Erster Tag der Staatstrauer Mehr als 120 Tote nach Waldbränden in Chile
Wie befürchtet ist die Zahl der Todesopfer nach den Waldbränden in Chile weiter gestiegen. Das Land befindet sich in Staatstrauer. Zwei mutmaßliche Brandstifter wurden festgenommen, die Suche nach Vermissten dauert an.
Nach den Waldbränden in Chile zeigen sich vielerorts Bilder der Zerstörung. Die Zahl der Toten stieg auf mehr als 120. Opfer seien schwer zu identifizieren, teilte Marisol Prado vom Gerichtsmedizinischen Dienst Chiles mit. Zum Gedenken an die Betroffenen begann der erste von zwei Tagen Staatstrauer. Hunderte Menschen wurden noch vermisst.
Die Forstbehörde registrierte im ganzen Land 180 Brände auf einer Fläche von insgesamt mehr als 29.000 Hektar. Rund 15.000 Häuser seien beschädigt oder zerstört worden, allein in Viña del Mar seien es mehr als 12.000, sagte der Staatssekretär des Innenministeriums, Manuel Monsalve. Hilfe werde in allen Gebieten angenommen, auch in illegalen Siedlungen, so Sozialministerin Javiera Toro.
Der chilenische Präsident Gabriel Boric dokumentierte auf X eine Schweigeminute des Nationalen Sicherheitsrats.
Das Haus von Marco Delgadillo im besonders betroffenen Viña del Mar wurde stark zerstört.
Zwei mutmaßliche Brandstifter festgenommen
Die Feuer am östlichen Stadtrand Viña del Mars schienen nachzulassen, nachdem sie seit Freitag heftig gewütet hatten. In dem Urlaubsort zerstörte das Feuer den gesamten botanischen Garten, in dem jährlich ein Musikfestival stattfindet. "Wir verstärken unsere Patrouillen in der Luft und auf dem Land", sagte der örtliche Militärchef, Konteradmiral Daniel Muñoz. Dabei seien zwei mutmaßliche Brandstifter festgenommen worden.
Die Bürgermeisterin von Viña del Mar, Macarena Ripamonti, forderte: "Wir brauchen rechtliche Reformen, damit nicht mehr in Risikogebieten gebaut wird." Der Stadtregierung zufolge wurden dort mindestens 370 Menschen vermisst.
Stark betroffen waren etwa die Städte Quilpé und Villa Alemana in der Region Valparaíso. Präsident Boric teilte bereits am Sonntag mit, in der Gegend seien mindestens 3.000 Häuser abgebrannt.
Zusammenhang mit El Niño vermutet
Im Sommer auf der Südhalbkugel kommt es in Chile immer wieder zu schweren Waldbränden. Im vergangenen Jahr brannten im Zentrum und im Süden Chiles insgesamt mehr als 425.000 Hektar Land ab - das entspricht in etwa der achtfachen Fläche des Bodensees.
Mehrere Regionen in Chile sind derzeit von einer Hitzewelle betroffen. Wissenschaftler führen die Hitze zu einem großen Teil auf das zyklische Wetterphänomen El Niño zurück, das den Pazifischen Ozean erwärmt.