Großkundgebung in Brasilien Zehntausende demonstrieren für Bolsonaro
Dem ehemaligen brasilianischen Präsidenten Bolsonaro droht die Verhaftung. Ihm wird ein Putschversuch vorgeworfen. Nun mobilisierte er seine Anhänger für eine Großkundgebung - Zehntausende gingen auf die Straße.
In São Paulo haben sich Zehntausende Anhänger des ultrarechten früheren Präsidenten Jair Bolsonaro versammelt. In den brasilianischen Nationalfarben Grün und Gelb gekleidet strömten die Demonstranten in Richtung der Avenida Paulista, einer der wichtigsten Straßen der größten Metropole Lateinamerikas. In den vergangenen Tagen hatte Bolsonaro in mehreren Videos in den Onlinenetzwerken zu einer "friedlichen Versammlung zur Verteidigung des demokratischen Rechtsstaats" aufgerufen.
Gegen Bolsonaro wird wegen angeblicher Putschpläne rund um die Wahlen vom Oktober 2022 ermittelt. Zuletzt gab es Spekulationen über eine möglicherweise bevorstehende Verhaftung.
Aufruf Bolsonaros
Bolsonaro hatte das Präsidentenamt von 2019 bis 2022 inne. Am 8. Januar 2023 hatten seine Anhänger das Regierungsviertel in der Hauptstadt Brasília gestürmt. Sie attackierten und verwüsteten das Parlament, das Oberste Gericht und den Präsidentenpalast. Das Oberste Gericht ermittelt derzeit gegen ihn wegen des Verdachts, zu Unruhen nach seiner Wahlniederlage angestiftet zu haben.
Wahlsieg nicht anerkannt
Bolsonaro kam mit einer israelischen Flagge zur Kundgebung, zu der Organisatoren mindestens 500.000 Menschen erwarteten - eine Geste gegen die Äußerungen des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Lula hatte das israelische Vorgehen im Gazastreifen eine Woche zuvor mit dem Holocaust verglichen.
Bolsonaro hatte den Wahlsieg seines linksgerichteten Nachfolgers Luiz Inácio Lula da Silva nicht explizit anerkannt; vor und nach der Wahl hatte er immer wieder von Wahlbetrug gesprochen. Im Juni vergangenen Jahres war Bolsonaro vom Obersten Wahlgericht wegen seiner unbelegten Wahlbetrugsvorwürfe für acht Jahre von allen politischen Ämtern ausgeschlossen worden. Vor Kurzem musste der Ex-Staatschef nach Angaben seines Anwalts wegen der Ermittlungen seinen Pass abgeben.
Test für Unterstützung vor den Kommunalwahlen
Bolsonaro weist die Vorwürfe zurück. Bei einer halbstündigen Befragung am Donnerstag im Hauptquartier der Bundespolizei in Brasilia weigerte er sich, Fragen zu beantworten. Der Protest am Sonntag gilt als Test für seine Unterstützung vor den Kommunalwahlen im Oktober, bei denen sein Einfluss eine Rolle spielen dürfte.