Niederlage für Regierungslager Oppositionspolitiker Faye gewinnt Wahl in Senegal
Bis vor wenigen Monaten war der Oppositionspolitiker Faye in Senegal nahezu unbekannt. Doch nun hat er die Präsidentenwahl überraschend klar gewonnen. Regierungskandidat Ba räumte seine Niederlage bereits ein.
In Senegal ist der Oppositionskandidat Bassirou Diomaye Faye mit einer überraschend deutlicher Mehrheit zum Präsidenten gewählt worden. Regierungskandidat und Ex-Premierminister Amadou Ba gratulierte Faye zum Sieg, noch bevor die offiziellen vorläufigen Ergebnisse der Wahl am Sonntag veröffentlicht worden waren.
Bas Wahlkampfleitung hatte wenige Stunden zuvor noch erklärt, dass sie sich sicher sei, "dass es im ungünstigsten Fall zu einer Stichwahl kommen" würde. Sie bezichtigte Fayes Lager gar der "Manipulation". Nun folgte also die Kehrtwende. Ba wünschte in einer Mitteilung seinem Kontrahenten Faye viel Erfolg.
Wahlkampf mit Besen
Ein Einzug Fayes in den Präsidentenpalast bedeutet einen massiven politischen Einschnitt für Senegal. Faye hatte sich im Wahlkampf als "Kandidat für den Systemwechsel" bezeichnet und warb mit einem Besen dafür, das Land von Korruption und schlechter Regierungsführung zu säubern. Zudem hatte er in Aussicht gestellt, die Einkünfte aus den reichen Rohstoffvorkommen des Landes gerechter verteilen zu wollen.
Senegal gilt als stabile Demokratie
Erstmals in der Geschichte des westafrikanischen Landes ist damit ein neuer Präsident bereits im ersten Wahlgang gewählt worden. Die Auszählungen hatten schon wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale am Sonntagabend auf einen klaren Vorsprung für den 44-jährigen Faye schließen lassen. Um die Präsidentenwahl in der ersten Runde zu gewinnen, musste die absolute Mehrheit der Stimmen erreicht werden.
Die Wahl um die Nachfolge des seit 2012 regierenden Präsidenten Macky Sall galt als richtungsweisend für das Land mit seinen rund 18 Millionen Einwohnern. Senegal ist eine der stabilsten Demokratien Afrikas und hat seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich 1960 anders als andere Staaten der Region keinen Umsturz oder Militärputsch erlebt.
Sall wird für Erfolge in der wirtschaftlichen Entwicklung in dem Land gelobt, in dem in diesem Jahr die Förderung von Öl und Gas beginnen soll. Menschenrechtler kritisieren dagegen die Einschränkung politischer Freiheiten während seiner Amtszeit.
Faye wurde zuvor aus der Haft entlassen
Faye trat für das Lager des Oppositionsführers Ousmane Sonko und dessen aufgelöste Partei Afrikanische Patrioten Senegals für Arbeit, Ethik und Brüderlichkeit (Pastef) an. Der vor allem bei jungen Senegalesen als Elitenkritiker und Korruptionsbekämpfer verehrte Sonko durfte wegen einer Verurteilung in einem Verleumdungsprozess nicht selbst antreten.
Der bis vor einigen Monaten gänzlich unbekannte Faye, Sonkos enger Vertrauter und Ex-Generalsekretär der Partei, wurde als Plan B nominiert. Der Steuerbeamte wurde erst zehn Tage vor der Wahl gemeinsam mit Sonko unter einem Amnestiegesetz aus dem Gefängnis entlassen, wo er seit vergangenem April wegen Vorwurfs der Verleumdung und Richterbeleidigung saß, weil er in einem Facebook-Post die Justiz in Sonkos Prozess kritisiert hatte.
Tote bei Protesten
Vor der Wahl hatte es eine wochenlange politische Krise gegeben. Staatschef Sall hatte zwar nach politischem Druck auf eine Kandidatur für eine umstrittene dritte Amtszeit verzichtet, aber dann die für den 25. Februar angesetzte Präsidentenwahl am 3. Februar überraschend abgesagt, weil es Unstimmigkeiten rund um die Zulassung der Kandidaten gegeben hatte.
Nach Protesten mit vier Toten und wochenlangem Tauziehen zwischen den Institutionen fand die Wahl schließlich mit rund einem Monat Verspätung statt. Registriert waren gut 7,3 Millionen Wähler. Das offizielle Ergebnis wird im Laufe dieser Woche erwartet.