UN besorgt über Lage im Sudan Hunderte Tote bei Kämpfen in Darfur
Im Sudan sind die Kämpfe in der Region Darfur weiter eskaliert. Die Situation sei alarmierend, warnt das UN-Flüchtlingshilfswerk. Binnen weniger Tage seien 800 Menschen getötet worden und es gebe Berichte über sexualisierte Gewalt.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat sich besorgt wegen eskalierender Kämpfe in der sudanesischen Region West-Darfur gezeigt. Berichten zufolge seien in wenigen Tagen mehr als 800 Menschen von bewaffneten Gruppen getötet worden, teilte die Organisation mit. Zudem seien allein vergangene Woche mehr als 8.000 Menschen in den benachbarten Tschad geflohen. Besonders von der Gewalt betroffen ist demnach die Ortschaft Ardamata nahe der Regionalhauptstadt Al-Dschunaina.
Im Sudan kämpfen seit Mitte April die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) gegen die Streitkräfte des Landes am Horn Afrikas. "Vor 20 Jahren war die Welt schockiert über die schrecklichen Gräueltaten und Menschenrechtsverletzungen in Darfur. Wir befürchten, dass sich eine ähnliche Dynamik entwickeln könnte", warnte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi.
Nach Angaben von UNHCR-Sprecher William Spindler seien bewaffnete Milizen von Haus zu Haus gezogen, um Jungen und Männer systematisch zu töten. Augenzeugen berichteten laut Spindler von groben Menschenrechtsverletzungen und sexualisierter Gewalt. Die UN selbst hat kaum noch Zugang zu den umkämpften Gebieten.
Sechs Millionen Menschen auf der Flucht
Der sudanesische Menschenrechtsaktivist Hafiz Mohamed von der Organisation "Justice Africa Sudan" bezeichnet die derzeitige Gewalt als ethnische Säuberungen. Hunderte Angehörige der Volksgruppe der Massalit seien allein im Ort Ardamata in dieser Woche von der RSF und verbündeten arabischen Milizen getötet worden, sagte Mohamed in einem Interview mit dem britischen Sender BBC.
In den ersten Monaten des Konflikts wurden mehrfach Feuerpausen zwischen den RSF und der Armee vereinbart - und wieder gebrochen. Beide Seiten beschuldigten einander.
Die RSF hatten vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass sie Al-Dschunaina erobert haben. Schon im Sommer war es dort bei Angriffen von RSF und verbündeter Milizen zu mutmaßlichen Kriegsverbrechen gekommen. Nach Angaben der UN aus dem Juli wurden dort Massengräber mit mehreren Dutzend ermordeten Zivilisten der ethnischen Minderheit Masalit gefunden. Die RSF bestritten die Vorwürfe. Insgesamt sind durch den Konflikt UN-Angaben zufolge sechs Millionen Menschen vertrieben worden - die meisten von ihnen sind weiterhin innerhalb des Landes auf der Flucht.