Angaben der UN zum Sudan Etwa 1.200 Kinder in Flüchtlingslagern gestorben
Seit Mitte Mai sind etwa 1.200 Kinder in Flüchtlingslagern im Sudan gestorben. Gründe seien Mangelernährung und Masern gewesen, melden die Vereinten Nationen. Die Kämpfe haben sich indes auf die Hafenstadt Port Sudan ausgeweitet.
In Flüchtlingslagern im Krisenland Sudan sind nach UN-Angaben seit Mitte Mai mehr als 1.200 Kinder gestorben. Die Kinder in neun Camps in dem nordostafrikanischen Land seien Opfer von Mangelernährung und Masern-Infektionen geworden, teilte das UN-Kinderhilfswerk UNICEF in Genf mit.
Wegen der "unentwegten Angriffe" auf Gesundheitseinrichtungen und der schlechten Ernährungslage im Sudan sei zu befürchten, "dass bis Jahresende mehrere tausend Neugeborene sterben".
Ausweitung der Kämpfe auf Port Sudan
Außerdem gibt es Meldungen, dass sich die seit April andauernden Kämpfe erstmals auf die Hafenstadt Port Sudan ausgeweitet haben. Die strategisch wichtige Hafenstadt am Roten Meer galt bislang als relativ sicher und beherbergt den einzigen noch funktionierenden Flughafen des Landes.
Sudanesische Soldaten lieferten sich dort nun Gefechte mit Mitgliedern einer Miliz, die sich selbst "Forces of the Eastern Sudan Parties and Movements Alliance" nennt, berichtete die BBC. Laut dem sudanesischen Sender Radio Tamazuj waren Soldaten in die Stadt vorgerückt, um von der Miliz errichtete Kontrollpunkte zu übernehmen.
Aufgrund der anhaltenden Kämpfe in weiten Teilen des Landes waren zahlreiche Organisationen, die Vereinten Nationen und Regierungsvertreter nach Port Sudan gezogen. Zudem diente die Stadt in den vergangenen drei Wochen als neuer Stützpunkt für den Oberbefehlshaber der sudanesischen Streitkräfte (SAF), General Abdel Fattah Al-Burhan.
Machtkampf zwischen Armeechef und paramilitärischem Befehlshaber
Hintergrund der Gewalt in dem nordostafrikanischen Land ist ein Machtkampf zwischen Armeechef General Abdul Fattah Al-Burhan und dem Befehlshaber der paramilitärischen "Rapid Support Forces", Mohamed Hamdan Dagalo. Dieser hatte in einer am 14. September in sozialen Netzwerken veröffentlichten Rede die Entwicklung von Port Sudan zum neuen Zentrum der SAF als "Bedrohung" bezeichnet und verkündet: "Wenn wir wollen, können wir heute in Port Sudan sein".
Tausende von Menschen gestorben
Seit dem Ausbruch der Kämpfe im April zwischen der sudanesischen Armee und den rivalisierenden paramilitärischen "Rapid Support Forces" sind Tausende von Menschen gestorben. Der Konflikt zerstörte bereits weite Teile der ohnehin schon fragilen Infrastruktur im Sudan. 80 Prozent der Krankenhäuser des Landes schlossen, Millionen Menschen leiden Hunger.
Mehr als fünf Millionen Bewohner wurden nach Angaben der UNO vertrieben. Allein aus der dicht besiedelten Hauptstadt Khartum flohen 2,8 Millionen Menschen vor den anhaltenden Luftangriffen, Artilleriegefechten und Straßenkämpfen. Internationale Bemühungen um eine Waffenruhe blieben bisher ergebnislos.