Präsidentenwahl im Senegal Stimmen abgegeben - Ausgang offen
Senegal gilt als eine der stabilsten Demokratien in Afrika. Umso größer war der Aufruhr, als Präsident Sall im Februar die Wahl seines Nachfolgers absagte. Nun wurde doch abgestimmt - mit offenem Ausgang.
Im westafrikanischen Senegal hat die Auszählung der Stimmen begonnen. Rund sieben Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Zuvor war es zu Protesten gekommen - auch mit Toten - weil Amtsinhaber Macky Sall die ursprünglich für Februar anberaumte Wahl verschoben hatte. Nach dieser politischen Krise gilt der Wahlausgang nun als offen.
Die Wahlbüros schlossen pünktlich um 18 Uhr. Wahlberechtigte konnten zwischen 17 Kandidaten wählen, darunter eine Frau. Als Favoriten gelten der 62-jährige Regierungskandidat Amadou Ba und der 43-jährige Oppositionsvertreter Bassirou Diomaye Faye, der sich als Kandidat des Systemwechsels positioniert hatte. Erst kurz vor den Wahlen waren er und sein populärer Parteikollege Ousmane Sonko aus dem Gefängnis entlassen worden - ihre vor allem jungen Anhänger sprechen von einem politischen Prozess gegen die Oppositionellen.
Hunderte Wahlbeobachter entsandt
EU-Wahl-Beobachter sagten, die Wahl sei "ruhig, effizient und in sehr geordneter Weise" verlaufen. Zivilgesellschaftliche Organisationen, die Afrikanische Union, die westafrikanische Wirtschaftsunion ECOWAS sowie die EU hatten hunderte Wahlbeobachter entsandt.
Der Wahlausgang gilt - bedingt durch die monatelange politische Krise - als unvorhersehbar. Erste vorläufige Ergebnisse werden Anfang der Woche erwartet. Der Termin einer möglichen Stichwahl steht noch nicht fest.
Nie zuvor wurde eine Wahl verschoben
Ursprünglich sollte die Präsidentenwahl am 25. Februar stattfinden, dann wurde sie überraschend von Amtsinhaber Macky Sall auf Ende des Jahres verschoben - das hatte zu Protesten geführt. Der Verfassungsrat ordnete daraufhin einen früheren Termin an. In der Geschichte des Landes war nie zuvor eine Wahl verschoben worden.
Senegal gilt eigentlich als Vorbild für Demokratie und Stabilität in Westafrika und als strategischer Partner für westliche Staaten in der Sahelzone. In Staaten der Region hatten sich in den vergangenen Jahren mehrfach anti-westliche Militärs an die Macht geputscht - etwa in Guinea, Mali, Burkina Faso und Niger.