Lage im Gazastreifen Ägypten will Grenzübergang für Verletzte öffnen
Ägypten hat angekündigt, den Grenzübergang Rafah für verletzte Palästinenser aus dem Gazastreifen zu öffnen. Dafür werde im Norden der Halbinsel Sinai ein Feldlazarett errichtet. Zudem will Kairo mehr Hilfsgüter schicken.
Angesichts der israelischen Bombardierungen des Gazastreifens will Ägypten Verletzte aus dem Palästinensergebiet aufnehmen und behandeln. Die Nachrichtenagentur AFP zitiert einen Vertreter der Gesundheitsbehörden in der ägyptischen Stadt El Arisch, laut dem "medizinische Teams" heute am Grenzübergang Rafah sein werden. Rafah ist der einzige nicht von Israel kontrollierte Grenzübergang des Gazastreifens.
Die Grenzbehörde des von der militant-islamistischen Hamas regierten Gazastreifens erklärte, Ägypten habe sich zur Aufnahme von 81 Schwerverletzten bereiterklärt. Diese sollen den Angaben zufolge von dem Palästinensergebiet aus über Rafah nach Ägypten gebracht werden.
Bislang hatte sich Ägypten dagegen ausgesprochen, Menschen aus Gaza aufzunehmen. Die ägyptische Regierung befürchtet, dass sich der Konflikt auf das Land am Nil und darüber hinaus ausweiten könnte. Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte stattdessen vorgeschlagen, dass Israel die Palästinenser im Negev unterbringen sollte.
Feldlazarett im Norden des Sinai
Laut AFP sollen zahlreiche Krankenwagen auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs bereitstehen. Nach Angaben des ägyptischen Behördenvertreters soll rund 15 Kilometer von Rafah entfernt in der Stadt Scheich Suweid im Norden der Sinai-Halbinsel ein 1.300 Quadratmeter großes Feldlazarett errichtet werden, um Verletzte aus dem Gazastreifen zu behandeln.
Die US-Regierung äußerte die Hoffnung, dass auch US-Staatsbürger den Gazastreifen verlassen können. "Wir hoffen, dass jede Vereinbarung, Menschen herauszubekommen, auch die Möglichkeit schaffen würde, dass US-Bürger oder ihre Familien und andere Ausländer herauskommen", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, in Washington.
Ägypten will mehr Hilfsgüter liefern
Israels nationaler Sicherheitsberater Tsachi Hanegbi sagte derweil vor Journalisten, dass sein Land mit Ägypten darüber im Austausch stehe, was mit im Gazastreifen verletzten Menschen geschehen solle: "Ägypten ist ein Staat, mit dem wir befreundet sind. Der Staat befindet sich mit uns im Frieden." Man wisse, dass es Ägypten wichtig sei, einen Ansturm von heimatvertriebenen Palästinensern aus dem Gazastreifen nach Ägypten zu verhindern. Er betonte aber auch, dass es immer noch Meinungsverschiedenheiten über Hilfslieferungen für den Gazastreifen gibt.
Zuletzt waren innerhalb von 24 Stunden insgesamt 66 Lkw mit Hilfsgütern über die Grenze gekommen. Das ist die größte Zahl seit Beginn der Lieferungen. Laut UN werden täglich 100 Lastwagenladungen benötigt, um die 2,2 Millionen Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Vor Kriegsbeginn kamen nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA im Durchschnitt unter der Woche täglich 500 Lkw in den Gazastreifen, um die Menschen dort zu versorgen.
Ägypten will daher mehr Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen schicken. Israel erklärt hingegen, es habe nur begrenzte Kapazitäten für eine Kontrolle der Lkw.
Die Entscheidung für die Aufnahme von Verletzten aus dem Gazastreifen fiel Stunden nach einem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Dschabalia im Norden des Gazastreifens, bei dem nach Angaben Israels und des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums mindestens 50 Menschen getötet und 150 verletzt worden waren.