Nach Protest gegen Ölleck Indigene wollen Touristen freilassen
Eine Reise ins Amazonasgebiet endete für 70 Touristen mit einer Geiselnahme. Peruanische Indigene hatten ihr Schiff festgesetzt, um auf ein Ölleck aufmerksam zu machen. Jetzt wollen sie die Menschen freilassen.
Die von protestierenden Dorfbewohnern auf einem Schiff im peruanischen Amazonasgebiet festgehaltenen Touristen sollen auf freien Fuß gesetzt werden. "Nach Gesprächen mit dem Dorfvorsteher von Cuninico wurde unsere Bitte akzeptiert, die Menschen freizulassen", teilte das Bürgerbüro der peruanischen Regierung mit. "Die Maßnahme wird in Kürze durchgeführt." Der Ortsvorsteher Watson Trujillo Acosta bestätigte die Entscheidung im Radiosender RPP: "Die Achtung vor dem Leben muss an erster Stelle stehen. Wir werden ermöglichen, dass die Menschen auf dem Schiff an ihren Bestimmungsort gebracht werden können."Die Indigenen wollen mit der Geiselnahme gegen die Untätigkeit ihrer Regierung nach einem Ölleck in einer Pipeline demonstrieren. "Wir wollen mit dieser Aktion die Aufmerksamkeit der Regierung wecken", sagte Watson Trujillo Acosta, Gemeindevorsteher der Ortschaft Cuninico, dem Radiosender RPP.
Die Dorfbewohner hatten ein Schiff mit etwa 70 Touristen aus dem In- und Ausland an Bord auf dem Fluss Marañón gestoppt und die Passagiere festgesetzt. Zu der Gruppe gehört auch ein deutscher Urlauber, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amts mitteilte. Unter den Passagieren auf dem Schiff sollen auch Touristen aus den USA, Spanien, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz sein. Insgesamt wurden auf verschiedenen Schiffen seit rund 24 Stunden sogar 150 Menschen festgehalten, wie der Radiosender RPP berichtete.
Druck auf die Regierung
Mit dem Festsetzen der Urlauber wollten die Dorfbewohner die Regierung dazu bringen, etwas gegen das Ölleck in der Region zu unternehmen. "Wir fordern, dass der Notstand verhängt wird und dass eine Kommission unter der Führung des Präsidenten unsere Region besucht", sagte Dorfvorsteher Trujillo Acosta. Zuletzt war immer wieder Öl aus einer Pipeline des Energiekonzerns Petroperú ausgetreten und hatte den Fluss Marañón verschmutzt. "Sie sind freundlich und respektvoll mit uns, aber das ist die einzige Möglichkeit, die sie haben, um eine Lösung für ihr Dorf zu finden", schrieb die Radsportlerin Ángela Ramírez, die auf dem Schiff festsaß, auf Facebook. "Je schneller sie Gehör finden, desto schneller lassen sie uns gehen."
Die Touristen hätten verstanden, warum die Dorfbewohner zu der radikalen Maßnahme griffen, sagte Ortsvorsteher Trujillo Acosta. "Sie erkennen an, was wir tun, und das hilft uns. Wir empfinden sie als Verbündete, weil sie die Realität sehen, in der wir leben." Das Bürgerbüro der peruanischen Regierung forderte, den Dialog zwischen den betroffenen Dörfern am Fluss und den Behörden wieder aufzunehmen.
Petroperú teilte mit, dass die Pipeline mehrfach absichtlich sabotiert werde. Seit Dezember vergangenen Jahres seien über 50 Beschädigungen registriert worden. Eigenen Angaben zufolge kümmerte sich das Unternehmen um die Säuberung der betroffenen Gebiete und versorgte die Anwohner mit Trinkwasser und Lebensmitteln.