Bericht von Menschenrechtlern Mission gegen sexualisierte Gewalt im Sudan gefordert
Ein Bericht von Human Rights Watch beschreibt in erschütternden Details, wie weit Vergewaltigungen und Missbrauch im Sudan-Konflikt verbreitet sind. Um die Gewalt zu beenden, fordern die Menschenrechtler eine UN-Mission.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft den Kriegsparteien im Sudan sexualisierte Gewalt und Übergriffe vor. Ein Bericht macht für einen Großteil der Taten die paramilitärischen Rapid Support Forces verantwortlich, aber auch die reguläre Armee begehe solche Verbrechen. Um die Zivilbevölkerung besser zu schützen, fordern die Menschenrechtler eine UN-Mission.
Eine solche Mission, die auch von der Afrikanischen Union (AU) geführt werden könne, sollte ein "robustes Mandat" haben, heißt es in dem Bericht. Sie sollte sich auf die Regionen konzentrieren, in denen die Menschenrechtsverletzungen besonders stark verbreitet seien, auch in Darfur.
Seit Beginn des Kriegs im April 2023 hätten mehr als 260 Frauen nach Vergewaltigungen und Missbrauch Hilfe bei Krankenhäusern gesucht, erklärt Human Rights Watch. Es gebe mehrere Todesfälle infolge der Gewalt. Überlebende litten häufig unter posttraumatischem Stress und Depressionen.
Berichte über Gruppenvergewaltigungen
Der Bericht stützt sich auf die Aussagen von medizinischem Personal in der Hauptstadt Khartoum sowie Bahri and Omdurman in unmittelbarer Nachbarschaft. Human Rights Watch erklärt, es sei von größter Bedeutung, die Stimmen der Opfer selbst zu hören. Allerdings sei der Zugang zu den Gebieten eingeschränkt, und Befragungen aus der Ferne seien ethisch kaum vertretbar durchzuführen.
Die Aussagen sind erschütternd. "Wir hatten den Fall einer Mutter und ihrer vier Töchter, die vor den Augen von Vater und Brüdern vergewaltigt wurde", schildert ein Mitarbeiter einer Gesundheitseinrichtung in Khartoum. Die RSF-Miliz habe die Familie quasi unter Hausarrest gestellt und die Frauen tagelang vergewaltigt. Eine der Töchter sei schwanger gewesen, als sie sich die Familie endlich Hilfe holen konnte.
Kulturelles Stigma erschwert Hilfe
Zu den Opfern gehörten Frauen und Mädchen im Alter von 9 bis 60 Jahren, stellt der Bericht zusammenfassend fest. Teils seien sie zwangsverheiratet worden. Auch Männer und Jungen seien Opfer sexueller Gewalt geworden. Human Rights Watch kritisiert, es gebe kaum Zugang zu medizinischer und psychologischer Hilfe.
Dazu komme ein kulturelles Stigma, wie der Fall einer Frau zeigt, die von einer Vergewaltigung schwanger geworden ist. Daraufhin habe ihr Ehemann sie verstoßen und ihr die Kinder weggenommen. In dem Krankenhaus, das sie aufsuchte, habe sich der Arzt geweigert, eine Abtreibung vorzunehmen.
Machtkampf im Sudan dauert seit einem Jahr an
Im Sudan war vergangenes Jahr ein Konflikt um die Macht zwischen der regulären Armee und der RSF eskaliert. Die Kämpfe in der Hauptstadt Khartum weiteten sich schnell auf andere Teile des afrikanischen Landes aus. Immer wieder gibt es Berichte über Kriegsverbrechen wie den Einsatz sexualisierter Gewalt oder Angriffe auf Zivilisten.
Der Krieg hat eine humanitäre Katastrophe im Sudan ausgelöst. Millionen von Menschen sind vor der Gewalt geflohen. Die Vereinten Nationen warnen vor einer Hungersnot.