steve Paton, Vorsitzender des Monitoring-Programms am Smithsonian Tropical Research Institute in Panama.

Der steigende Meeresspiegel bedroht laut Klimaforschern etwa ein Zehntel der Weltbevölkerung, besonders Menschen an Küsten und auf kleinen Inseln in der Karibik, auf den Malediven und im asiatischen Pazifikraum. In Lateinamerika und der Karibik steigt der Meeresspiegel laut der Weltorganisation für Meteorologie schneller als im weltweiten Durchschnitt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Mai 2024 um 15:00 Uhr.