Anhaltende Kämpfe Mehr als 330.000 Vertriebene im Sudan
Seit Beginn der Kämpfe im Sudan sind mehr als 330.000 Menschen innerhalb des Landes vertrieben worden. Mehr als 100.000 Menschen suchten zudem Zuflucht in Nachbarländern. Die Kämpfe gehen unvermindert weiter.
Durch die schweren Kämpfe im Sudan sind seit Mitte April nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) Hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben worden. Mehr als 330.000 Menschen seien innerhalb des Landes geflohen, sagte ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Genf. Die Zahl der in den vergangenen zwei Wochen vertriebenen Menschen "übersteigt alle konfliktbedingten Vertreibungen im Sudan im Jahr 2022", so der Sprecher.
Nach Schätzungen des Flüchtlingshilfswerk UNHCR suchten seit Beginn der Kämpfe zudem bereits mehr als 100.000 Menschen in Nachbarländern des Sudans Zuflucht. Viele kämen im Tschad, im Südsudan und in Ägypten an. Darunter seien Sudanesen, aber auch Flüchtlinge aus anderen Ländern, die im Sudan Zuflucht gefunden hatten.
Das UNHCR richtet sich bei seinen Planungen darauf ein, dass bei anhaltenden Kämpfen mehr als 800.000 Menschen fliehen könnten. "Wir hoffen, dass es nicht dazu kommt", schrieb UNHCR-Chef Filippo Grandi am Montag auf Twitter.
Hilfsorganisationen fehlen 1,5 Milliarden US-Dollar
Nach Angaben des UN-Büros Ocha fehlen den Hilfsorganisationen 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,37 Milliarden Euro), um die durch die Kämpfe verschärfte humanitäre Krise im Land zu bewältigen.
Das diesjährige Hilfsprogramm für den Sudan sei derzeit nur zu 14 Prozent finanziert, sagte ein Ocha-Sprecher.
Kämpfe trotz Waffenruhe
Trotz einer offiziell geltenden und mehrfach verlängerten Waffenruhe wird im Sudan seit mehr als zwei Wochen heftig gekämpft. In dem Konflikt stehen sich Armeeeinheiten von Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan und die von seinem Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo angeführte RSF-Miliz gegenüber.
Bei den Gefechten wurden nach offiziellen Angaben bereits mehr als 500 Menschen getötet und Tausende verletzt. Es wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Opferzahl deutlich höher ist. Westliche Länder wie beispielsweise Deutschland haben ihre Staatsbürger inzwischen per Flugzeug oder Schiff in Sicherheit gebracht. International wachsen Befürchtungen, dass der Sudan in einen Bürgerkrieg versinken und die ganze Region destabilisieren könnte.