Baumschule unter Wasser "Die letzte Chance, um Korallen zu retten"
Der Klimawandel bedroht die Korallenriffe im Indischen Ozean. Vor den Seychellen züchten Forscher daher Korallengärten im Meer, um die Riffe widerstandsfähiger zu machen. Doch das ist ziemlich aufwändig.
Taucher lassen sich rückwärts von der Bordwand gleiten. Ihr Boot hat im Indischen Ozean vor den Seychellen festgemacht. Tief im Wasser wartet hier Arbeit auf die kleine Gruppe. Sie sind Riffretter und wollen Korallen wieder aufforsten. "Wir arbeiten mit sogenannten Superkorallen", sagt Luca Saponari, einer der Taucher. "Diese Korallen haben in den vergangenen Jahren überlebt, auch wenn andere abgestorben sind. Sie sind stark und widerstandsfähig. So soll sich das Riff erholen."
Ein Großteil der Korallen vor den Seychellen wurde vor mehr als 20 Jahren zerstört. Damals traf das Wetterphänomen "El Niño" die Inselgruppe und führte dazu, dass die Wassertemperatur stieg. Die Folge: Eine Korallenbleiche. "Korallen leben in Symbiose oder in Partnerschaft mit Algen. So bekommen sie ihre Nahrung", sagt der Vorsitzende der Umweltorganisation "Nature Seychelles", Nirmal Shah. "Bei höheren Wassertemperaturen können aber die Algen nicht überleben. Die Korallen verlieren ihre Farbe, sie sind nicht mehr geschützt und sie sterben."
Ein Großteil der Korallenriffe vor den Seychellen ist zerstört.
"Klimawandel richtet großen Schaden an"
Wieder zurück an Bord zeigt Saponari, wie die Korallengärten unter Wasser funktionieren. Es werden Pflöcke in den Meeresboden gerammt und dazwischen Seile gespannt. An den langen Schnüren befestigen die Riffretter Bruchstücke von Korallen. "Das machen wir an jedem Seil etwa 100 mal", sagt Saponari. "So entsteht die Aufzuchtstation."
Eine Art "Korallen-Baumschule" unter Wasser. Die Seilgärten müssen regelmäßig gereinigt werden. Dazu nehmen die Taucher Bürsten mit. Wenn alles gut geht, wachsen und gedeihen die Korallen, bis sie selbständig überleben können. "Der Klimawandel und wir als Menschen, die den CO2-Ausstoß vorantreiben, richten großen Schaden an", sagt Saponari. "Wir müssen tun, was wir können, um diesen Prozess aufzuhalten. Der Wiederaufbau der Riffe ist die letzte Chance, um die Korallen zu retten."
"Wir können nur nach vorne schauen"
Vor einigen Seychellen-Inseln hat sich die Unterwasserwelt erholt. Damit haben auch bedrohte Fischarten wieder einen Lebensraum. Die neuen "Superkorallen" sollen kommende Katastrophen besser überstehen, sagt Umweltschützer Shah: "Wir hoffen, dass falls der nächste El Niño kommt, unsere Riffe überleben werden. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Wir können nur nach vorne schauen."
Darum tauchen die Riffretter immer wieder ab. Und versuchen jeden Tag aufs Neue, das Leben im Indischen Ozean vor den Seychellen zurückzubringen.