Wochenlange Gewalt Einigung auf siebentägige Waffenruhe im Sudan
Die ausländischen Vermittler machen im Sudan-Konflikt langsame Fortschritte. Armee und Paramilitärs wollen für eine ganze Woche die Waffen schweigen lassen. Erstmals gibt es Hoffnung auf Verhandlungen.
Die Anführer der sudanesischen Armee und der mit ihnen rivalisierenden Paramilitärs haben einer siebentägigen Waffenruhe vom 4. bis 11. Mai zugestimmt. Das teilte das Außenministerium des Nachbarstaats Südsudan mit. Der Präsident des Südsudan, Salva Kiir, vermittelt seit einigen Tagen als Vertreter des nordostafrikanischen Regionalverbunds IGAD zwischen den beiden Konfliktparteien.
Im Sudan trägt De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe der Streitkräfte einen Machtkampf gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo aus, der die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) anführt.
Verhandlungen im Südsudan
Al-Burhan und Daglo hätten sich nun bereit erklärt, Vertreter für Verhandlungen zu benennen, die in der südsudanesischen Hauptstadt Juba stattfinden sollen. Ein Datum für den Beginn der Verhandlungen muss laut dem südsudanesischen Außenministerium noch gesetzt werden.
Die sich rapide verschlechternde humanitäre Situation mache eine Deeskalation des Konflikts zwingend erforderlich, hieß es. Der Sudan war schon vor der jüngsten Gewalt massiv auf internationale humanitäre Hilfe angewiesen.
Bisherige Waffenruhen immer wieder gebrochen
Seit Beginn des blutigen Konflikts sind bereits wiederholt Waffenruhen von bis zu 72 Stunden ausgehandelt worden, die jedoch immer wieder gebrochen wurden. Eine wirkliche Feuerpause wurde von beiden Seiten faktisch nicht eingehalten.
Das Gesundheitsministerium bezifferte die Zahl der Opfer durch die Kämpfe Ende vergangener Woche auf rund 530 Tote und gut 4600 Verletzte. Wegen der unübersichtlichen Lage im Sudan gehen Experten aber davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen deutlich höher liegen dürften.
UN-Nothilfekoordinator fordert Sicherheitsgarantien
Angesichts der sich rapide verschlechternden humanitären Lage ist UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in den Sudan gereist. In Port Sudan forderte er Sicherheitsgarantien für Hilfstransporte von den Konfliktparteien. Nach Griffiths' Worten wurden kürzlich sechs Lastwagen mit Lebensmittelhilfe auf dem Weg in die westliche Region Darfur geplündert.
Der ranghohe UN-Vertreter wurde in dringender Mission in den Sudan gesendet, um nach Wegen zu suchen, Hilfsgüter zu den Millionen Menschen zu bringen, die ihr Land wegen der schweren Kämpfe nicht verlassen können. Die Lieferung erster Hilfsgüter erfolgte nur langsam.
UN: 334.000 neue Binnenflüchtlinge im Sudan
Nach Angaben der UN-Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn der Gefechte mindestens 334.000 Menschen im Sudan zu Binnenflüchtlingen geworden. Schon vor dem aktuellen Konflikt gab es im Sudan durch frühere Kämpfe 3,7 Millionen Vertriebene.
Die Zahl der Flüchtlinge, die Zuflucht in Nachbarländern suchen, hat nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) die 100.000 überschritten. Viele kämen im Tschad, im Südsudan und in Ägypten an. Darunter seien Sudanesen, aber auch Flüchtlinge aus anderen Ländern, die im Sudan Zuflucht gefunden hatten.
Das UNHCR richtet sich bei seinen Planungen darauf ein, dass bei anhaltenden Kämpfen mehr als 800.000 Menschen fliehen könnten. "Wir hoffen, dass es nicht dazu kommt", schrieb UNHCR-Chef Filippo Grandi am Montag auf Twitter.
Eritrea nimmt Geflüchtete auf
Unterdessen erklärte sich das Regime im Nachbarland Eritrea Medienberichten zufolge bereit, Geflüchtete aus dem Sudan aufzunehmen. "Eritrea hat seine Grenzen geöffnet und wird ohne großes Aufsehen eritreische, sudanesische und andere vom aktuellen Konflikt betroffene Bürger empfangen", zitiert das Magazin "The East African" Machthaber Isaias Afewerki.
Eritrea wird seit der Unabhängigkeit von Äthiopien zu Beginn der 1990er-Jahre von einem repressiven Machtapparat regiert. Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) leben mehr als 137.000 Eritreer im Sudan. Jedes Jahr fliehen Tausende weitere von ihnen über die Grenze, um dem verpflichtenden Arbeitsdienst, Repression und Folter zu entkommen.