Überschwemmungen in Deutschland Wie sich der Regen auf die Tiere auswirkt
Das Hochwasser ist nicht nur für Menschen und die Landwirtschaft eine Gefahr. Es hat auch Auswirkungen auf Wildtiere, insbesondere auf deren Nachwuchs. Ein Tier kommt jedoch besonders gut damit zurecht.
Die Brut vieler Insekten stirbt bei Hochwasser. Maulwürfe können sich retten, wenn sie schnell genug sind. Füchse klettern schon mal auf Deiche, wenn dort nicht gerade Touristen stehen. Tiere können unterschiedlich mit dem Hochwasser umgehen:
Maulwürfe
Maulwürfe können schwimmen, meiden aber Kontakt zu Wasser. "Wenn das Hochwasser zu schnell kommt, kommen viele Maulwürfe nicht rechtzeitig aus ihrem Bau heraus", sagt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. Steigt das Wasser nur langsam, schafften es aber manche der Tiere noch umzuziehen, und zwar über die Erde. Auf Feuchtwiesen bauen Maulwürfe mit ihren Grabschaufeln oft sogenannte Sumpfburgen auf. Diese Hügel können bis zu einem Meter hoch sein und einen Durchmesser von bis zu 1,5 Metern haben.
Mäuse
Dauerregen wie aktuell kann Einfluss auf Mäusepopulationen haben. Erwachsene Mäuse sind in der Lage zu schwimmen, werden aber dann an Land leichte Beute von Greifvögeln oder Füchsen. Junge Mäuse ertrinken, wenn sie es nicht schaffen, aus ihren Gängen zu flüchten.
Hochwasser haben immer auch Auswirkungen auf den kommenden Sommer. Ist die Mäusepopulation dezimiert, haben Beutegreifer weniger Nahrung. Das wiederum hat Folgen für ihre Populationen. So sinkt in der Regel auch die Anzahl von Mäusebussarden oder Turmfalken, denn sie haben weniger Nahrung und können weniger Jungvögel aufziehen.
Hasen, Rehe und Co.
Viele Tiere sind laut Wildtier Stiftung Überschwemmungen gewohnt. In Gebieten, wo das möglich ist, ziehen sich Rehe, Hirsche, Wildschweine und Füchse an halbwegs trockene Orte im Wald zurück. "Feldhasen haben es schwer bei Feuchtigkeit. Sie sind ursprünglich Steppenbewohner, die mögen es warm und trocken", sagt Calvi. Insbesondere Jungtiere könnten bei andauernder Nässe krank werden und verenden.
Hase, Reh und Fuchs müssten bei Hochwasser oft auf Deiche steigen, um sich zu retten, betont Calvi. Wenn dort zu viele Schaulustige seien, könne es sein, dass sie zurück ins Wasser laufen und ertrinken. "Jeder Mensch, der nichts auf den Deichen zu suchen hat, sollte sie daher meiden."
Vögel
Für Wasservögel sind überschwemmte Seen naturgemäß kein Problem. Sie nehmen die neuen Wasserflächen sehr schnell in Beschlag. Auch für die meisten anderen Vögel sind Überschwemmungen außerhalb der Brutzeit nicht problematisch, wohl aber Dauerregen. Vogelexperte Martin Rümmler vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) sagt, sie könnten sich zwar lange an geschützten Stellen aufhalten, müssten diese zur Nahrungssuche aber auch bei Dauerregen verlassen.
Das spezielle Gefieder von Eulen beispielsweise ermöglicht es den Vögeln zwar, dass sie lautlos fliegen können. Der Nachteil ist aber, dass es weniger wasserdicht ist. Das heißt, dass Eulen bei schlechtem Wetter nicht jagen können.
Eulen können bei schlechtem Wetter nicht jagen.
Probleme mit Dauerregen haben auch kleinere Vögel. "Je kleiner der Vogel ist, desto leichter kühlt er aus, wenn sein Gefieder durchnässt ist. Meisen sind gefährdeter als Tauben." Dauerregen sei nicht unbedingt bestandsgefährdend, jedoch gefährlich oder ungünstig für einzelne Tiere.
Wer einen kranken, unterkühlten Vogel finde, sollte sich laut Rümmler vorsichtig nähern und ihn in eine trockene, auf einer Seite offene Box setzen. Diese sollte draußen an einen möglichst warmen Ort gestellt werden. In Innenräumen sei für Vögel die Verletzungsgefahr zu hoch, wenn sie wieder losfliegen.
Insekten
Auch Insekten sind laut Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung durch Überschwemmungen gefährdet: Eier vieler Wildbienen, Larven mancher Käfer und zahlreiche junge Hummelköniginnen überwintern im Boden - sie alle seien bei Hochwasser verloren. Das wiederum hat Auswirkungen auf Tiere, die sich von Insekten ernähren, wie zum Beispiel viele Singvögel.
Regenwürmer
Regenwürmer könnten Überschwemmungen erstaunlich gut überdauern, sagt Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur Wien. "Es gibt Berichte, dass Regenwürmer Überschwemmungen mehrere Wochen, ja sogar mehrere Monate überleben können." Es gebe dabei zwar Unterschiede zwischen den fast 50 verschiedene Regenwurmarten in Deutschland.
Sie könnten aber über die Hautatmung Sauerstoff bis zu einem gewissen Umfang auch direkt aus dem Wasser aufnehmen. "Es wird angenommen, dass sie bei Regen nicht an die Oberfläche kommen, weil es im Boden an Sauerstoff mangelt. Sondern weil die Bedingungen bei Regen - hohe Luftfeuchtigkeit, keine Sonne - für sie günstig sind, um ihren Lebensraum zu erweitern", so Zaller.
"Außerdem können sich Regenwürmer nur an der Oberfläche paaren, und die Bedingungen sind bei Regen günstig, weil bei Sonne die Gefahr besteht, dass sie während des mehrstündigen Paarungsakts austrocknen." Es könne schon sein, dass einige Regenwürmer durch das aktuelle Hochwasser von der Oberfläche weggeschwemmt worden seien. "Einige ziehen sich aber nach der Paarung auch bei Regen wieder in den Boden zurück.
Regenwürmer sorgten für eine gute Bodendurchlüftung, erhöhten die Wasserinfiltration und verbessern den Humusaufbau im Boden. Das helfe gegen Überschwemmungen. "Das Wasser in regenwurmreichen Böden versickert schneller, und ein höherer Humusgehalt wirkt wie ein Schwamm, der das Wasser besser halten kann."