Herero-Aufstand vor 120 Jahren Der schwere Weg zur Aussöhnung
Im Jahr 1904 erhoben sich die Herero und Nama gegen die deutschen Besatzer. Der Aufstand wurde brutal niedergeschlagen und endete im Völkermord. Bis heute gibt es keine Aussöhnung zwischen Namibia und Deutschland.
Es ist ein bitterer Gedenktag. 20 Jahre lang hatten die deutschen Kolonialherren im sogenannten "Schutzgebiet Deutsch-Südwest-Afrika" ein Schreckensregiment geführt. Die einheimische Bevölkerung wurde unterdrückt, entrechtet und ausgebeutet. Der 12. Januar 1904 markiert einen Wendepunkt. Denn die Volksgruppe der Herero begann, sich gegen die Besatzer zu wehren. Die Nama schlossen sich dem Aufstand an. Die deutschen Truppen wurden von den Angriffen überrascht - und reagierten mit brutaler Härte.
Zehntausende Menschen sind dem Vernichtungsfeldzug unter Kommando von Generalleutnant Lothar von Trotha zum Opfer gefallen. Die Wunden sind bis heute nicht verheilt. Die Psychologin und namibische Regierungsberaterin Marcella Katjijova spricht von einem Trauma, das immer noch da sei. Man spüre nach wie vor den Schmerz, der in den Menschen nachklinge.
Deutschland verspricht mehr als eine Milliarde Euro
Vor knapp drei Jahren haben sich die deutsche und die namibische Regierung nach langen Verhandlungen auf ein sogenanntes "Aussöhnungsabkommen" verständigt. Allerdings lehnen die Betroffenen die Vereinbarung kategorisch ab. Sie fühlen sich nicht ausreichend beteiligt und halten die Zusagen für völlig unzureichend.
Der Menschenrechtsaktivist Ngamane Karuaihe-Upi gehört zur Volksgruppe der Herero und sagt:
Für uns ist klar: Das Angebot der Deutschen ist lächerlich. Es nimmt uns nicht ernst.
In der "Gemeinsamen Erklärung" erkennt Deutschland die Verbrechen in der früheren Kolonie als Völkermord an und verspricht, in den nächsten 30 Jahren mehr als eine Milliarde Euro für Entwicklungsprojekte in Namibia bereitzustellen, um den Nachfahren der Genozid-Opfer zu helfen. Ausdrücklich als "Geste der Anerkennung", und nicht als Reparationszahlung - um mögliche weitere Rechtsansprüche zu verhindern.
Traumata von Generation zu Generation weitergetragen
Im Aussöhnungsprozess muss es um sehr viel mehr gehen als nur um Geld, sagt die namibische Psychologin Marcella Katjijova und verweist darauf, dass die erlittenen Traumata in den Opferfamilien von Generation zu Generation weitergegeben würden. Die Menschen bräuchten deshalb eine offene Diskussion darüber, wie eine echte Wiedergutmachung aussehen könnte. Es müsse Orte zum Trauern, Gedenkfeiern und Museen geben, in denen die deutsche Zeit, die Zeit des Genozids gezeigt und erklärt werde. Außerdem sollten spezielle Programme aufgelegt werden, damit namibische Kinder zum Lernen und zum Studieren nach Deutschland gehen könnten.
Die Bundesregierung bezeichnet die "Gemeinsame Erklärung" als Meilenstein auf dem Weg der deutsch-namibischen Aussöhnung. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es auf Anfrage der ARD in Johannesburg, derzeit liefen konstruktive Gespräche, um die Details des Abkommens in einem Anhang zu regeln. Zuletzt habe es Anfang Dezember ein Treffen in Berlin gegeben. Dabei hätten - wie auch schon früher - Vertreter der betroffenen Gemeinschaften mit am Tisch gesessen.