Duisburger Student Endlich raus aus Gaza
Der 25-jährige Almotasem-Bellah Shorafa hat es geschafft: Der Student aus Duisburg konnte nach Wochen der Angst den Gazastreifen verlassen.
"Das ist sehr schön, dass wir raus sind. Sehr entspannend - oder erleichternd, sagen wir so." Die Erleichterung ist Almotasem-Bellah Shorafa anzuhören: Er und neun Familienmitglieder haben es geschafft: Nach Wochen des Wartens sind sie endlich raus aus Gaza, konnten über den Rafah-Grenzübergang nach Ägypten ausreisen.
Jetzt sitzt der 25-Jährige im Bus nach Kairo - dementsprechend schlecht ist die Telefonqualität: "Heute morgen wurden wir mit Reisebussen von der Botschaft abgeholt, und jetzt sind wir auf dem Weg nach Kairo. Wir sind froh, dass wir heil rausgekommen sind."
Erst Hochzeit - und dann plötzlich Krieg
Eigentlich studiert Almotasem-Bellah Shorafa in Duisburg Maschinenbau. Der junge Mann mit palästinensischen Wurzeln ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, machte sein Abitur und fing an zu studieren. Nach Gaza war er mit seinen Eltern und Brüdern für die Herbstferien geflogen, um die Familie zu besuchen - und um dort zu heiraten.
Eine Woche nach der Hochzeit geht auf einmal der Krieg los und Raketen schlagen in der Nachbarschaft ein. "Teilweise sind die Raketen vor unserer Nase runtergekommen, Häuser zusammengebrochen", berichtet er. "Das konnte man alles hören - und sogar spüren. Das ganze Haus hat gebebt."
Enger Kontakt mit Auswärtigem Amt
Als die Bombeneinschläge immer näher kommen, flieht die Familie nach Rafah an die südliche Grenze von Gaza. Doch aus dem Land raus kommen sie nicht. Bange Wochen des Wartens beginnen. Alle hätten große Angst gehabt, berichtet er. 22 Familienmitglieder hockten in zwei Zimmern und warteten.
Mit dem Auswärtigen Amt in Berlin seien sie im engen Kontakt gewesen - und hätten sehnsüchtig gewartet, dass ihre Namen endlich auf der Liste mit Namen von denen auftauchen, die ausreisen dürfen. "Als wir dann endlich eine SMS und eine Nachricht per E-Mail bekommen haben, dass unsere Namen draufstehen, waren wir natürlich sehr froh, dass wir rauskommen", berichtet der junge Mann.
Die Ausreise selbst sei letztlich unspektakulär gewesen, sagt er: Passkontrolle auf Gazaseite, Passkontrolle auf ägyptischer Seite. Auf beiden Seiten mussten sie Geld bezahlen: eine Ausreisegebühr bei den Palästinensern, eine Visum-Einreisegebühr bei den Ägyptern. Das Geld habe jedoch nicht gereicht: "Dadurch dass wir flüchten mussten, hatten wir nicht genügend dabei." Aber die deutsche Botschaft sei vor Ort gewesen und konnte auch finanziell helfen.
Sorge um zurückgelassene Verwandte
Zu der Freude, es geschafft zu haben, mischt sich aber Sorge, berichtet er: Längst nicht alle Familienmitglieder hätten deutsche Pässe, einen Teil der Familie hätten sie in Gaza zurücklassen müssen - unklar, ob sie sie jemals wiedersehen. "Unsere Gedanken sind bei den Familienmitgliedern, die noch in Gaza sind, die leider nicht rauskommen konnten."
Der 25-Jährige ist nun mit dem Bus auf dem Weg nach Kairo - drei von der deutschen Botschaft organisierte Reisebusse voll mit Deutschen seien momentan unterwegs, berichtet er. Von Kairo aus wollen er und seine Familienmitglieder am Donnerstag den Rückflug nach Deutschland antreten. Auf sein Zuhause, auf Duisburg, freut er sich sehr: "Auf jeden Fall die Sicherheit, die Entspannung - und erstmal ausruhen!"