Beginn der Hochsaison Viele wollen in die US-Nationalparks
Nach einem Rückgang der Besucherzahlen im Corona-Jahr 2020 wird in den US-Nationalparks in diesem Jahr mit einem Massenansturm gerechnet. Präsident Biden plant für das kommende Haushaltjahr die bisher größte Fördersumme für Nationalparks.
Am Besucherzelt herrscht Hochbetrieb. Auf einer Wanderkarte zeigt eine junge Rangerin mit grauem Kurzarmhemd, grüner Hose und dem typischen breitkrempigen hellen Hut Touristen den Weg zu den Aussichtspunkten im Grand Teton Nationalpark. Hier, tief im Westen der USA, im Bundesstaat Wyoming, in direkter Nachbarschaft zum berühmten Yellowstone-Nationalpark hat gerade die beste Reisezeit begonnen.
"Es ist wunderschön. Die Berge und die Kulisse sind einfach atemberaubend", schwärmt Abby. Sie ist an diesem Sommertag mit ihrem Ehemann und zwei kleinen Kindern unterwegs am Fuße der nördlichen Rocky Mountains. An den schartigen Hängen hält sich der Schnee, im Tal schlängelt sich der Snake River durch feuchte Blumenwiesen. Dafür Eintritt zu zahlen, findet Abby absolut okay.
30 Euro Eintritt für die Natur
Das sei es wert, sagt sie, um den Park für künftige Generationen zu erhalten. Ein Jahrespass für alle Nationalparks der USA kostet umgerechnet rund 65 Euro. Die Nationalparks in dieser Region gehören zu den teuersten des Landes. Ein Wochenticket gibt es für rund 30 Euro.
Im Souvenirladen steht Don Powers an der Kasse und erklärt, warum die Besucherinnen und Besucher für die Wildnis zahlen müssen. Der Park werde nicht ausschließlich von Steuern finanziert. Die Gästegebühr sei eine Unterstützung. Mindestens 80 Prozent der Eintrittsgelder bleiben vor Ort. 20 Prozent gehen in andere Parks.
Einnahmen von 200 Millionen Dollar erwartet
In diesem Jahr rechnet der Nationalpark-Service der USA mit Einnahmen in Höhe von 200 Millionen Dollar. Davon werden die Ranger bezahlt. Das Geld fließt in die Verwaltung und hält die Parks in Schuss.
Die Sitzbänke im Nationalpark in Wyoming sehen am Bergsee aus wie neu, die Wander- und Radwege sind tiptop. Auf einem dieser gepflegten Pfade erholen sich Dough und Eileen im Schlendergang. Das Paar aus Ohio hat zuhause nur flaches Land vor der Nase und kann sich an den Bergen gar nicht sattsehen. Es ist unglaublich, sagt Dough - die Aussicht, einfach alles. Er könne gar nicht mehr sagen und seine Frau widerspricht: Man könne gar nicht genug darüber sagen.
Sie sind schwer begeistert von der Arbeit der Ranger. Die Eintrittspreise sind gut angelegt, finden sie. Er habe damit kein Problem, sagt Dough. Er zahle für alles hier. Dann gebe er gern auch etwas dafür aus, dass sich jemand um den Nationalpark kümmert.
Natur nur für eine bestimmte Gesellschaftsschicht?
Bei diesem Argument zieht Ben Williamson zweifelnd die Augenbrauen hoch. Der 28-jährige Yale-Absolvent ist Geschäftsführer der "Naturschutz-Genossenschaft der Nördlichen Rockies". Ben ist der Meinung, mit der Landschaft wird ein Geschäft gemacht für eine bestimmte Gesellschaftsschicht. Die Preise sorgten dafür, dass Nationalparks nur für diejenigen zugänglich sind, die es sich leisten können - glaubt er.
Im Jahr besuchen rund vier Millionen Menschen den Yellowstone Nationalpark. An einem verlängerten Wochenende fahren 43.000 Autos an den Flussläufen und Wasserfällen vorbei zu den heißen Quellen und Geysiren. Die Touristen können die größte Bisonherde der Nation beim Grasen beobachten. Elche ziehen durch die Täler. Grizzlybären leben in den Wäldern.
Im kommenden Jahr wird der Yellowstone Nationalpark 150 Jahre alt, damals war er der erste weltweit. Eintrittsgelder seien kein nachhaltiges Mittel, um die Landschaft zu erhalten, sagt Naturschützer Ben. Er wünscht sich ein Besucherlimit und Tagesbusse.