"Uthörn" getauft Klimaschonend die Nordsee erforschen
Sie soll die Nordsee erforschen - und dabei klimaneutral unterwegs sein. In Bremerhaven wurde die "Uthörn" von Forschungsministerin Stark-Watzinger getauft. Das Forschungsschiff fährt als erstes seiner Art mit grünem Methanol.
Die Wissenschaftler des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) erhalten ein neues, umweltschonendes Forschungsschiff. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger taufte die "Uthörn" im niedersächsischen Berne. Als erstes deutsches Seeschiff erhält der 35 Meter lange und etwa 15 Millionen Euro teure Neubau einen besonders emissionsarmen Methanolantrieb. Das Methanol soll dabei "grün" sein, also mithilfe erneuerbarer Energien gewonnen werden.
Nachhaltige Erforschung der Nordsee
"Als Kraftstoff ist Methanol bislang ein Experiment gewesen", sagte Stark-Watzinger. "Deswegen ist es heute ein so wichtiger Schritt auf einem Weg zu einer sauberen Schifffahrt." AWI-Direktorin Antje Boetius sprach daher von einem "Meilenstein in Richtung nachhaltige Infrastruktur der Meeresforschung".
Auch beim Heizen und Kühlen spart die "Uthörn" laut AWI Energie. Zum ersten Mal komme eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe an Bord eines Schiffes zum Einsatz. Die benötige nur noch ein Fünftel der Energie, die für einen herkömmlichen Heizkessel aufgewendet werden muss.
Mit der "Uthörn" wollen Forscher über die Nordsee fahren und untersuchen, wie sich das Meer verändert hat. Dabei erfassen sie immer wieder an denselben Stellen den physikalischen, chemischen und biologischen Zustand des Meeres. Auf diese Weise entstehen laut AWI wertvolle Messreihen, an denen die Forscher kleinste Veränderungen der Umwelt feststellen. Das Schiff verfügt neben einem großen Arbeitsdeck mit Trocken- und Nasslabor auch über zwei Kranausleger für Schleppnetze und Wasserschöpfer, ein Multi-Frequenz-Fischerei-Echolot zum Aufspüren und Identifizieren von Fischschwärmen.
Auswirkungen des Klimawandels untersuchen
"Wir können in Windparks forschen oder den Meeresboden vermessen", sagte die stellvertretende Direktorin des AWI, Karen Wiltshire, über das Multifunktionsschiff. Mithilfe des Kutters werde man beispielsweise herausfinden, ob sich die Deutsche Bucht von den Schadstoffeinträgen der 1970er- und 1980er-Jahre erhole, so Wiltshire. Auch werde man sehen, ob sich geschädigte Meeresböden regenerierten und zudem die Auswirkungen des Klimawandels untersuchen. Die "Uthörn", die nach einer kleinen Nebeninsel Sylts benannt wurde, wird auch zur Ausbildung von Meeresbiologen genutzt.
Nach Angaben des AWI fährt die "Uthörn" mit zwei elektrischen Fahrmotoren. Die Energie für diese liefern zwei Verbrenner-Motoren, die mit Methanol statt mit Schiffsdiesel angetrieben werden. Dabei gelangten keine Rußpartikel in die Luft - anders als bei der Verbrennung von Benzin, Diesel und Schweröl. Weil Methanol im Vergleich zum Diesel nur eine etwa halb so hohe Energiedichte hat, sei die "Uthörn" mit deutlich größeren Tanks als ihre Vorgängerin ausgestattet worden. Ein rein elektrischer Antrieb hätte allerdings riesige, Dutzende Tonnen schwere Batterien erfordert - was das Schiff doppelt so groß gemacht hätte.
Wasserstoff mit Windenergie gewonnen
Noch ist nicht abschließend geklärt, woher das grüne Methanol zum Betrieb des Schiffs stammen wird. Die Reederei Laeisz, die das Schiff im Auftrag des AWI betreibt, befinde sich gegenwärtig in Gesprächen mit zwei möglichen Lieferanten, sagte Henning Westphal von Laeisz. Das AWI, ein Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, plant zudem den Bau einer Pilotanlage zur Herstellung grünen Methanols in Bremerhaven. Damit könnte künftig der nachhaltige Kraftstoff teilweise direkt vor der Haustür produziert werden.
Grünes Methanol, ein nahezu CO2-neutraler Kraftstoff, entsteht, wenn die Energie zu seiner Herstellung aus erneuerbaren Quellen stammt. Dazu wird etwa mit Hilfe von Windenergie Wasserstoff produziert, der mit CO2 zu Methanol reagiert. Das CO2 kann beispielsweise aus einer Kläranlage kommen.
Das Vorgängerschiff, die alte "Uthörn", verbrauchte laut AWI im Schnitt pro Jahr 76 Tonnen Dieselöl. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von rund 243 Tonnen. Zum Vergleich: Jeder Deutsche produziert im Schnitt etwa elf Tonnen CO2. Das neue Schiff soll nach gut zweijähriger Bauzeit im Dezember an die Meeresforscher übergeben werden.