Korruptionsvorwürfe FBI-Ermittlungen gegen New Yorker Bürgermeister
Eine Klage wegen sexuellen Missbrauchs und Korruptionsvorwürfe: Die Liste der Skandale von New Yorks Bürgermeister Adams wird länger. Daher macht sich bereits ein alter Bekannter Hoffnungen.
Als Nightlife-König gibt sich New Yorks Bürgermeister Eric Adams gern. Doch statt Wein predigt der Ex-Cop neuerdings lieber Wasser: Sein Team sei gesetzestreu. Er wiederhole das so oft, dass er damit allen auf die Nerven gehe.
Das muss Adams, denn die Bundespolizei FBI verdächtigt ihn der Korruption. Er soll im Wahlkampf illegale Spenden angenommen haben. Adams bestreitet das: "Wir akzeptieren keine Spenden von Strohmännern. Viele wissen nicht mal, was das ist. Wir halten uns an das Gesetz."
Besuch vom FBI
Ganz so eindeutig sah das nicht aus, als Adams kürzlich nach einer Veranstaltung in seinem Auto Besuch vom FBI bekam. Die Agenten kassierten die Handys und das iPad des Bürgermeisters ein. Vorher hatten sie das Haus seiner ehemaligen Spendensammlerin durchsucht. Unter anderem nahmen die Männer eine Mappe mit der Aufschrift "Eric Adams" mit.
Die Ermittler suchen nach Beweisen für eine Konspiration zwischen dem heutigen Bürgermeister und der Türkei, sagt der Direktor des Programms für Staatliche Politik am New Yorker Hunter College, Basil Smikle. "Die Ermittlungen gehen in Richtung Vorteilsnahme: Hat die Türkei illegal Gelder in die Wahlkasse von Adams gespült? In Gegenleistung für Gefallen, die er der Regierung und regierungsnahen Geschäftsleuten hier in der Stadt gemacht hat", sagt er.
Es geht ums Baugeschäft und Immobilien
Wie üblich in New York geht es mal wieder ums Baugeschäft und um Immobilien. Zum Beispiel um den Glasturm namens Turkevi Center, der im ottomanischen Look und 171 Meter hoch gegenüber der UN-Zentrale steht. 2021 wurde der Turm mit der türkischen UN-Botschaft, von Präsident Recep Tayyip Erdogan eröffnet.
Das klappte laut US-Medien nur pünktlich, weil Adams nachgeholfen hat. Als damaliger Stadtteilbürgermeister von Brooklyn soll er bei der Feuerwehr eine Sondergenehmigung erwirkt haben. Dabei hatte eine Vertragsfirma Sicherheitsbedenken geäußert. Als Dank für diese und andere Gefälligkeiten soll Geld aus der Türkei geflossen sein. Ein Verdacht, den das FBI nicht leichtfertig äußern würde, erläutert Smikle: "Jedes Mal wenn das FBI dich auf der Straße anhält, hat das nichts Gutes zu bedeuten."
Aber immerhin: Auch der Vorgänger von Adams, Bill de Blasio, habe ähnliche Ermittlungen über sich ergehen lassen müssen. Zur Klage kam es nicht. Und Adams Wählerschaft sei treu. "Solange er nicht in Handschellen abgeführt wird, wird sich kaum einer seiner Wähler um solche Vorwürfe scheren", sagt der Politologe.
Smikle, der selbst Demokrat ist, weiß: Die breite Wählerbasis seien Afroamerikaner und Latinos - eine Gruppe, die grundsätzlich skeptisch gegenüber den Sicherheitsbehörden sei. "Sie sind viel gnädiger als andere Wählergruppen- aufgrund ihrer historischen Erfahrung mit der Polizei und der Justiz", erklärt er.
Bei manchen sinkt Stern des Bürgermeisters
Doch bei anderen sinkt der Stern des Bürgermeisters, der angetreten war, um die Stadt wirtschaftsstark und sicher zu machen. Zwar sinkt die Kriminalität zahlenmäßig - doch sicher fühlen sich New Yorkerinnen wie Kal Zukatzki nicht: "Ich bin gar nicht glücklich mit seiner Arbeit. Er hat die Polizeigewerkschaft und große Firmen im Sinn. Aber uns durchschnittliche New Yorker nicht."
Viele fanden es alarmistisch, als Adams angesichts von 130.000 Migranten drohte: Das werde die Acht-Millionen-Metropole zerstören. Mit seinen Einschnitten im 100 Milliarden-Budget der Stadt erntete er Proteste. Er rechtfertigte die Cuts mit der sogenannten Flüchtlingskrise. Es gibt jetzt weniger Geld für Bibliotheken und Kinderbetreuung, aber keine Einschnitte bei der Polizei. Sie darf dagegen jeden offensichtlich psychisch Kranken von der Straße weg einliefern.
Adams sei eben ein Dino, sagt der New Yorker Ken Tracek - ein Demokrat, der nur so heiße, aber nicht wirklich einer sei. Seit einigen Tagen droht dem Law and Order-Mann nun noch ein Skandal: Eine Ex-Mitarbeiterin verklagt Adams wegen angeblichen sexuellen Fehlverhaltens. Der Vorfall soll sich bereits 1993 ereignet haben, als Adams und sie gemeinsam für die Stadtverwaltung arbeiteten.
Der Bürgermeister dementiert: Er habe die Frau niemals getroffen. Der Vorfall sei niemals geschehen. Jeder, der ihn kenne, wisse das. Adams habe noch viel Zeit, das auszusitzen, meinen Beobachter wie Politologe Smikle.
Cuomo hält sich bereit
Doch Medien berichten bereits, dass sich schon ein anderer bereit hält, sollte es Adams doch nicht reißen: Ex-Gouverneur Andrew Cuomo. Der Demokrat, der New York durch die Corona-Pandemie geführt hat, um dann selbst über verdrehte Zahlen, Korruptionsvorwürfe und eine Klage wegen sexueller Belästigung zu stolpern. Viele New Yorker würden sich das wünschen.
Cuomo hätte nur ein Problem, meint Smikle, der Politologe vom Hunter College: "Wie es Bill Clinton gesagt hätte: Wie überzeugst du Wähler davon, ihn zu feuern und dich zu nehmen? Gerade, wo Cuomo genau auf die Wählerbasis setzen müsste, die Adams so fest hinter sich hat - auch, weil sie der Justiz wenig trauen."